Parlamentskorrespondenz Nr. 1359 vom 01.12.2015

OeNB-Gouverneur Nowotny rechnet für 2016 mit stärkerem Wachstum

Nationalbankspitze informiert Finanzausschuss über aktuelle wirtschafts- und geldpolitische Entwicklungen

Wien (PK) – Österreichs Wirtschaft wird 2016 stärker wachsen als 2015. Wie Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny heute in seinem routinemäßigen Halbjahresbericht an den Finanzausschuss betonte, stützt sich die heimische Konjunktur dabei vor allem auf Sondereffekte. So werde sich allein die Steuerreform mit einem Plus von 0,4 Prozentpunkten auswirken, während die Ausgaben für Flüchtlinge nach den Schätzungen der Nationalbank einen jährlichen Wachstumsschub von 0,3 Prozentpunkten bringen.

Inflationsrate weiter zu niedrig

Vor dem Hintergrund einer nur langsam in Gang kommenden Erholung und nach wie vor niedrigen Inflation im Euroraum springen in Österreich zwar die Investitionen wieder an, der private Konsum ist allerdings von anhaltender Stagnation gekennzeichnet, gab Nowotny zu bedenken.  Was nun die Inflation betrifft, rechnet der Gouverneur für Österreich mit einem deutlichen Anstieg von derzeit 0,9% auf 1,6% im nächsten Jahr, den die Nationalbank auf steigende Rohstoffpreise, aber auch auf die Steuerreform zurückführt. Letztere wird nach den Schätzungen Nowotnys in den beiden kommenden Jahren die Inflationsrate in Österreich um 0,2 Prozentpunkte erhöhen. Im Euroraum insgesamt liegt die Inflationsrate mit knapp unter 2% jedenfalls unter dem Wert, der als Preisstabilität definiert wird. Die EZB reagiert auf diese Entwicklung mit der Bereitstellung zusätzlicher Liquidität, wobei Nowotny von einem Betrag in der Höhe von über 500 Mrd. € sprach.

Gedämpfte Erwartungen für Österreichs Banken

Die heimischen Banken sehen sich trotz einer Verbesserung im ersten Halbjahr 2015 weiterhin mit gedämpften Profitabilitätsaussichten konfrontiert, teilte Vizegouverneur Andreas Ittner mit, der die Passagen des Berichts betreffend Banken und Geldpolitik präsentierte. Gründe dafür sind die mangelnde Kreditqualität in Zentral- und Südosteuropa, dem so genannten CESEE-Raum, aber auch  das von niedrigen Zinsen geprägte Umfeld. Die Wahrscheinlichkeit von staatlichen Unterstützungsmaßnahmen für Österreichs Geldinstitute wird allerdings als niedrig eingeschätzt. 

Österreich holt Goldreserven in die Nationalbank zurück

Die OeNB verfügt über Goldreserven von 280 Tonnen zu einem Marktwert von rund 9 Mrd. €., erfuhren die Abgeordneten aus dem Bericht der Nationalbank. 50% des Goldbestandes befindet sich in Österreich, 30% lagert in London, 20% in der Schweiz. Im Rahmen des Rücktransports des Goldes nach Österreich konnten bereits 10 Tonnen (800 Goldbarren) wieder in der OeNB einlagert werden. 

Klimawandel beschäftigt auch die Notenbanken

In der Diskussion mit den Abgeordneten ließ Ewald Nowotny Ruperta Lichtenecker (G) wissen, dass die europäischen Notenbanken bereits Überlegungen über die Auswirkungen des Klimawandel anstellen - beginnend von der Wachstumsperspektive bis hin zu Fragen der Finanzierungsstrukturen. Die EZB führe zudem auch diesbezügliche Gespräche mit der europäischen Versicherungswirtschaft.

Derzeit keine weiteren Refinanzierungen griechischer Banken

Was Griechenland betrifft, haben die Hilfspakete eine gewisse Stabilisierung gebracht, teilte der Gouverneur NEOS-Mandatar Christoph Vavrik mit. Nach der nunmehr erfolgten Refinanzierung der griechischen Banken seien weitere Refinanzierungen nicht notwendig. Längerfristig verfolge die Union nun das Ziel, in Sachen Griechenland auch den Internationalen Währungsfonds mit an Bord zu holen. (Schluss) hof