Parlamentskorrespondenz Nr. 637 vom 24.07.2012

Weichenstellungen für das kulturelle Leben Österreichs

Bundesministerin Schmied legt Kunstbericht 2011 vor

Wien (PK) – Die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur hat dem Nationalrat den Kunstbericht 2011 vorgelegt (III-341 d.B.). Bundesministerin Claudia Schmied hält dazu fest, dass es im Bereich Kunst und Kultur trotz Budgetkonsolidierung gelungen sei, die Budgets und die Ausgaben stabil zu halten. Darin drücke sich "das klare Bekenntnis zur Verantwortung des Staates für die Förderung von Kunst und Kultur aus. Der Bund ist den Künstlerinnen und Künstlern auch in schwierigen Zeiten ein zuverlässiger Partner", heißt es im Bericht.

"Künstlerinnen und Künstler schaffen mit ihren Arbeiten eine Welt des Hinschauens und des Nachdenkens. Unsere Welt brauche Räume, in denen Kunst sich entwickelt", sagt Bundesministerin Schmied im Vorwort und meint weiter: "Meine Aufgabe ist es, dafür Rahmenbedingungen zu schaffen, dass dies wirklich gelingt. Österreich ist eine Kulturnation und durch unsere Maßnahmen stellen wir Weichen für das kulturelle Leben heute und in der Zukunft." Jede Investition zahle sich mehrfach aus, und es könne daher nie genug Mittel für die zeitgenössische Kunst geben, so die Ministerin.

Die Schwerpunkte des Jahres 2011 lagen bei der verstärkten Förderung des zeitgenössischen Kunstschaffens, der Forcierung der Mobilität von Künstlerinnen und Künstlern, vor allem durch den Ausbau des Auslandsatelierprogramms, sowie in der Verbreiterung der Teilhabe an Kunst und Kultur. Das Nachwuchsstipendienprogramm wurde 2011 erfolgreich weitergeführt.

Zum Aufbau des Berichts

Das Budget wird im Kunstbericht zweifach dargestellt. So gibt das erste Kapitel Auskunft über die Struktur der Ausgaben des Ressorts, wobei die Darstellung der LIKUS-Systematik (Länderinitiative Kulturstatistik) mit insgesamt 17 Förderungsbereichen folgt; die Kunstsektion fördert davon 12. Dieses kulturstatistische System soll die Transparenz der Kunst- und Kulturförderung erhöhen, indem es die Kulturausgaben aller österreichischen Gebietskörperschaften miteinander vergleichbar macht.  

Kapitel II gibt Auskunft über die Förderungen im Detail, aufgegliedert nach EmpfängerInnen, Höhe und Zweck. Hier folgt die Darstellung der Geschäftseinteilung des BMUKK.

Kapitel III fast unter "Service" Informationen über Abteilungen, Beiräte und Jurys zusammen und bringt eine Auflistung der Förderungsmaßnahmen der Kunstsektion sowie wichtige Gesetzestexte. Die beiden letzten Kapitel bieten ein Glossar zur Kunstförderung und ein detailliertes Register zum Bericht (Personen, Institutionen und Vereine, Abkürzungen).

Das Kunstbudget 2011

Aufgrund der von der Bundesregierung verordneten Sparmaßnahmen gab es keinen Anstieg für das Kunstbudget des Jahres 2011. Betrug 2009 die Gesamtsumme der Kunstförderungen 91,3 Mio. Euro und im Jahr 2010 87,8 Mio. €, lag der Budgetvoranschlag für 2011 bei 85,28 Mio. €. Ein Hauptfaktor für diesen leichten Rückgang war, dass seit 2011 die Finanzierung der Wiener Philharmoniker nicht mehr über die Kunstsektion, sondern aus dem Budget der Kultursektion bzw. über die Basisabgeltung der Bundestheater erfolgt.

Nach der LIKUS-Systematik nahm die Förderung von Film, Kino, Video-und Medienkunst den ersten Platz ein (22,94 Mio. € bzw. 26,9 %), gefolgt von der Darstellenden Kunst mit 17,27 Mio. € (20,25 %). 14,06 % des Budgets erhielten Festspiele und Großveranstaltungen mit 11,99 Mio. €. Für die Literatur gab es 9,06 Mio. € (10,62 %). Etwa gleich viel ging an den Bereich Bildende Kunst, Architektur, Design, Mode, Fotographie mit 9,03 Mio. € (10,59 %). Musik erhielt 7,6 % des Budgets bzw. 6,48 Mio. €., Kulturinitiativen 4,2 Mio. € (4,93 %). Der Rest verteilte sich auf Soziales (1,76 Mio. €), Internationaler Kulturaustausch (1,49 Mio. €), Presse (0,88 Mio. €), Wissenschaft (120.000 €) sowie Aus- und Weiterbildung (60.000 €). 

Frauen und Männer im Kunstbereich – auf dem Weg zur Parität

Im Bericht wird hervorhoben, dass es im Vorjahr gelungen ist, eine weitere Verbesserung der Ausgewogenheit in der Aufteilung der aufgewendeten Mittel zwischen Männern und Frauen (Gender Budgeting) zu erreichen. Insgesamt 47 % der Mittel für Stipendien, Projekte, Ankäufe, Preise und Prämien gingen an Frauen. Man sei hier auf dem richtigen Weg, aber noch nicht am Ziel, heißt es dazu im Bericht. Bei den Startstipendien, die am Anfang der Karriere den Künstlerinnen und Künstlern den Einstieg erleichtern sollen, wurden 59 Stipendien an Frauen, 31 an Männer vergeben.

