Parlamentskorrespondenz Nr. 742 vom 01.08.2014

Burgtheaterkrise überschattet erfolgreiches Kulturjahr

Laut Kulturbericht 2013 Rekordbesuch von über 4,6 Mio. in Bundeskulturinstitutionen

Wien (PK) – Auskunft über die Kulturpolitik des Bundes, die über die Budgetierung und Kontrolle der Tätigkeit der Bundeskulturinstitutionen stattfindet, gibt der Kulturbericht 2013, der nun dem Nationalrat vorliegt (III-87 d.B. und III-523-BR). Zu den größten staatlich geförderten Einrichtungen gehören die Bundestheater, die Bundesmuseen und die Österreichische Nationalbibliothek. Des Weiteren sind die Beiträge des Bundes zum Denkmalschutz, zum Betrieb des Museumsquartiers Wien, zur Tätigkeit von Kulturstiftungen und zum Büchereiwesen Teil der Bundeskulturpolitik. Das Kulturbudget lag im Jahr 2013 bei 343,89 Mio. €.

Insbesondere die Entwicklungen um das Burgtheater hätten die Wichtigkeit der ständigen Weiterentwicklung der Tätigkeit der Kultursektion im Sinne einer verantwortungsvollen Public Governance aufgezeigt, stellt Kulturminister Josef Ostermayer im Vorwort des Berichts fest. Der Bundesminister weist aber auch auf zahlreiche positive Entwicklungen des Jahres 2013 hin, wie etwa die neuerlich gestiegenen BesucherInnenzahlen der Bundeskulturinstitutionen. Demnach besuchten 4,65 Millionen Menschen die Bundesmuseen und die Österreichische Nationalbibliothek, was eine Steigerung von 1,44% gegenüber dem Rekordjahr 2012 bedeutet. Bei Kindern und Jugendlichen bis 19 Jahre nutzten erstmals mehr als eine Million junger Menschen den freien Eintritt. Einen Höhepunkt des Jahres 2013 stellt auch die Wiedereröffnung der Kunstkammer Wien nach elfjähriger Schließzeit dar.

Knappere Mittel im Kulturbudget 2013

Die Gesamtausgaben des BMUKK für den Kulturbereich beliefen sich 2013 auf 343,89 Mio. € und lagen damit unter dem Betrag des Jahres 2012, in dem es noch 351,48 Mio. € waren. Die markante Differenz erklärt sich Kulturbericht vor allem mit Umstellungen auf das neue Haushaltsrecht des Bundes, aufgrund derer im Budget von 2012 noch Vorlaufzahlungen für 2013 enthalten waren, die nun entfallen sind.

An erster Stelle der Aufgabenbereiche des Kulturbudgets standen dabei wieder die Bundestheater, für die im Berichtsjahr 148,94 Mio. € aufgewandt wurden. Im Jahr davor waren es 160,51 Mio. €, wobei in dem Betrag auch Vorlaufzahlungen für 2013 in der Höhe von 13 Mio. € enthalten waren.

Ein weiterer Hauptbereich des Kulturbudgets sind Museumsaufgaben mit 140,95 Mio. € (2012 noch 149,77 Mio. €), ein Betrag, der die Ausgaben für die ÖNB, das Museumsquartier, Leopold Museum, Museumsvorhaben und -förderungen sowie Restitutionsbelange enthält. Das Budget für Bundesdenkmalamt und Denkmalschutz stieg gegenüber dem Jahr davor und belief sich auf 33,43 Mio. € (2012: 32,08 Mio. €). Der Rest verteilt sich auf Büchereiwesen und Volkskultur mit 2,57 Mio. € (2012: 2,49 Mio. €), Hofmusikkapelle mit 1,39 Mio. € (2012: 1,41 Mio. €), Kulturnetzwerk 0,28 Mio. € (2012: 0,25 Mio. €), Kulturinformation 1,02 Mio. € (2012: 0,16 Mio. €) und auf die Wien Aktion mit 4,86 Mio. € (2012: 4,81 Mio. €).

