Parlamentskorrespondenz Nr. 650 vom 28.06.2011

Forschungsbericht rechnet für 2011 mit F&E-Quote von 2,79%

Ziel von 3,76% bis 2020 erfordert noch stärkere Dynamik

Wien (PK) - Der gemeinsam von Bundesminister für Wissenschaft und Forschung Karlheinz Töchterle und Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie Doris Bures vorgelegte Forschungs- und Technologiebericht 2011 (III-241 d.B.) versteht sich als Lagebericht an den Nationalrat über die aus Bundesmitteln geförderte Forschung und erlaubt zugleich eine Gesamtsicht auf das österreichische Innovationssystem. Das Papier hebt vor allem den anhaltenden F&E-Wachstumstrend hervor, der dazu führen wird, dass die Forschungsausgaben 2011 mit einem Anteil von 2,79% des BIP erstmals die 8 Mrd. €-Marke überschreiten werden, und bekennt sich mit Nachdruck zum forschungs- und technologiepolitischen Ziel der Bundesregierung, bis 2020 eine F&E-Quote von 3,76% des BIP zu erreichen.

Aufwärtstrend bei F&E-Ausgaben hält an

Laut der jüngsten Globalschätzung durch die Statistik Austria werden dieses Jahr die gesamten durchgeführten Ausgaben für Forschung und Entwicklung 8,29 Mrd. € betragen, was einer nominellen Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 5% entspricht. Der sich bereits 2010 abzeichnende Trend zu einer wieder verstärkten F&E-Ausgabensteigerung hält damit weiter an. Der Bericht rechnet für 2011 mit einer F&E-Quote von 2,79%.

Forschungsausgaben der Unternehmen steigen wieder an

    

Als besonders erfreulich wird die Entwicklung der Finanzierung der F&E-Ausgaben durch die Unternehmen vermerkt. Nach einem Rückgang im Krisenjahr 2009 setzte bereits 2010 wieder ein Wachstum des Finanzierungsbeitrags des Unternehmenssektors für F&E ein, das stark genug war, um sogar den Wert des Vorkrisenjahrs 2008 zu übertreffen. Von 2010 auf 2011 lag das Wachstum dann mit 5,89% auch wieder über jenem des BIP, absolut werden die F&E-Ausgaben der Unternehmen 2011 3,7 Mrd. € (2010: 3,49 Mrd. €) betragen.

In den Krisenjahren hat sich die Finanzierungsstruktur der Ausgaben für F&E in Richtung des öffentlichen Sektors, vor allem des Bundes, entwickelt. Wie der Bericht vorrechnet, stieg der Finanzierungsanteil des Bundes an den gesamten F&E-Ausgaben von knapp unter 28% im Jahr 2007 auf 33% im Jahr 2011. Spiegelbildlich verringerte sich der Finanzierungsanteil des Unternehmenssektors von knapp unter 49% 2007 auf rund 44% 2010. Durch das 2011 aber wieder stärkere Wachstum der F&E-Finanzierung durch die Unternehmen konnte dieser Prozess nunmehr gestoppt werden, sodass sich der Finanzierungsanteil der Unternehmen dieses Jahr wieder leicht, und zwar auf 44,6% erhöhen wird. Der Finanzierungsanteil des Auslands wiederum stabilisierte sich während der Krise auf 16% und beträgt 2011 voraussichtlich 1,34 Mrd. € (2010: 1,29 Mrd. €). Der private Sektor (Unternehmen plus Ausland) trägt somit derzeit knapp 61% zur F&E-Finanzierung bei.

  

F&E-Quote von 3,76% bis 2020: Weitere Kraftanstrengung notwendig

Das Ziel der Erreichung einer F&E-Quote von 3,76% bis 2020 wird vom Bericht als durchaus ambitioniert und weitreichend bezeichnet. Der dafür erforderliche Anpassungspfad impliziere aber eine dynamischere Entwicklung als in den letzten zehn Jahren, heißt es darin. Im Einzelnen müssten sich die die gesamten Bruttoausgaben für F%E von gegenwärtig 8,29 Mrd. € auf 15,79 Mrd. € im Jahr 2020 erhöhen, was ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 7,43% voraussetzt. Das jährliche Wachstum im Zeitraum von 2000 bis 2010 betrug im Vergleich dazu 6,78%. Auch bei einem hypothetischen Anpassungspfad zurück auf einen Finanzierungsanteil von 33% des öffentlichen Sektors wären dennoch jährliche Mehrausgaben von durchschnittlich 200 Mio. € bis Mitte des Jahrzehnts notwendig, gibt der Bericht weiter zu bedenken. Bei einem stabilen Anteil von 39%, wie dies derzeit der Fall ist, würden sich hingegen jährliche Mehrausgaben von 280 Mio. € bis Mitte des Jahrzehnts ergeben.

Für den privaten Sektor wiederum würde unter der Annahme einer konstanten Entwicklung des gegenwärtigen Finanzierungsanteils von 60,8% der jährliche Mehraufwand durchschnittlich 418 Mio. € für die nächsten Jahre bedeuten, rechnet der Bericht vor. Bei einer Erhöhung des Finanzierungsanteils – wie in der FTI-Strategie der Bundesregierung argumentiert – auf zwei Drittel würden sich die Mehrausgaben durchschnittlich auf 480 Mio. € für die nächsten Jahre belaufen. Die höchste Steigerungsrate müsste allerdings die Grundlagenforschung erfahren. Der Bericht spricht in diesem Zusammenhang von einer notwendigen Wachstumsrate der Ausgaben über den gesamten Zeithorizont von durchschnittlich 11,77%, um 2020 ein Ausgabenvolumen von 3,9 Mrd. € zu erreichen. Die jährlichen Mehrausgaben werden dabei mit 200 Mio. € bis Mitte des Jahrzehnts beziffert.  

Österreich in der Gruppe der "Innovation Followers"

Was die Innovationsentwicklung betrifft, liegt Österreich auf Basis des von Innovation Union Scoreboard erstellten Indikatorensystems in der EU auf dem 7. Rang und bleibt damit gemeinsam mit Großbritannien, Belgien, den Niederlanden, Irland, Luxemburg und Frankreich in der ersten Hälfte der "Innovation Followers" verankert, rangiert allerdings deutlich hinter der Gruppe der "Innovations Leaders" (Schweden, Dänemark, Finnland, Deutschland). Einzelindikatoren bestätigen dabei Stärken und Schwächen Österreichs. So zeigen sich Schwächen weiterhin in der tertiären Ausbildung, in der Risikokapitalausstattung und bei wissensintensiven Dienstleistungsexporten. Stärken verbucht Österreich bei den wissenschaftlichen Publikationen, F&E-Ausgaben der Unternehmen, innovativen KMU sowie bei geistigem Eigentum. (Schluss)