2011 wurde zudem ein Künstlerinnen-Mentoring Programm gestartet. Erfahrene Künstlerinnen oder im Kunstbetrieb organisatorisch verankerte Frauen unterstützen junge Künstlerinnen durch professionelle berufsbezogene Beratung.

Bildende Kunst, Architektur, Design, Mode, Fotographie

Die Aufgaben der Abteilung 1 liegen vor allem in der Förderung entsprechender Strukturen für die Aufarbeitung, Präsentation und Vermittlung von bildender Kunst, Architektur, Design, Mode, Fotographie sowie von Video- und Medienkunst. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Finanzierung von einzelnen Vorhaben. Über Ausschreibungen oder auf Basis von Förderanträgen werden Stipendien vergeben. Der Bund fördert auch Galerien und tätigt Ankäufe. Grundsätzlich geht es darum, sowohl bewährte Strukturen zu sichern als neue Impulse, Entwicklungen und Präsentationen zu ermöglichen. Dabei liegt das Augenmerk auf der Förderung junger KünstlerInnen und der Verstärkung der internationalen Präsenz österreichischer zeitgenössischer Kunst. Von den insgesamt 9,03 Mio. € standen 4,46 Mio. für die bildende Kunst und 2,18 Mio. € für Architektur und Design zur Verfügung.

Musik und darstellende Kunst

Die Abteilung 2, welche die Bereiche Musik und Darstellende Kunst abdeckt, hatte 34,8 Mio. € an Budget und stand damit unter den Abteilungen an erster Stelle. Die Förderung für den Bereich Musik belief sich dabei 2011 auf 6,14 Mio. €. Die Darstellende Kunst erhielt 17,27 Mio. €. Den größten Anteil daran hatten die Jahresförderungen für Theaterbühnen mit 15,58 Mio. € sowie Festspiele und ähnliche Saisonveranstaltungen mit 10,82 Mio. €. Für die KünstlerInnenhilfe wurden 24.000 € aufgewendet.

Der Löwenanteil ging auch 2011 wieder an die großen Bühnen und Festspiele. So erhielt die "Josefstadt" insgesamt 6,27 Mio. €, etwas weniger als im Vorjahr, gefolgt von den Salzburger Festspielen (5,23 Mio. €), dem Volkstheater (4,98 Mio. €), und den Bregenzer Festspielen (2,27 Mio. €) sowie dem Theater der Jugend (1,25 Mio. €). Die Projektförderungen für Kleinbühnen und Theaterinitiativen (darunter fallen auch viele Tanztheater) summierten sich auf 1,65 Mio. €.

Literatur

Die Förderung von literarischen Vereinen und Veranstaltungen bildete 2011 mit ca. 6,97 Mio. € den größten Posten in der Kategorie Literatur. Der Gesamtbetrag war aber etwas niedriger als im Jahr davor. Literarische Publikationen wurden über die Förderungen von Verlagen, Buchpräsentationen, Buchprojekten, Buchankäufen und Zeitschriften mit ca. 3 Mio. € unterstützt. Die Personenförderungen durch Stipendienprogramme summierte sich auf 1,35 Mio. €, ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Übersetzungsförderungen in der Höhe von 232.370 € trugen zur Internationalisierung der österreichischen Literatur bei. Die Summe der vergebenen Preisgelder im Literaturbereich belief sich auf 127.000 €, die KünstlerInnenhilfe auf 34.022,18 €.

Film

Die von der Abteilung 3 betreute Sparte Film stellte 2011 mit € 22,88 Mio. bzw. 26,9 % des Budgets der Kunstsektion auch den größten Förderungsbereich dar, wenn man nach der LIKUS-Systematik vorgeht. 2,21 Mio. wurden für die Kategoire "Innovativer Film" aufgewandt, 3,13 Mio. € für Filminstitutionen. Programmkinos erhielten 873.200 € an Unterstützungen, wovon 0,5 Mio. € für die Digitalisierung zur Verfügung standen.

Den größten Budgetposten der Abteilung 3 machte das Österreichische Filminstitut mit allein 16,57 Mio. € aus. Die mit diesen Mitteln möglichen Förderungszusagen des Österreichischen Filminstituts in Höhe von 15,46 Mio.€ werden dabei nochmals eigens aufgeschlüsselt. So wurden 10,5 Mio. € für die Herstellung von Kinofilmen, 3,07 Mio. € für die Verwertung (Filmstarts, Festivalteilnahmen etc.) ausgegeben.  

Kulturinitiativen

Die Sparte Kulturinitiativen erhielt 2011 4,99 Mio. € des Kunstbudgets des BMUKK und wurde zur Gänze von der Abteilung 7 finanziert. Dabei geht mit 4,7 Mio. € der Großteil der Mittel in den Bereich Vereinsförderung (überwiegend für Kulturprogramme und Kulturvermittlung, aber auch für Jahrestätigkeiten, Öffentlichkeitsarbeit, Investitionen, Kunst- und Kulturprojekte sowie kleinere Festivals). Für die Personenförderung (Reise- und Projektkostenzuschüsse, Traineestipendien) wurden 211.025,50 € ausgeschüttet. Für Preise und Prämien standen € 66.000 zur Verfügung.

Preise

Der vorliegende Bericht gibt auch Auskunft über die heimischen Preise und Auszeichnungen. Der Österreichische Kunstpreis in der Sparte Literatur ging 2011 an Franz Schuh, der Outstanding Artist Award an Barbara Hundegger. Javier Marías erhielt den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur, Peter Waterhouse den Ernst-Jandl-Preis für Lyrik und Jiri Grusa den Manes-Sperber-Preis. An Klaus Nüchtern ging der Österreichische Staatspreis für Literaturkritik und an Thomas Stangl der Erich-Fried-Preis. (Schluss)


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