Parlamentskorrespondenz Nr. 536 vom 21.05.2015

Nationalrat macht sich für den Uhudler stark

Einstimmiger Appell der Abgeordneten für dauerhaften Erhalt der Rebsorte

Wien (PK) – Wenn es um den Uhudler geht, sind sich alle Parteien einig: Diese gerade für das Südburgenland typische Rebsorte, die derzeit nur bis zum Jahr 2030 legalisiert ist, muss dauerhaft erhalten bleiben. Ausgehend von einem Antrag der Regierungsparteien appellierte der Nationalrat an Landwirtschaftsminister Rupprechter, sich auf EU-Ebene für die Zulassung des Uhudlers und der entsprechenden Anbauflächen auch über den Zeitpunkt der Befristung hinaus einzusetzen, wobei alle Fraktionen auf die Bedeutung dieser Weinspezialität gerade für Wirtschaft und Tourismus hinwiesen. Nicht durchsetzen konnten sich allerdings die Grünen mit einer Initiative, die auch den regionalen Aspekt abdeckt und eine entsprechende Abstimmung der Vorgangsweise mit dem Land Burgenland einmahnt. In der Minderheit blieb auch ein Antrag der FPÖ, in dem eine Übertragung der Kompetenz in Sachen Sortenzulassung an Brüssel strikt abgelehnt wird.

Kultgetränk Uhudler als identitätsstiftendes Markenzeichen und Zugpferd für eine ganze Region

Die heutige Entschließung betreffe mehr als bloß ein paar Flaschen Wein, es gehe um die Zukunft einer strukturschwachen Region, deren Zugpferd der Uhudler ist, unterstrich ÖVP-Abgeordneter Nikolaus Belakowitsch die Tragweite der Initiative. Der Uhudler sei nicht nur Kultgetränk, sondern ein Markenzeichen für das Südburgenland, pflichtete ihm SPÖ-Agrarsprecher Erwin Preiner bei. Dies bestätigte auch Andrea Gessl-Ranftl (S), die den Uhudler als Teil der südburgenländischen Identität würdigte. Ihre Fraktionskollegin Marianne Gusenbauer-Jäger unterstrich zudem die Bedeutung dieser Rebsorte anhand von konkreten Zahlen: So lockt der Uhudler jährlich 120.000 Gäste in die Region, 340 Weinbetriebe leben von der Sortenspezialität. Cornelia Ecker von den Sozialdemokraten nahm ihrerseits das Thema Uhudler zum Anlass, auf die Pestizid-Problematik aufmerksam zu machen, und forderte ein Verbot des Pflanzenschutzmittels Glyphosat.

Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter versicherte, er werde sich in Brüssel für eine Absicherung des Uhudlers über das Jahr 2030 hinaus einsetzen. Eine dauerhafte Lösung versprach sich der Ressortchef dabei vor allem von einer Verankerung des Uhudlers als Obstwein im Weingesetz.   

Grüne für abgestimmte Vorgangsweise mit dem Burgenland

Als Uhudler-Fan outete sich auch Grünen-Umweltsprecherin Christiane Brunner. Die burgenländische Abgeordnete erinnerte an die Reblaus-Resistenz der Uhudler-Traube und hob den ökologischen Wert der Rebsorte hervor. Der Uhudler sei mittlerweile identitätsstiftend für die Region und verkörpere die Stärken des Südburgenlands – Naturnähe, Gastfreundschaft, aber auch Widerstandskraft. Zur Absicherung des Uhudlers brauche es aber eine entsprechende Abstimmung auf der regionalen Ebene, war für Brunner klar. Sie bedauerte deshalb, dass es nicht möglich war, den Antrag der Grünen mit der Initiative der Regierungsparteien zu einer gemeinsamen Entschließung zusammenzuführen. Wolfgang Pirklhuber wiederum ortete als Landwirtschafts-Sprecher der Grünen Handlungsbedarf im Weingesetz, und zwar insbesondere in Bezug auf die Förderung von pilzresistenten Sorten.

FPÖ: Entscheidung über Sortenzulassung muss in Österreich verbleiben

Der Uhudler sei ein Werbeträger für die Region und müsse wie andere regionale Sorten erhalten werden, bekräftigten Ruppert Doppler und Josef A. Riemer seitens der FPÖ. Die Entscheidung über den Sortenanbau dürfe aber nicht von einer Bürokratie in über tausend Kilometern Entfernung getroffen werden, wandte ihr Fraktionskollege Johannes Hübner ein. Er unterstützte zwar sowohl den Antrag der Regierungsparteien als auch jenen der Grünen, pochte in einer eigenen, bei der Abstimmung allerdings abgelehnten Initiative aber auf ein nachhaltigeres Auftreten in Brüssel. So dürfe die Zuständigkeit in Fragen der Zulassung von Rebsorten nicht an die Europäische Union delegiert werden. Die Bundesregierung sollte daher den EU-Behörden gegenüber klarstellen, dass Österreich eine Verweigerung der Zulassungsverlängerung als willkürlichen, die Kompetenzen der EU überschreitenden Akt ansehen und nicht hinnehmen werde.

Zustimmung, aber auch Kritik bei Team Stronach und NEOS

Rouven Ertlschweiger (T) begrüßte ebenfalls die gemeinsame Initiative, gab aber zu bedenken, die Regierungsparteien seien erst vor dem Hintergrund der kommenden Landtagswahlen im Burgenland bereit gewesen, sich für den Uhudler einzusetzen. Leopold Steinbichler (T) warf überdies einen kritischen Blick auf die Arbeitsweise des Landwirtschaftsausschusses und stellte empört fest, wichtige Anträge etwa zu den Themen Milch und Herkunftsbezeichnung von Fleisch würden immer wieder vertagt. Für eine mutigere Agrarpolitik plädierte NEOS-Landwirtschaftssprecher Josef Schellhorn, der der Regierung empfahl, sich nicht immer auf die EU auszureden. (Fortsetzung Nationalrat) hof