Parlamentskorrespondenz Nr. 638 vom 03.07.2008

Kulturausschuss nimmt Museumslandschaft in Augenschein

Heimische KünstlerInnen nagen am Hungertuch

Wien (PK) – Seine heutige Sitzung begann der Kulturausschuss des Nationalrats mit einer Aussprache über aktuelle Fragen aus dem Arbeitsbereich des Ausschusses. Im Fokus stand dabei die Zukunft der heimischen Museumslandschaft.

Abgeordnete Christine Muttonen (S) bewertete die museumspolitische Initiative sehr positiv. Der internationale Dialog unter Einbeziehung aller Parlamentsfraktionen sei als wichtiger Schritt zu sehen, was auch für die Schaffung der Direktorenrunde gelte. Generell seien die Ziele und Schwerpunkt im Museumsbereich sehr begrüßenswert, vor allem hinsichtlich der Stärkung der Gegenwartskunst und der Forschung.

Abgeordneter Wolfgang Zinggl (G) erkundigte sich zunächst nach dem konkreten Procedere bei Haftungsübernahmen durch den Bund und fragte unter Hinweis auf die Van Gogh-Ausstellung in der "Albertina", ob die neuerdings Einzug haltenden "Blockbuster-Ausstellungen" ein Weg seien, den die Ministerin begrüße. Schließlich begehrte Zinggl Auskünfte über die budgetpolitischen Vorstellungen der Ministerin im Hinblick auf eine Orientierung im Museumsbereich.

Abgeordneter Veit Schalle (B) plädierte für ein Zusammenführen infrastruktureller Aspekte im Museumsbereich. So sollten im Sinne der Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit Aspekte wie Einkauf, EDV und dergleichen zentralisiert werden. Auch eine zentrale Ausstellungskoordination zur Vermeidung von Überschneidungen sei wünschenswert. Schließlich verwies Schalle auch darauf, dass Kultur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor – etwa für den Fremdenverkehr – sei, was man bei den Budgetverhandlungen berücksichtigen sollte, seien doch die diesbezüglichen Mittel eben nicht nur eine Investition in die Kultur.

Abgeordneter Peter Sonnberger (V) befasste sich mit der Neubesetzung der Direktion im KHM, Abgeordnete Claudia Durchschlag (V) thematisierte den eintrittsfreien Tag in den Bundesmuseen und erkundigte sich nach dem Stand der Dinge. Abgeordnete Andrea Kuntzl (S) schloss daran an und meinte darüber hinaus, wichtig sei die Erstellung eines Gesamtkonzepts gewesen, um den Stillstand der letzten Jahre zu überwinden. Hinsichtlich des eintrittsfreien Tages wäre es interessant zu erfahren, ob die Landesmuseen an dieser Stelle mitzögen.

Abgeordnete Gertrude Brinek (V) erkundigte sich, wann der Kultur- und der Kunstbericht 2007 vorlägen, Abgeordnete Elisabeth Hlavac (S) befasste sich mit Gender Mainstreaming, und Abgeordneter Christoph Kainz (V) thematisierte die heimische Baukultur aus der Sicht der Bürgermeister.

Bundesministerin Claudia Schmied ging zunächst auf den Fahrplan des museumspolitischen Dialogs ein und erläuterte dessen Details. Unter anderem gehe es um eine Überarbeitung der Museumsordnungen, um Rahmen- und Zielvereinbarungen und um regelmäßige Gespräche mit den Direktoren zwecks entsprechender Vorhabensberichte. Dabei denke sie aber nicht an eine eigene Holding, die Steuerung der Aktivitäten solle nach wie vor durch das Ministerium erfolgen.

Auf die kulturpolitischen Ziele angesprochen, meinte die Ministerin, sie wolle eine Teilhabe der Bevölkerung erreichen. Es komme darauf an, das museale Angebot nicht nur aus der Sicht der Historie zu betrachten, sondern verstärkten Gegenwartsbezug zu schaffen, mit welchem der Bevölkerung vermittelt werden solle, dass es sich um ihre Kultur und ihre Museen handle.

