Parlamentskorrespondenz Nr. 593 vom 03.06.2015

Vorläufige Ergebnisse der schriftlichen Zentralmatura liegen vor

Fragestunde mit Bildungsministerin Heinisch-Hosek im Bundesrat

Wien (PK) – Die vorläufigen Ergebnisse der schriftlichen Zentralmatura liegen vor. In Deutsch haben 96,7 %, in Englisch 94,2 % und in Mathematik 89,5 % der heimischen MaturantInnen bei der neuen und im Vorfeld kontrovers diskutierten teilstandardisierten Reifeprüfung positiv abgeschnitten. Zahlen, die sich durch die nun bevorstehenden Kompensationsprüfungen noch geringfügig verbessern können, wie Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek heute in der Fragestunde im Bundesrat sagte. Nächste Woche beginnen die mündlichen Prüfungen, Optimierungspotential sieht die Ministerin bereits jetzt in einheitlichen Beginnzeiten für alle Schulen. Was den geplanten überarbeiteten Erlass zur schulischen Sexualerziehung betrifft, wird dieser schon ab Herbst in den Schulen gelten.

Bei den Prozentangaben handle es sich aufgrund der erst stattfindenden Kompensationsprüfungen um vorläufige Zahlen, das genaue Zwischenergebnis der schriftlichen Zentralmatura erwartet die Ministerin nächste Woche. Was nach Meinung Heinisch-Hoseks aber bereits jetzt sichtbar wird, sei der "Gap" zwischen weiblichen und männlichen MaturantInnen in naturwissenschaftlichen Fächern, wie sie gegenüber Elisabeth Reich (S) meinte. Während 92,4 % der Burschen in Mathematik positiv abgeschnitten hätten, wären es bei den Mädchen 87,4 % gewesen, diese hätten aber wiederum in Deutsch ein besseres Ergebnis erzielt.

Evaluierung der ersten Zentralmatura soll nach mündlichen Prüfungen starten

Verbesserungsbedarf sieht die Ministerin bereits jetzt bei den Beginnzeiten. Sie kann sich demnach vorstellen, dass sich alle Schulen auf einheitliche Beginnzeiten festlegen. Die Evaluierung der ersten Zentralmatura soll nach den mündlichen Prüfungen beginnen, sie, Heinisch-Hosek, sei "ziemlich erleichtert", dass der erste Durchgang der schriftlichen teilstandardisierten Reifeprüfung auch trotz der "Vorausmeldungen und Katastrophenszenarios, die im Vorfeld aufbereitet wurden", gut verlaufen ist.

Gegenüber Bundesrat Efgani Dönmez (G) berichtete Heinisch-Hosek, dass man derzeit von zirka 3 bis 5 % der MaturantInnen ausgehe, die die vorwissenschaftliche Arbeit nicht eingereicht haben beziehungsweise dafür negativ beurteilt wurden. Sie selbst halte die Arbeit aber für ein gutes Instrument, junge Menschen auf Präsentations- und Recherchetechniken vorzubereiten.

Beim angekündigten "Bifie-Gesetz Neu" wird es laut Bildungsministerin "in den nächsten Tagen weitere Schritte" geben. Hoheitliche Aufgaben, wie Heinisch-Hosek meinte, könnten wieder ins Bildungsressort zurückgeholt werden. Die neuen Regelungen müssten aber noch mit dem Koalitionspartner und den handelnden AkteurInnen durchgegangen werden.

Angesprochen von Christian Jachs (V)auf das engere Zusammenrücken von Kindergarten und Volksschule für einen optimalen Bildungsstart für Kinder, sagte Heinisch- Hosek, dass es bereits zirka 90 Projekte für sanftere Übergänge zwischen Kindergarten und Volksschule gebe. Diese müssten nun österreichweit ausgerollt werden, ausgebaut werden müsse auch die Möglichkeit des Datenaustauschs, das angesammelte Wissen im Kindergarten über den Entwicklungsstand eines Kindes dürfte beim Übergang in die Volksschule nicht verloren gehen.

In Sachen zusätzliche Kosten der Eltern für Nachhilfe sprach sich Heinisch-Hosek gegen ein "Zweiklassen-Bildungssystem" aus. Der wahre Schlüssel, um nachhaltig Kosten für Eltern zu senken, liege nicht in Halbtagsschulen mit Nachmittagsbetreuung, sondern in einer verschränkten ganztägigen Schule, wo für SchülerInnen Abwechslung zwischen Bewegung, Kreativität und Wiederholen des Lernstoffes möglich ist, wie die Ministerin meint.

Neue Leitlinien zur Sexualerziehung sollen ab Herbst in Schulen gelten

Der Grundsatzerlass zur Sexualerziehung in den Schulen geht auf das Jahr 1970 zurück, zum letzten Mal geändert wurde er 1990. Für Heinisch-Hosek ist das der wesentliche Grund zur Neuorientierung der Sexualpädagogik, wie sie im Bundesrat gegenüber Monika Mühlwerth von der FPÖ sagte. In der Zwischenzeit habe sich im gesellschaftlichen und technologischen Bereich viel getan, meinte die Ministerin. Der überarbeitete Erlass soll schon im Herbst Eingang in das Unterrichtsprinzip finden, er werde moderne und adäquate Antworten geben können. Mitberücksichtigt wurden laut Heinisch-Hosek auch bisherige Stellungnahmen, klar sei, dass Kindern in den Schulen keine pornografischen Inhalte als Anschauungsmaterial gezeigt werden. Diese Frage sei aus ihrer Sicht im Sinne der PädagogInnen sogar befremdlich. Wenn aber SchülerInnen zum Thema Pornografie Fragen haben, sollte darüber gesprochen werden können.

Geht es nach Heinisch-Hosek, wird der Erlass an mehreren Stellen die Bedeutung und Wichtig der Arbeit der Eltern beinhalten. Außerdem sieht er die Abstimmung zwischen Schule und Erziehungsberechtigte vor. Erarbeitet wurde der neue Erlass von einem Beirat, seine Mitglieder kommen aus verschiedenen Bereichen der Sexualpädagogik wie der Pädagogischen Hochschule Salzburg oder der Aids Hilfe Wien.

Was die nach wie vor existierende Einkommensschere zwischen Männern und Frauen betrifft, wird laut Heinisch-Hosek zur Zeit das Gesetz über Einkommenstransparenz evaluiert. Nach wie vor würde sich die Einkommensschere zu langsam schließen, aufgefordert ist aus ihrer Sicht neben der Politik auch die Wirtschaft. (Fortsetzung Bundesrat) keg


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