Parlamentskorrespondenz Nr. 632 vom 08.06.2016

Hearing Rechnungshof 3: Viktoria Kickinger

Vision eines gläsernen Rechnungshofs und Stärkung der Kommunikation

Wien (PK) – Mit der Vision eines "gläsernen Rechnunghofs" stellte sich die dritte Kandidatin, Viktoria Kickinger, den Abgeordneten beim Hearing im Parlament vor. Auf die Frage, warum sie für diesen Posten besonders geeignet sei, führte sie ihre branchenübergreifenden Berufserfahrungen, ihre Kompetenzen in Bezug auf Kontrolle und Budgetveranwortlichkeit, die sie als Managerin, Unternehmerin und als Berufsaufsichtsrätin unter Beweis gestellt habe, sowie vor allem ihre Dialog und –Kommunikationsfähigkeit ins Treffen.

Kickinger: Mehrwert für alle erkennbar machen und Krisen als Chancen nutzen

In ihrem Eingangsstatement verwies die studierte Kommunikationswissenschaftlerin auf ihre langjährige und breite berufliche Erfahrung, die sie u.a. im ORF, bei den Österreichischen Bundesbahnen, der ÖIAG, der Post sowie als Aufsichtsrätin in Industriebetrieben und zahlreichen wissenschaftlichen und kulturellen Organisationen sammeln konnte. Dabei handelte es sich fast ausschließlich um Unternehmen, die auch vom Rechnungshof geprüft werden, hob Kickinger hervor. Eine der wohl schwierigsten Aufgaben war ihre Tätigkeit im Burgtheater, wo sie maßgeblich an der Aufdeckung der Malversationen mitgewirkt habe. Sofort nach Bekanntwerden der betrügerischen Machenschaften habe man Strafanzeige erstattet, ein forensisches Gutachten in Auftrag gegeben und den Rechnungshof angerufen, erinnerte sie. Gerade dieses Bespiel zeige, dass Krisen auch als Chance genutzt werden können; bis dato wurden fast 90% der Empfehlungen des Rechnungshofs umgesetzt. Auch andere Unternehmen habe sie in schwierigen Zeiten begleitet und als Mitglied des Managements beigetragen, wirtschaftlich positive Entwicklungen einzuleiten. In diesem Zusammenhang erinnerte sie an die erfolgreiche Privatisierung der VOEST oder den Börsegang der Post, im Zuge dessen sie jahrelang ein Büro in Brüssel hatte und somit internationale Kontakte knüpfen konnte. Durch ihre Tätigkeit als Selbstständige in den letzten Jahren könne sie sicher auch einen unternehmerischen Esprit, der u.a. durch eine hohe Umsetzungsgeschwindigkeit gekennzeichnet sei, in die Arbeit einbringen.

Rechnungshof: Bessere Kommunikation des Mehrwerts für BürgerInnen, Unternehmen und Parlament

In der Folge präsentierte Kickinger ihr Konzept eines "gläsernen Rechnungshofs", dessen (Mehr-)Wert für alle Stakeholder deutlich ersichtlich sein soll. Einerseits müsse den BürgerInnen die wichtige Tätigkeit des Rechnungshofs klar und verständlich kommuniziert werden, andererseits sollten die geprüften Unternehmen im Sinne eines "new public management" von der Kontrollkompetenz des Hauses so gut wie möglich profitieren. Zusätzlich wollte Kickinger den Rechnungshof zu einer Servicestelle für die Parlamentarier ausbauen und etwa Workshops oder Schulungen für neue MandatarInnen anbieten. Generell würde sie sich dafür einsetzen, dass im Vorfeld erhoben wird, welche Wünsche das Parlament an den Rechnungshof hat und dass die Berichte schneller vorgelegt werden.

Was die Aufgaben angeht, so schlug sie eine Bereinigung des Portfolios vor. Ihrer Ansicht nach sollte man etwa hinterfragen, ob z.B. die Kontrolle des Medientransparenzgesetzes wirklich von bestens ausgebildeten MitarbeiterInnen des Rechnungshofs durchgeführt werden soll. Gleichzeitig regte sie mehr Querschnittsprüfungen an. Andererseits befürwortete Kickinger die Ausdehnung der Agenden auf die Prüfung von Gemeinden unter 10.000 EinwohnerInnen sowie auf all jene Betriebe, die eine 25%-Beteiligung des Staates aufweisen.

Tue Gutes und rede darüber

Obwohl der Rechnungshof einen sehr guten Ruf hat und in der Vergangenheit exzellente Arbeit geleistet wurde, sei man gefordert, Anpassungen an die sich ständig ändernde Mediengesellschaft vorzunehmen, war Kickinger überzeugt. Im Sinne des Mottos "Tue Gutes und rede darüber" sollte die Kommunikation in den Fokus rücken und die Arbeit des Rechnungshof zielgruppengerecht vermittelt werden. Auf Fragen bezüglich des Umgangs mit Rohberichten versicherte die Kandidatin, dass ihr Diskretion ein großes Anliegen sei, um die Interessen der Unternehmen zu schützen. Dennoch könne man sich überlegen, ein zeitgemäßes Instrumentarium dafür zu finden, wie etwa die Einrichtung von virtuellen Datenräumen, was in der Wirtschaft bereits gelebte Praxis sei.

Aufgrund ihrer vielen beruflichen Erfahrungen lege sie großen Wert darauf, dass für die MitarbeiterInnen optimale Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit sie ihre Talente und Qualitäten entfalten sowie ihre Ideen einbringen können. Dazu gehöre es auch, die PrüferInnen, die über einen enormen Erfahrungsschatz verfügen und oft die besten Ideengeber sind, stärker in den Vordergrund zu rücken.

Kickinger bezeichnete sich als völlig unabhängige Kandidatin, die zu allen Seiten eine exzellente Gesprächsbasis pflegt. Im Sinne einer gelebten Transparenz habe sie aus ihrer sozialdemokratischen Einstellung keinen Hehl gemacht, diese sei aber nie in irgendwelcher Weise in persönliche oder berufliche Beziehungen eingeflossen, unterstrich sie.  

Managerin, Branchenkennerin und Kommunikationsexpertin

Die 63-jährige Unternehmerin, die Publizistik, Ethnologie und Philosophie in Wien studiert hat, startete ihre berufliche Laufbahn beim ORF, wo sie u.a. bis 1997 die Marketing-Abteilung leitete. Ihre weitere Karriere führte sie als Pressesprecherin zur ÖBB (1998 bis 2001) und zur ÖIAG (2001 bis 2004), bis sie Generalsekretärin bei der Post AG wurde. 2009 gründete die gebürtige Wienerin die INARA GmbH, eine unabhängige Wissensplattform für Governance und Compliance war in den Folgejahren als Aufsichtsrätin in zahlreichen Unternehmen und kulturellen Einrichtungen (Staatsoper, Volksoper, Burgtheater, art for art, S&T, Polytec etc.) tätig. Derzeit leitet Kickinger den von ihr gegründeten "Director´s Channel", einen Internet-TV-Sender für Aufsichtsräte, in Hamburg.

Außerdem ist sie Vorsitzende des Universitätsrats des Mozarteums Salzburg. (Fortsetzung Hearing Rechnungshofausschuss)