Parlamentskorrespondenz Nr. 490 vom 18.06.2010

Jugendarbeitslosigkeit in Österreich weit unter EU-Durchschnitt

Jugendliche mit Migrationshintergrund als "Sorgenkinder"

Wien (PK) - Trotz internationaler Finanz- und Wirtschaftskrise konnte Österreich seine EU-weit hervorragende Position im Bereich der Jugendbeschäftigung halten, heißt es im aktuellen Bericht des Wirtschaftsministeriums zur Situation der Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung (III-158 d.B.). Dennoch sei aber unübersehbar, dass die Krise bei der Jugendbeschäftigung auch in Österreich Spuren hinterlassen hat und die österreichische Bildungs-, Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik vor besondere Herausforderungen gestellt ist, geben die Verfasser gleichzeitig zu bedenken.

2009 lag Jugendarbeitslosigkeit bei 10 %

Wie aus einem Vergleich der EU-27 hervorgeht, liegt Österreich mit einer Jugendarbeitslosigkeit von 10 % im Jahr 2009 deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 19,6 % und nimmt damit hinter den Niederlanden die zweitgünstigste Position ein. Auch der Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit fiel in Österreich (+ 2 Prozentpunkte) im vergangenen Jahr geringer aus als in der EU insgesamt (+ 4,2 Prozentpunkte).

Der Bericht begründet diese vergleichsweise gute Integration der Jugendlichen am Arbeitsmarkt mit dem hoch entwickelten System der beruflichen Erstausbildung und stellt fest, vor allem die duale Lehrlingsausbildung verschaffe Österreich eine besonders gute Position im internationalen Vergleich. Trotzdem dürfe allerdings, wie der Bericht zu bedenken gibt, nicht übersehen werden, dass von der Krise besonders die Jugendlichen betroffen waren, deren Arbeitslosenquote wesentlich stärker gestiegen ist als jene der Älteren. Als Ursache für diesen überproportionalen Anstieg wird dabei der Umstand angesehen, dass viele Unternehmen auch bei fehlender Auslastung versuchen, nach Möglichkeit ihr bestehendes älteres Personal zu halten, während die Zahl der Neueinstellungen von Jüngeren zurückgeht.

Handlungsbedarf bei Jungendlichen mit Migrationshintergrund

Eine der größten Herausforderungen für das System der österreichischen Berufsausbildung liegt nach Einschätzung des Berichts in der Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Es sei davon auszugehen, dass rund ein Drittel bis maximal die Hälfte der Jungendlichen mit Migrationshintergrund ohne weiterführenden Bildungsabschluss aus dem Bildungssystem ausscheiden, während bei den Jugendlichen ohne Migrationshintergrund dieser Anteil deutlich unter 10 % liegt, heißt es dazu. Dabei gelte es gerade auch angesichts des bis 2016 zu erwartenden Rückgangs der 15-Jährigen und somit der Lehranfängerzahlen, dieses besondere Potential an qualifizierten und talentierten zukünftigen Fachkräften zu nutzen, mahnt der Bericht und verweist in diesem Zusammenhang auf die Mehrsprachigkeit als wichtige Humanressource und Wettbewerbsvorteil.

Bericht fordert weiterführende Ausbildung für alle Jugendliche

Der Bericht empfiehlt nun vor allem auch vor dem Hintergrund der als Folge der aktuellen Krise stark gestiegenen Jugendarbeitslosigkeit eine Fortsetzung und allenfalls auch einen Ausbau der österreichischen Politik der "Ausbildungsgarantie" mit dem Ziel, allen Jugendlichen den Abschluss einer weiterführenden       (Berufs-)Ausbildung zu ermöglichen. Der Schwerpunkt dieser Politik sollte dabei neben einem ausreichendem und hochwertigen Angebot von berufsbildenden mittleren und höheren Schulen auf der Förderung der dualen betrieblichen Lehrausbildung liegen.

"Berufsorientierung" als Unterrichtsgegenstand

Unmittelbaren Handlungsbedarf ortet der Bericht hinsichtlich der unzureichenden Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in das System der beruflichen Erstausbildung. Zur Vermeidung eines frühen Ausscheidens aus dem Bildungssystem schlagen die Verfasser vor allem den Ausbau und die Intensivierung der Berufsorientierung, Bildungs- und Berufsberatung und die Sicherstellung eines niederschwelligen Zugangs vor. Der Bericht stellt in diesem Zusammenhang die Einführung eines eigenen Unterrichtsgegenstands "Berufsorientierung" in der 7. Und 8. Schulstufe zur Diskussion und gibt zu bedenken, die bisherige integrierte Form der Berufsorientierung habe sich für benachteiligte Jugendliche als unzureichend herausgestellt. Stärker gefördert sollten überdies auch außerschulische Berufsorientierungsangebote wie die "Schnupperlehre" werden.

Um Jugendlichen mit Migrationshintergrund einen besseren Zugang zu einer betrieblichen Lehrausbildung zu ermöglichen, empfiehlt der Bericht auch noch weitere Maßnahmen, etwa die rechtliche und bürokratische Vereinfachung der Beschäftigung von Lehrlingen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft, Beschäftigungsbewilligung bzw. Arbeitserlaubnis für junge Asylwerber, spezielle Beratungs- und Coaching-Angebote sowie die Ausweitung von Kursen zur Verbesserung der Deutschkenntnisse. (Schluss)