Parlamentskorrespondenz Nr. 1055 vom 12.11.2014

Vorlagen: Gesundheit

Behindertenbetreuung, ÄrztInnenausbildung, Krankenhausorganisation, Sozialversicherungsreform, medizinischer Dokumentationsassistent

Grüne für Wiedereinführung der Statistik über Versorgung psychisch kranker Menschen

Wien (PK) - Die Grünen halten es für notwendig, dass die Gesundheit Österreich GmbH wieder mit der regelmäßigen Erhebung der statistischen Daten betreffend die Versorgung im Bereich psychischer Erkrankungen beauftragt wird (683/A(E) ). Die Einbringerin des Entschließungsantrags, Abgeordnete Eva Mückstein, weist einleitend darauf hin, dass etwa 900.000 Menschen in Österreich das Gesundheitswesen wegen psychischer Erkrankungen in Anspruch nehmen, aber nur rund 65.000 Personen in psychotherapeutischer Behandlung stehen. Den Hauptgrund dafür sieht Mückstein in dem Umstand, dass die ihrer Meinung nach hochwirksame Psychotherapie von den Kassen rationiert wird. Sie gibt überdies zu bedenken, dass jeder investierte Euro in diese Behandlungsmethode in vierfacher Weise zurückkomme. Die Erhebung von Verwaltungsdaten in diesem Bereich, für die bis zum Jahr 2011 die Gesundheit Österreich GmbH zuständig war, sei daher eine wertvolle Basis für eine effiziente Planung der Versorgung von psychisch kranken Menschen und sollte deshalb umgehend wieder eingeführt werden, fordert die G-Mandatarin.

G-Antrag zur Durchführung von pflegerischen Tätigkeiten in der Behindertenbetreuung

Ein weiterer Antrag der Grünen zum Thema Gesundheit befasst sich mit der Betreuung behinderter Menschen (689/A(E) ). Die stationäre, teilstationäre und mobile Betreuung von Menschen mit Behinderungen basiert immer mehr auf einem multiprofessionellen Ansatz und wird durch verschiedene Berufsgruppen wie z.B. Fach- und Diplom-SozialbetreuerInnen oder persönliche AssistentInnen durchgeführt, erläutert G-Abgeordnete Helene Jarmer ihre Initiative. Bestimmte immer wiederkehrende pflegerische Tätigkeiten, wie zum Beispiel Medikamentenverabreichung, Katheterpflege, u.ä. dürfen nach dem Gesundheits-und Krankenpflegegesetz (GuKG) jedoch nur von Angehörigen des gehobenen Dienstes der Gesundheits- und Krankenpflege durchgeführt werden. Da dies nach Ansicht von Jarmer nicht der UN-Behindertenrechtskonvention entspricht, die einen Paradigmenwechsel weg vom medizinischen hin zum sozialen Modell der Behinderung fordert, schlägt die Antragstellerin – ebenso wie zahlreiche Interessenvertretungen – vor, dass die BehindertenbetreuuerInnen und persönlichen AssistentInnen entsprechende Zusatzqualifikationen erwerben, um auch die notwendigen pflegerischen Tätigkeiten durchführen zu können.

Grüne bemängeln fehlenden Konnex der Ärzteausbildung Neu zur Gesundheitsreform

Um die Ärzteausbildung besser auf die im Gesundheits-Zielsteuerungsvertrag verankerte Stärkung der Primärversorgung sowie den Ausbau der interdisziplinären und multiprofessionellen Zusammenarbeit abzustimmen, sollten nach Auffassung der Grünen diese Bereiche den MedizinstudentInnen auch ausreichend vermittelt werden (691/A(E) ), geben die Grünen in einem Entschließungsantrag zu bedenken. Außerdem müsste die Erlangung von speziellen Kompetenzen in Bezug auf die Versorgung von Kindern, Jugendlichen und älteren Personen, das Medikationsmanagement, die Gesundheitsförderung und Prävention, die psychosoziale Versorgung und Palliativversorgung sowie umfassende Kenntnisse über andere Gesundheitsberufe in die Ausbildungsverordnung aufgenommen werden. Damit würde man den - derzeit fehlenden - Konnex zur Gesundheitsreform herstellen, ist Eva Mückstein (G) überzeugt.

Team Stronach für Gesamtleitung der Krankenanstalten durch ÄrztInnen

Kritik am aktuellen Krankenhausmanagement, das die Leitung durch eine sogenannte kollegiale Führung vorsieht, übt Marcus Franz vom Team Stronach (751/A(E)). Internationale Studien sowie Erfahrungen aus der Praxis würden belegen, dass die Trennung von Medizin und Management falsch sei. Es zeige sich nämlich deutlich, dass ärztlich geprägte Führungsstrukturen in Spitälern die Qualität und Produktivität der Gesundheitsversorgung erhöhen, gibt der Antragsteller zu bedenken. Aus diesem Grund sollte generell eine Abschaffung des Gremiums der kollegialen Führung zugunsten einer übergeordneten ärztlichen Gesamtleitung angestrebt werden, was auch dem Wunsch der Mediziner selbst entspricht. Die jetzige kollegiale Führung soll als beratendes Gremium bestehen bleiben, entscheiden müsse aber letztlich der "Ärztliche Gesamtleiter" in seiner Funktion als Gesundheitsmanager, fordert das Team Stronach.

…sowie für Schaffung des Berufsbildes "medizinischer Dokumentationsassistent"

Im Spitalsalltag wird es als selbstverständlich angesehen, dass Turnusärzte aber auch medizinisches Personal mehr als 50% ihrer Zeit mit der Dokumentation von Informationen und deren Administration verbringen, heißt es in einem weiteren Antrag des Team Stronach (753/A(E)). Dadurch werde aber die Erfüllung der eigentlichen Aufgaben - nämlich eine umfassende medizinische Versorgung der Patienten sicherzustellen - schwer beeinträchtigt. Als Lösung dafür schlägt T-Mandatar Marcus Franz u.a. die Einrichtung des Berufsbildes "medizinischer Dokumentationsassistent" vor. Dies würde nicht nur zu einer Entlastung des medizinischen Personals führen, sondern würde auch Chancen für zahlreiche ältere Arbeitnehmer bieten, mittels einer entsprechenden Umschulung bis zu ihrem gesetzlichen Pensionsantrittsalter im Gesundheitssystem verbleiben können.

Freiheitliche für Zusammenlegung der Sozialversicherungen

Die vollständige Harmonisierung der Sozialversicherungen, welche eine Zusammenführung aller Beitragsleistungen, Finanzierungs- und Steuerungsfunktionen in ein einziges System vorsieht, ist die zentrale Forderung eines Antrags der Freiheitlichen (758/A(E)). Damit einhergehen müsse auch eine direkte Kontrolle durch die Pflichtversicherten mittels Ur-Wahlen der Kontroll- und Verwaltungsorgane. Gegenwärtig sei das System der österreichischen Sozialversicherungen mit seinen 22 selbständigen Einrichtungen teuer, ineffizient und organisatorisch nicht mehr zeitgemäß; es diene primär dazu, eine Funktionärsherrschaft in Rot-Schwarz aufrecht zu erhalten und Versorgungsjobs für abgehalfterte Funktionäre zu schaffen, lautet die scharfe Kritik der F-Abgeordneten Norbert Kickl, Dagmar Belakowitsch-Jenewein und Andreas Karlsböck. (Schluss) sue