Parlamentskorrespondenz Nr. 686 vom 18.09.2012

Albanien wirbt um österreichische Investoren

NR-Präsidentin Prammer eröffnet Großkraftwerk im Norden des Landes

Tirana/Bushat (PK) – Nach einer Reihe hochrangiger politischer Gespräche hat der zweite Teil des offiziellen Besuchs von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer in der Republik Albanien einen markanten ökonomischen Schwerpunkt. Gemeinsam mit ihrer Amtskollegin Jozefina Topalli eröffnet Prammer heute ein mit wesentlicher österreichischer Beteiligung errichtetes Wasserkraftwerk.

Als "ein Fest der Freundschaft zwischen und Albanien und Österreich" bezeichnete NR-Präsidentin Prammer die Feier anlässlich der Inbetriebnahme des Wasserkraftwerkes Ashta 1. Im Norden des Landes, am Fluss Drin, entstehen im Abstand von fünf Kilometern zwei Stauwerke; die erste Etappe dieses Großvorhabens mit Gesamtbaukosten von rund 213 Millionen Euro wird heute offiziell abgeschlossen.

Es handle sich dabei um die größte bisher realisierte Investition Österreichs in ein Infrastrukturprojekt in Albanien, so Prammer. Nicht nur, dass Verbund und EVN federführend an der Errichtung beteiligt waren, steckt auch viel österreichische Technologie in diesem Kraftwerk. Planung und Errichtung von Ashta 1 erfolgte termingerecht in rund 30 Monaten durch Andritz Hydro, Porr, Siemens und Pöyri in Kooperation mit einer Vielzahl albanischer und regionaler Unternehmen.

Das Projekt, so Prammer, zeuge aber auch vom Vertrauen der österreichischen Energiewirtschaft in den Wirtschaftsstandort Albanien und andererseits vom Vertrauen Albaniens in die Seriosität österreichischer Unternehmen. Und dieses gegenseitige Vertrauen sei die wichtigste Voraussetzung, um die guten Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern weiter auszubauen. Immerhin sei Österreich schon jetzt drittgrößter Investor in Albanien, doch gebe es noch vielfältige Möglichkeiten. Prammer, Topalli und Verbund-Vorstandsdirektorin Ulrike Baumgartner-Gabitzer tauften eine der 45 Turbinen von Ashta 1 auf den Namen "Barbara Jozefina Ulrike".

Mit einem von der Errichterfirma "Energji Ashta" gegebenen Empfang im Park des Hotels Rogner in Tirana wurden die Eröffnungsfeiern am Montagabend eingeleitet. Zahlreiche RepräsentantInnen österreichischer Unternehmen wie einheimische Wirtschaftstreibende waren der Einladung gefolgt. Prammer und Topalli betonten die Bedeutung des Kraftwerksbaus als Wirtschaftsimpuls, aber auch als Referenzprojekt für weitere ausländische Investments.

Staatspräsident wirbt um österreichische Investoren

In allen politischen Gesprächen, die Präsidentin Prammer im Rahmen ihres Aufenthalts in Albanien führte, war die Bedeutung ausländischer Investitionen zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes zentrales Thema. Albanien habe enormes Potenzial, so der Tenor, denn der Ausbau der Infrastruktur, die Nutzung der Wasserkraft und die Ausweitung des touristischen Angebots seien die klar definierten Prioritäten.

"Wir hoffen auf das Interesse ausländischer Investoren und österreichische Unternehmen sind für Albanien besonders wichtig", sagte Staatspräsident Bujar Nishani. NR-Präsidentin Prammer sagte zu, für den Investitionsplatz Albanien zu werben, sprach allerdings auch Defizite an. In einem Gespräch mit VertreterInnen österreichischer Betriebe, die in Albanien engagiert sind, wurde die fehlende Rechtssicherheit als größtes Problem angeführt.

Von Seiten der Gastgeber wurden Systemschwächen eingestanden, die auch mit dem rasanten Wandel von einem totalitären Regime zu einem demokratischen, marktwirtschaftlich orientierten Land begründet wurden. So räumte Premierminister Sali Berisha Probleme ein, versprach jedoch politische Anstrengungen im Sinne eines guten, verlässlichen Investitionsklimas. Oder wie Parlamentspräsidentin Topalli sagte: "Wir brauchen Zeit, aber wir entwickeln uns jeden Tag vorwärts."

Der EU-Integrationsprozess kann nach übereinstimmender Meinung der Motor für die notwendigen Reformen sein. Präsidentin Prammer sagte österreichische Unterstützung auf diesem Weg zu. Schließlich sei nach ihrer festen Überzeugung "Europa erst dann vollständig, wenn auch seine südosteuropäischen Partner vollwertige Mitglieder der Europäischen Union sein werden". (Schluss)

Fotos zu diesem Besuch finden Sie – etwas zeitverzögert - auf der Homepage des Parlaments im Fotoalbum. (Schluss)