Die Bundestheater im Jahr der Burgtheaterkrise

Der Bundestheater-Konzern besteht aus fünf Gesellschaften mit beschränkter Haftung: Bundestheater-Holding GmbH mit ihren Töchtern Burgtheater GmbH, Wiener Staatsoper GmbH, Volksoper Wien GmbH und Theaterservice GmbH und stellt damit den größten Theaterkonzern der Welt dar. In der Saison 2012/13 wurden bei 1.555 Vorstellungen insgesamt 1.338.385 BesucherInnen gezählt. Die Holding beschäftigt 1.054 KünstlerInnen und 1.144 technische MitarbeiterInnen. Sie erhielt eine 148,9 Mio. € Basisabgeltung und verfügte 2013 über 235,3 Mio. € ertragsseitiges Budget bei einem Umsatz von 66,5 Mio. €.

Obwohl die Schwesterngesellschaften positive Jahresergebnisse verzeichneten, wirkte sich der Bilanzverlust der Burgtheater GmbH auf den Konzernabschluss in Form eines Bilanzverlustes in der Höhe von 22,262 Mio. € aus, der hauptsächlich auf den Bilanzverlust des Burgtheaters im Geschäftsjahr 2012/13 in Höhe von 19,6 Mio. € zurückzuführen ist. Die Bundestheaterholding befinde sich damit insgesamt in der schwierigsten wirtschaftlichsten Situation ihres Bestehens, zitiert der Kulturbericht den Konzernlagebericht der Bundestheaterholding für 2012/13. Für das Geschäftsjahr 2013/2014 sei damit ein Finanzbedarf des Bundestheaterkonzerns von rund 13 Mio. € gegeben. Ab 2014 wird die jährliche Basisabgeltung um 4,5 Mio. € erhöht, der restliche Finanzierungsbedarf von 8,5 Mio. € muss durch verschiedene Maßnahmen gedeckt werden. Diese umfassen die Kürzung des Instandhaltungsbudgets der Bundestheater-Holding und durch den Verkauf einer Immobilie.

Bundesmuseen und Österreichische Nationalbibliothek

Die Basisabgeltung für die Bundesmuseen und die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB) blieb 2013 gegenüber dem Jahr davor mit 107,65 Mio. € in gleicher Höhe. Auf die Nationalbibliothek entfielen davon wiederum 23,03 Mio. €, die Bundesmuseen in ihrer Gesamtheit erhielten 84,63 Mio. €.

Auch die Aufteilung auf die einzelnen Häuser blieb dabei ebenfalls gleich. Das Kunsthistorische Museum zusammen mit dem Museum für Völkerkunde und dem Österreichischem Theatermuseum erhielten somit rund 23,78 Mio. €, das Technische Museum 9,67 Mio. €, Österreichische Mediathek, die als Abteilung des Technischen Museums geführt wird, 1,88 Mio. €. Auf die Österreichische Galerie Belvedere entfielen 8,9 Mio. €, auf die Albertina 7,68 Mio. €, auf das Österreichische Museum für angewandte Kunst (MAK) 9,6 Mio. €, das Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig (mumok) 8,72 Mio. €. Für das Naturhistorische Museum Wien gab es 14,38 Mio. € an Basisabgeltung.

Große Aufgabenvielfalt für Denkmalschutz und Bundesdenkmalamt

Im Bereich Denkmalschutz wurden über die Abteilung Denkmalschutz des BMUKK 2013 1222 Projekte mit einer Gesamtsumme von 13,39 Mio. € (2012 waren es 1.258 Projekte, mit etwas mehr als 14 Mio. €). Dabei entfielen auf Profanbauten 7,07 Mio. und auf Sakralbauten 6,32 Mio. €. Der Bericht gibt weiters Auskunft über die Bemühungen des Bundesdenkmalamts (BDA) zur wissenschaftlichen Erforschung und Dokumentation des Denkmalbestandes in Österreich, welche die Grundlagen seiner Tätigkeit bilden. Das BDA gibt dazu eine Reihe von Fachpublikationen heraus und betreibt eine intensive Öffentlichkeitsarbeit. Zu diesem Zweck führt es auch verschiedenste Projekte durch, etwa über das Kulturvermittlungsprogramm LERNORT DENKMAL, durch das an den Schulen das Interesse für die Themen Denkmäler und Denkmalpflege geweckt wird. 2013 wurde auch intensiv an der Weiterentwicklung der strategischen und organisatorischen Rahmenbedingungen des Denkmalschutzes gearbeitet. Es galt, einheitliche Standards für den Denkmalschutz zu etablieren, der neben seiner kulturellen auch große wirtschaftliche Bedeutung hat.

