Parlamentskorrespondenz Nr. 937 vom 29.08.2017

Medien und Kommunikation 2016: Von überdurchschnittlich steigender Fernsehnutzung bis zu Leitlinien für Netzneutralität

Medienminister Drozda hat Nationalrat Kommunikationsbericht 2016 vorgelegt

Wien (PK) – Wie entwickelt sich der durchschnittliche, tägliche Fernsehkonsum im Zeitalter der Sozialen Medien? Soweit es Österreich betrifft, im Jahr 2016 nach oben: Die tägliche Fernsehdauer machte einen überdurchschnittlichen Sprung von 171 Minuten auf 178 Minuten. Der erstmals erhobene Anteil des linearen, herkömmlichen Fernsehens im Bewegtbild-Gesamtkonsum lag dabei bei 86%, im Alter von 14 bis 29 Jahren bei 69% – in dieser Gruppe umfasste die grundsätzliche Tagesreichweite von Online-Bewegtbild unabhängig von der Nutzungsdauer bereits 47%.

Mehr als deutlich gestiegen ist neuerlich das übertragene Datenvolumen von MobilfunkkundInnen, und zwar fast auf das Doppelte von rund 300.000 Terabyte im Jahr 2015 auf 571.000 Terabyte im Jahr 2016. Einen Großteil machen hier Streaming-Dienste wie TV, Video und Filme aus, die on demand abgerufen werden. Im Jahr 2016 wurden außerdem 650 Millionen SMS weniger versendet als im Jahr davor, die Anzahl der Gesprächsminuten sank um 250 Millionen. Dafür werden zunehmend Apps und Soziale Netzwerke eingesetzt.

Ein wesentliches Thema war 2016 im Mobilfunk die Abschaffung der Roamingentgelte. Hinsichtlich neuer Mobilfunktechnologien wendet sich aktuell der Blick auf das Roll-Out von 5G, Ziel ist hier, Österreich zu einem Pilotland werden zu lassen.

Zur Qualität des offenen Internetzuganges wurden 2015 auf EU-Ebene erstmals Regeln für die Netzneutralität erlassen. Das Gremium der Europäischen Regulierungsbehörden für elektronische Kommunikation (BEREC) hat im August 2016 dazu Leitlinien verabschiedet. Die Behörden beginnen jetzt mit der Vollziehung etwa hinsichtlich einer einheitlichen europäischen Perspektive.

Zu entnehmen sind diese und umfassende weitere Eckdaten über Medien und Mobilfunk dem Kommunikationsbericht 2016 der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR-GmbH, zusammen mit der KommAustria und der Telekom-Control-Kommission), den Medienminister Thomas Drozda dem Nationalrat vorgelegt hat.

Kommunikationsmärkte 2016 – Fernsehmarkt, Radiomarkt, Werbemarkt

Im Rahmen der sogenannten "Bewegtbildstudie" wurde im Jahr 2016 erstmals erhoben, in welchem Verhältnis die TV-Bevölkerung – also täglich durchschnittlich 62,7% der ÖsterreicherInnen ab 12 Jahren - ihren Bewegtbildkonsum mit einerseits klassischem, linearem Fernsehen und andererseits aus Online-Angeboten deckt. Klassisches TV hat dabei den Löwenanteil von 86% am täglichen Bewegtbildkonsum, jenes aus Online-Quellen 11%. Der Rest von 3% entfällt auf gekaufte DVDs oder Blu-Rays. Deutlich höher ist der Online-Anteil in der Gruppe der 14- bis 29jährigen: Der Bewegtbildkonsum-Anteil beträgt hier 25%, die grundsätzliche Online-Tagesreichweite sogar 47%. Aber auch Kaufinhalte haben mit einem Anteil von 6 % einen höheren Stellenwert. Insgesamt stieg die durchschnittliche tägliche Fernsehdauer von 2015 auf 2016 überdurchschnittlich um sieben Minuten auf 178 Minuten.

Österreichische TV-Programme verlieren dabei nach wie vor leicht an Marktanteil gegenüber ausländischen - im Jahr 2016 ist der Verlust um 0,2% aber marginal. Das Verhältnis liegt nunmehr bei 43,3% inländischer zu 56,7% ausländischer Sender. Entgegen diesem Trend verzeichnen ORF III, ServusTV und ORF SPORT+ Zuwächse. Innerhalb des nationalen Radio-Marktanteils erreichen die ORF-Programme gesamt 61% und damit einen Prozentpunkt Zuwachs gegenüber 2015, Ö3 bleibt konstant auf 38%, ebenso wie die Privatradios auf 36% verbleiben. Auch beim Radio stieg die Gesamthördauer pro Tag in der Hörerschaft ab zehn Jahren, und zwar um vier Minuten auf 184 Minuten. Der langsame Rückgang der Radio-Tagesreichweite an sich hält hingegen an und liegt nunmehr bei 76,7%.