Der Zutritt zu dieser Kultur und zu diesen Museen wird jedoch der Bevölkerung auch weiterhin nicht erleichtert, denn, so die Ministerin, der eintrittsfreie Tag sei eine Finanzierungsfrage. Stattdessen solle es ab dem 1. Januar 2009 Jugendlichen auch aus dem EU-Ausland ermöglicht werden, die österreichischen Kulturschätze kostenlos zu bestaunen. Wolle man hingegen auch der österreichischen Bevölkerung ermöglichen, einmal im Monat diese in Augenschein zu nehmen, so müsse man die Basisabgeltungen für die Bundesmuseen entsprechend adaptieren. Schmied sagte, man stehe hinsichtlich dieses Themas, zu dem sich die Bundesregierung ja in ihrem Programm bekannt hatte, in Verhandlungen mit dem Finanzministerium, doch die ersten Signale aus der Himmelpfortgasse seien "nicht sehr hoffnungsfroh".

Mehr Geld wird es hingegen für Forschung und für Gegenwartskunst geben, wobei gemeinsam mit den kaufmännischen Leitern der Museen nach Wegen gesucht werde, die entsprechenden Maßnahmen zu bündeln. Die Ministerin zeigte sich erfreut über große Initiativen, wie sie etwa von der "Albertina" gesetzt würden und meinte, sie wolle auch andere Direktoren ermutigen, diesen Schritt zu gehen. Im übrigen sei sie froh, dass es gelungen sei, hauseigenen Kräften eine Möglichkeit zur Profilierung zu geben, meinte Schmied in Bezug auf das KHM, zudem wolle sie danach trachten, dass künftighin noch mehr Frauen Verantwortung im Kunst- und Kulturbereich erhielten.

Hinsichtlich der Budgetverhandlungen gebe es umfangreiche Vorbereitungen des Ministeriums, man werde also bestens vorbereitet in die Gespräche gehen.

Sodann berichtete Schmied über die ersten Ergebnisse der Studie zur sozialen Lage der Künstlerinnen und Künstler. Ein Drittel der heimischen Kulturschaffenden verdienten weniger als 2.200 € netto im Jahr, ein weiteres Drittel bleibe mit seinen Jahreseinnahmen unter 8.000 €. Letztlich verdienten nur die oberen 10 Prozent mehr als 20.000 € netto im Jahr, hielt Schmied fest.

Unter den Kunstschaffenden gebe es eine bemerkenswerte Wohnortkonzentration in Wien und eine verhältnismäßig hohe Mobilität. Frauen hätten eher kunstspezifische Ausbildung als Männer, die Akademikerquote sei nennenswert hoch, 80 Prozent der Künstler nähmen laufend Weiterbildung in Anspruch. Ungeachtet dieser hervorragenden Qualifikation müsse jeder fünfte Künstler in einer kunstfernen Tätigkeit für seinen Unterhalt sorgen, weitere 58 Prozent erwerben ihre Lebensgrundlagen durch Arbeit im kunstnahen Bereich, etwa in der Aus- und Weiterbildung.

Genauere Ergebnisse würden, wie auch bei den anderen derzeit in Arbeit befindlichen Studien, im Herbst vorliegen, kündigte Schmied an, die weiters ausführte, dass auch der Kunst- und Kulturbericht, der im Sinne der ministeriellen Verantwortung künftig zusammengeführt werden solle, im Herbst übersandt werde. Der Bericht 2008 solle dafür schon im Juni 2009 vorliegen, sagte die Ministerin.

Schließlich wies Schmied noch darauf hin, dass die Baukultur nun beim BKA ressortiere, ihre Ministerium aber weiter eingebunden sei. Der Maßnahmenkatalog des Reports werde zügig abgearbeitet, schloss Schmied.

Oppositionsanträge vertagt

Mit den Stimmen der Regierungsparteien vertagt wurden sodann die übrigen auf der Tagesordnung befindlichen Materien. Hierbei ging es zum einen um Anträge der Grünen und des BZÖ betreffend freien Eintritt in die Bundesmuseen zumindest einmal pro Monat (230/A [E] bzw. 433/A [E]) sowie zum anderen um einen G-Antrag (336/A) auf Schaffung eines Bundesgesetzes zur Förderung der Kunst und der kulturellen Vielfalt. (Schluss)


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