Museumsquartier weiterhin populär

Der Bund hat gegenüber dem MuseumsQuartier Wien (MQ) eine Kostenersatzpflicht. Im Geschäftsjahr 2013/14 erhielt die Museumsquartier Errichtungs- und Betriebsgesellschaft vom BMUKK 15,55 Mio. € zur Tilgung des aushaftenden Kredits und zur Bedeckung des Betriebsabgangs. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit hat sich auch im Berichtsjahr 2013, wie in den Jahren zuvor, nochmals verbessert. Es ergab sich ein Minus von 1,484 Mio. € (2012: 1,72 Mio. €, 2011/12 hatte das Minus noch 2,3 Mio. € betragen). Das MQ wurde 2013 auf konstant hohem Niveau genützt und von 4 Mio. Menschen besucht. Die Zahl der BesucherInnen in den Institutionen lag bei 1,2 Mio. (2012: 1,3 Mio. BesucherInnen) wobei die Kunsthalle Wien aufgrund eines Umbaus einen Besucherrückgang in Kauf nehmen musste.

Stiftungen

Zu den vom Bund unterstützten Stiftungen gehören die Leopold Museum Privatstiftung, die Österreichische Friedrich und Lilian Kiesler Privatstiftung und die Österreichische Ludwig Stiftung für Kunst und Wissenschaft. Der Stand des Stiftungsvermögens des Leopoldmuseums lag zum 1. März 2013 mit 159,95 Mio. € auf derselben Höhe wie in den Jahren davor, das gleiche galt für die Subventionen des BMUKK 2012/13 von 2,726 Mio. €. Die Kiesler Stiftung verfügte wieder über ein operatives Budget von 210.000 €, von dem ein Drittel vom BMUKK (45.000 € aus der Kultur- und 25.000 € aus der Kunstsektion) kam, die anderen Teile steuerten das BMWF und die Kulturabteilung der Stadt Wien bei. Die Ludwig Stiftung hatte mit Stichtag 31. 12. 2012 ein Stiftungskapital von 27,58 Mio. € (2012: 28,92 Mio. €, 2011: 27,83 Mio. €).

Weitere Kulturangelegenheiten, Internationales, Restitution

Unter das Kapitel "Weitere Kulturangelegenheiten" fallen Themen wie Wiener Hofmusikkapelle, öffentliches Büchereiwesen, Volkskultur und Kulturgüterschutz. Nachdem eine 2011 eingesetzte Arbeitsgruppe zur Umsetzung eines Bücherei-Entwicklungsplans Strukturen des Öffentlichen Bibliothekswesen analysierte und seine Aufgaben konkretisierte, wurde Anfang 2013 der Masterplan zur flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung mit Literatur und Information präsentiert. Für das öffentliche Büchereiwesen standen insgesamt 2,026 Mio. € zur Verfügung. Der Bereich Volkskultur erhielt 511.000 €, die teils in Basisförderungen volkskultureller Dachverbände, teils in die Förderungen von Projekten wie Ausstellungen, Festivals und Reiseaktivitäten von Vereinen gingen.

Der Bericht gibt auch Auskunft über Internationale Kulturangelegenheiten und zum Stand der Restitutionsangelegenheiten betreffend bedenkliche Erwerbungen während der NS-Zeit. Der Kunstrückgabebeirat ist 2013 wieder zu fünf Sitzungen zusammengetreten und gab 19 Empfehlungen betreffend Rückgaben. Neben einigen bemerkenswerten Restitutionen und anschließenden Rückkäufen durch die Republik gab es auch Fälle, in denen der Beirat feststellte, dass keine Hinweise auf eine unrechtmäßige Entziehung von Eigentum gegeben sind. Der Bericht stellt abschließend den Stand der Recherchen im Bereich der Provenienzforschung in den Bundesmuseen und Sammlungen ausführlich dar, die einer Reihe von Bibliotheken im Bereich des Bundes systematisch vorangetrieben wurde. Recherchen wurden in der Albertina, dem Belvedere, im KHM, dem Museum für Völkerkunde, im Österreichischen Theatermuseum, im MAK, mumok, NHM, ÖNB, Technischem Museum Wien und im Heeresgeschichtlichen Museum durchgeführt. (Schluss) sox


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