Parlamentskorrespondenz Nr. 201 vom 03.03.2016

Gendergesundheit spielt in Österreich nur untergeordnete Rolle

Rechnungshofausschuss beschäftigt sich mit Prüfbericht, Oberhauser avisiert gemeinsamen Gender-Gesundheitsbericht für 2017

Wien (PK) – Die Gendergesundheit spielt in Österreich nur eine untergeordnete Rolle. Zu diesem Prüfergebnis kam der Rechnungshof, nachdem er 2013 insbesondere das Gesundheitsministerium in Sachen Gendergesundheit unter die Lupe genommen hat. Die Aufteilung der Frauen- und Männergesundheit auf unterschiedliche Ministerien ist den Prüfern zufolge "nicht zweckmäßig". Außerdem waren es nur 3 % aller gewährten Gesundheitsförderungen des Gesundheitsministeriums, die in Österreich in die Gendergesundheit geflossen sind. Der entsprechende Bericht (III-152 d.B.) wurde heute im Rechnungshofausschuss des Nationalrats diskutiert. "Machen wir uns nicht schlechter, als wir sind. Wir tun einiges, was die Gendergesundheit betrifft", sagte Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser im Ausschuss. Ein gemeinsamer österreichischer Gender-Gesundheitsbericht, der einen gesamten Überblick über die Gesundheitssituation von Frauen und Männern erlaubt und vom Rechnungshof eingemahnt wurde, soll 2017 kommen.

Grundsätzlich ist unter Gendergesundheit der gleiche Zugang von Frauen und Männern zur Gesundheitsversorgung sowie die Verbesserung der Gesundheit beider Geschlechter zu verstehen. Dass die Zuständigkeit für Gendergesundheit bei den Frauen, Kindern und Jugendlichen im Gesundheitsressort, jene für Männer aber im Sozialministerium angesiedelt ist, kritisierte Rechnungshofpräsident Josef Moser im Ausschuss erneut. Auch, weil es dadurch kein Berichtswesen gibt, das ganzheitlich Aufschluss über Ausgestaltung und Kosten der genderspezifischen Gesundheitsförderung bzw. über die Gesundheitssituation von Frauen und Männern in Österreich zulässt. Hinzu kommt, wie Moser außerdem im Rechnungshofausschuss anmerkte, dass Zuständigkeiten im Gesundheitsressort selbst auf die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) und ihre drei Geschäftsbereiche aufgeteilt sind. Oberhauser betrachtete die Situation um die Gendergesundheit mit Verweis auf den Genderaspekt in der Ärzteausbildung sowie den eigenen Lehrstuhl Gender Medicine in Wien, Investitionen in die AIDS-Prävention sowie Kinder- und Jugendgesundheit zuversichtlicher.

Was die von Moser erneut eingemahnte Bündelung der Gendergesundheit sowie Gesamtverantwortung im Gesundheitsressort angeht, meinte GÖG-Geschäftsführer Georg Ziniel, dass es gute Kooperationen und Projekte zwischen dem Gesundheits- und Sozialministerium beispielweise bei der Demenzstrategie gebe. Prinzipiell meinte Ziniel, dass Österreich im Moment wie viele andere Länder am Weg sei, den Gehalt der Genderdimension in der Gesundheit zu begreifen. Es gehe darum, zu operationalisieren, der Rechnungshofbericht habe dafür gute Anregungen gegeben. Die nun vorliegenden genderbezogenen Berichte über Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Diabetes sind Ziniel zufolge gute Grundlagen für die zukünftige Gesundheitsvorsorge.

Verzögerungen orteten die Rechnungsprüfer außerdem beim Nationalen Brustkrebs-Früherkennungsprogramm für Frauen zwischen 45 und 70 Jahre ("Mammographie-Screening-Austria"). Hier hatte sich das Gesundheitsministerium vorgenommen, die Teilnahmerate bis Ende 2013 um 5 Prozent zu steigern. Bis Herbst 2013 war das Projekt aber noch nicht einmal angelaufen. Programm wurde von Oberhauser gegenüber Christoph Vavrik (V) verteidigt, sie würde es nicht als gescheitert bezeichnen, auch wenn der Start holprig gewesen sei. Oberhauser ist die Brustkrebs-Früherkennung ein besonderes Anliegen, wie sie sagte, es sei bereits einiges nachgebessert worden, ihr Ressort habe zudem "wöchentlich ein Auge darauf". Bisher wurden laut Gesundheitsministerin rund 60.000 Frauen mit dem Mammographie-Screening erreicht, die bis dahin noch nie bei einer Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchung gewesen sind. Laut Ziniel steigen die Teilnahmeraten mittlerweile leicht an, die angepeilten 70 % sind aber noch nicht erreicht, erklärte er Claudia Durchschlag (V), Martina Schenk (T) und Eva Mückstein (G). 2014 ist die Rate am Brustkrebs-Früherkennungsprogramm auf rund 40 % gestiegen, das sogenannte konventionelle Screening liegt bei 60 %.

Das Gesundheitsministerium förderte von 2009 bis 2013 insgesamt 161 Projekte mit einem Förderungsbetrag von 30,05 Mio. €. Nur 3 %, also rund 910.000 €, entfielen auf Projekte mit Genderbezug. Das Österreichische Bundesinstitut für Gesundheit (ÖBIG) führte im Zeitraum 2009 bis 2013 insgesamt 79 Projekte mit Genderbezug durch und wendete dafür 16,15 Mio. € auf. Im Gesundheitsministerium selbst waren es zum Vergleich 28. Seit 2011 sieht das Gesundheitsministerium genderspezifische Gesundheitsvorsorge explizit in seinen Förderungsschwerpunkten vor. Ein Aspekt, der von Moser positiv bewertet wird. Der Rechnungshofbericht wurde im Ausschuss einstimmig zur Kenntnis genommen. (Fortsetzung Rechnungshofausschuss) keg