Parlamentskorrespondenz Nr. 1230 vom 16.11.2016

Staatsakt "Geste der Verantwortung" kommt langjähriger Forderung der Betroffenen nach

Staatsakt anerkennt das Leiden der ehemaligen Heimkinder, die in Zweiter Republik schweres Unrecht erlitten haben

Wien (PK) - Nationalratspräsidentin Doris Bures und Bundesratspräsident Mario Lindner laden morgen, am 17. November 2016, zu einem Staatsakt ins Parlament. Das offizielle Österreich und die Kirche wollen mit dieser "Geste der Verantwortung" zum Ausdruck bringen, dass die Republik das unfassbare Leid von ehemaligen Heimkindern, die in der Zweiten Republik schweres Unrecht erlitten haben, mitsamt seiner lebenslangen Konsequenzen anerkennt und Lehren daraus gezogen hat. Republik und Kirche kommen damit einer langjährigen Forderung der Betroffenen nach.

Eine Station auf dem langen Weg der Aufarbeitung

Für die Initiatorin des Staatsaktes, Nationalratspräsidentin Bures, ist es dabei von großer Bedeutung, dass die Geste der Verantwortung nur eine Station auf dem langen Weg der Aufarbeitung des geschehenen Unrechts sein kann. "Die Geste kann und soll keinen Schlusspunkt unter offene Diskussionen und unter die Aufarbeitung setzen. Es geht darum, dass Staat und Kirche gemeinsam das Unrecht benennen und anerkennen", so Bures.

Im Mittelpunkt des Staatsaktes stehen die Betroffenen mit ihrem individuellen Leid und ihren sehr unterschiedlichen Erfahrungen. Dargestellt wird das ganze Ausmaß des geschehenen Unrechts durch künstlerische Verdichtung. Texte von Betroffenen sowie Forschungs-und Kommissionsberichte sind die Grundlage dafür.

Staat und Kirche haben bei Verbrechen lange weggesehen

In der Zweiten Republik haben tausende Kinder in staatlichen und kirchlichen Heimen unvorstellbares Leid und großes Unrecht erfahren. Sie haben brutale Gewalt, Demütigung und Missbrauch erlitten, statt Liebe, Schutz und Fürsorge zu erhalten. Staat und Kirche haben bei diesen Verbrechen zu lange weggesehen.

Vielen Betroffenen dieser Gewalt ist nicht nur die Kindheit geraubt worden. Die dunklen Erlebnisse haben einen Schatten über ihr ganzes Leben geworfen. Das Erlittene ist – oft bis heute – eine Bürde, die eine glückliche Existenz erschwert. Der Mantel des Schweigens über diese unfassbaren Taten ist seitens der Politik und der Kirche erst vor wenigen Jahren gelüftet worden. Es folgte das von großer Ernsthaftigkeit getragene Bemühen vieler Personen, Institutionen und Kommissionen, das Geschehene aufzuarbeiten. (Schluss) red