Parlamentskorrespondenz Nr. 630 vom 08.06.2016

Hearing Rechnungshof 1: Elfriede Baumann

Baumann will Rechnungshof zu modernem, effizientem und umsetzungsorientiertem Prüfungsbetrieb weiterentwickeln

Wien (PK) – Die öffentliche Befragung der Kandidatinnen und Kandidaten, die für die kommende zwölfjährige Funktionsperiode des Rechnungshofpräsidenten bzw. der Rechnungshofpräsidentin nominiert wurden, begann um 10.00 Uhr im Budgetsaal, wo auch der Rechnungshofausschuss traditionellerweise tagt. Was die Nominierungen betrifft, liegen die Frauen klar in Führung - auch dies neben der Öffentlichkeit ein Novum in diesem Zusammenhang: Von den acht vorgeschlagenen Personen sind fünf weiblich.

Die Kandidatinnen und Kandidaten haben jeweils eine Stunde Zeit, sich zu präsentieren und die Fragen der Abgeordneten zu beantworten. Den konkreten Wahlvorschlag, der nur auf eine Person zu erfolgen hat, trifft morgen, am 9. Juni 2016 der Hauptausschuss. Die Wahl erfolgt dann in einer der beiden kommenden Plenarsitzungen am 15. oder 16. Juni 2016.

Baumann will unabhängige, objektive, faire und berechenbare Partnerin sein

Als erste Kandidatin stellte sich Elfriede Baumann vor. Ihr Ziel ist es, den Rechnungshof zu einem "modernen, effizienten und umsetzungsorientierten" Prüfungsbetrieb weiterzuentwickeln. Die Empfehlungen des Rechnungshofs sollten machbar sein, unterstrich Baumann mehrmals. Die vom derzeitigen Rechnungshofpräsidenten Josef Moser vorgelegten und noch nicht realisierten Empfehlungen will sie in diesem Sinne evaluieren. Die Wirtschaftsprüferin möchte zukünftigen Empfehlungen des Rechnungshofes auch dadurch Druck verleihen, indem sie diese im Vorfeld gut kommuniziert und sich intensiv mit den Verantwortlichen abstimmt. Die Kommunikation sei in diesem Zusammenhang ein unverzichtbares Mittel, hielt sie fest. Die Umsetzung von Empfehlungen hält sie aus ihrer privatwirtschaftlichen Erfahrung für notwendig, da diese durchaus auch einen Innovationsschub darstellen können.

Baumann ging nicht konkret auf die Frage ein, wo genau sie Verbesserungspotential im Rechnungshof sieht, sie meinte nur, aufgrund laufender Veränderungen sei es unumgänglich, sich weiterzuentwickeln. Notwendig ist für sie, zunächst einmal eine Ist-Aufnahme vorzunehmen. Baumann drängte auch nicht auf die Ausweitung der Kompetenzen des Rechnungshofs. Sollte sie in die Funktion der Präsidentin gewählt werden, so wolle sie mit der geltenden Gesetzeslage starten und sich die Sachlage genau anschauen. Sollte sich dann ein Bedarf an Mehrkompetenzen ergeben, werde sie an die Abgeordneten herantreten. Jedenfalls sollte das Prüfauge darauf gelegt werden, wo öffentliche Gelder verwendet werden. Eine funktionierende Transparenzdatendank stellt für sie im Hinblick auf den effizienten Einsatz öffentlicher Förderungsmittel einen wesentlichen Faktor dar, als Rechnungshofpräsidentin könne sie aber nur den Finger auf die Wunde legen.  

Besonderen Wert legt Baumann auf die Kooperation mit dem Parlament. Hier gehe es um intensive Zusammenarbeit, um nicht an den Abgeordneten vorbeizuarbeiten. Sie kann sich für einen regelmäßigen Austausch auch neue Plattformen vorstellen. So möchte sie am Beginn mit dem Parlament abstimmen, wo es "hapert", damit die Zusammenarbeit reibungslos funktioniert.

Am Ende ihrer Tätigkeit wäre sie stolz darauf, wenn der Rechnungshof in der Öffentlichkeit als modernes Organ und nicht mit verstaubtem Image wahrgenommen würde und auch attraktiv für die MitarbeiterInnen sei. Es sollte Verständnis für die Empfehlungen des Rechnungshofs geben und die BürgerInnen sollten in seine Kompetenz Vertrauen haben.    

Baumann verwies des Öfteren auf ihre Personalführungserfahrung und meinte, dabei stehe für sie ein korrekter, kooperativer und menschlicher Führungsstil im Vordergrund. Notwendig sei eine Feedbackkultur und viel Vereinbarungsgespräche.

Als Motivation für ihre Bewerbung nannte Baumann, dass sie ihre Fachkenntnis mit einem frischen Blick von außen gerne beim Rechnungshof einbringen würde. Sie würde unabhängig, objektiv und zielgerichtet arbeiten, sie will auch eine faire und berechenbare Partnerin sein. In ihrer bisherigen Funktion habe sie nicht nur staatsnahe Unternehmen, wie beispielsweise die ASFINAG, die Bundesforste oder die ÖBB geprüft, sondern auch Ministerien in Bezug auf die Verwendung von Fördergeldern. Ihre Arbeit habe sich auch auf die Länder und die Landesrechnungshöfe erstreckt, in ihrem Unternehmen sei sie auch international tätig.

  

Wirtschaftsprüferin mit 35-jähriger Erfahrung

Die 1955 in Kärnten geborene Elfriede Baumann kann auf eine 35-jährige Erfahrung in der Wirtschaftsprüfung verweisen. Sie ist Partnerin und Geschäftsführerin bei Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft m.b.H (EY) und Leiterin des Branchencenters Government & Public Services in Österreich. Im Bereich Wirtschaftsprüfung zeichnet sie für die Prüfung von Jahres- und Konzernabschlüssen internationaler und nationaler Unternehmen mit Fokus auf den öffentlichen Sektor verantwortlich. Baumann verfügt auch über Erfahrung in Projektverantwortung hinsichtlich der ordnungsgemäßen Verwendung österreichischer und EU-Fördergelder. Zudem ist sie für den Bereich Human Ressources bei EY in Österreich und damit für mehr als 800 MitarbeiterInnen zuständig. Darüber hinaus übte Baumann leitende Funktionen am Institut Österreichischer Wirtschaftsprüfer (iwp) aus, so war sie beispielsweise von 2006 bis 2009 dessen Vizepräsidentin.

Baumann schloss ihr Studium an der Wirtschaftsuniversität Wien ab, bevor sie 1983 zur Steuerberaterin und 1989 zur Wirtschaftsprüferin bestellt wurde. Wie sie im Hearing betonte, war sie nie parteipolitisch engagiert, sie verfüge über keine politischen Netzwerke und kenne das parlamentarische Geschehen nur von außen. (Fortsetzung Hearing Rechnungshof) jan