Der Bereich klassische Werbung via TV, Print und Plakate verzeichnet auf den ersten Blick ein sattes Plus von 5,5% bei den Bruttowerbeumsätzen: Der Brutto-Werbewert beträgt im Jahr 2016 gesamt rund 3,45 Mrd. €. In den Daten bleiben allerdings gewährte Rabatte und somit eine Brutto-Netto-Schere unberücksichtigt. Demnach steht der positiven Bilanz etwa im Print-Bereich ein spürbares Sinken der tatsächlichen Anzeigen-Erlöse gegenüber, so der Bericht. An der prozentuellen Verteilung auf die einzelnen Gattungen hat sich wenig geändert, sie beträgt 31,8% für Tageszeitungen, 22,6% für "Sonstige Print", 31,5% für TV, 6,3% für Hörfunk und 7,7% für Außenwerbung. Mit einem leichten Zuwachs kommt die klassische Online-Werbung im Jahr 2016 auf einen Bruttowerbeumsatz von 250,7 Mio. €. Für die Gesamt-Online-Werbung unter Hinzunahme von Social Media und Suchwort-Marketing kommt hier Schätzungen zufolge etwa noch einmal derselbe Betrag hinzu, das Gesamtvolumen beträgt demnach im Jahr 2016 rund 500 Mio. €.

Nahezu vollständig abgeschlossen ist mit Ende des Jahres 2016 die Digitalisierung des Fernsehempfangs in den österreichischen TV-Haushalten. Laut Bericht weisen für Dezember 2016 die von der GfK Austria für die Arbeitsgemeinschaft TELETEST erhobenen Werte einen Digitalisierungsgrad von 97 % in den 3,694 Millionen Fernsehhaushalten aus.

Mobilfunkmarkt, Telekommunikation und Breitband

Während die Festnetztelefonie weiterhin rückläufig ist, wurden etwa durch den Einsatz von Apps und Sozialen Netzwerken auch 650 Millionen weniger SMS als im Jahr davor versendet. Außerdem sank die Anzahl der Mobilfunk-Gesprächsminuten um 250 Millionen. Zugleich wächst das übertragene Datenvolumen von MobilfunkkundInnen weiterhin rasant - von rund 300.000 Terabyte im Jahr 2015 auf 571.000 Terabyte im Jahr 2016. Die alltäglichen Nutzungsgewohnheiten haben sich demnach durch das steigende Angebot von Diensten über die Jahre stark verändert, den Großteil der Daten machen nunmehr Streaming-Dienste wie TV, Video und Filme, die on demand abgerufen werden, aus.

Ein wesentliches Thema war 2016 für den Mobilfunk die Abschaffung der Roamingentgelte im EU-Ausland, die mit 15. Juni 2017 erfolgte. Etwa hinsichtlich einer angemessenen Nutzung gegenüber einer missbräuchlichen wird im Bericht aber auch Rechtsunsicherheit befürchtet, daraus resultierende Konsequenzen würden sich erst im Lauf der Zeit zeigen. Weiters zeichnet sich laut Bericht der Trend ab, mehr Leistungen – wie etwa so genannte unlimitierte Minuten oder SMS – in das Grundentgelt zu inkludieren oder auch die zur Verfügung stehenden Bandbreiten zu erhöhen. Die Preisentwicklung zeigte sich gemäß RTR-Mobilfunkindex im Jahr 2016 insgesamt stabil, eine deutliche Preisreduktion war bei der Tarifgruppe der "Power-User" zu verzeichnen.

Der Blick richtet sich mittlerweile auf die nächste Generation des Mobilfunks: Hinter dem Kürzel 5G verbirgt sich ein technischer Systemhub. 5G soll aber auch die kommunikationstechnische Basis für eine Vielzahl zukünftiger mobiler Dienste und Anwendungen in einer immer stärker vernetzten Gesellschaft bilden. Ziel ist demnach, hier Österreich zu einem Pilotland werden zu lassen.

Die Anzahl mobiler Breitbandanschlüsse hat nach Rückgängen in den Jahren zuvor 2016 wieder zugenommen, die Wachstumsraten bei DSL und Kabelbreitband gingen hingegen etwas zurück.

Netzneutralität als internationaler Arbeitsschwerpunkt

Intensiv beteiligt hat sich die RTR im Jahr 2016 an der Erstellung der europäischen BEREC-Leitlinien zur Netzneutralität. Diese sollen nationale Regulierungsbehörden bei der Umsetzung der europäischen Netzneutralitätsverordnung unterstützen und dazu beitragen, dass sie EU-weit einheitlich angewendet wird. Erkenntnisse dazu sollen im Netzneutralitätsbericht zu finden sein, den die Regulierungsbehörde jährlich veröffentlichen wird. Im Bereich Sicherheit von Netzen und Diensten langten im Jahr 2016 sechs Mitteilungen über Beeinträchtigungen bei der RTR ein, etwa mit Meldungen zu größeren Netzausfällen. Eingerichtet wurde 2016 bei der RTR die Zentrale Informationsstelle für Infrastrukturdaten (ZIS). Sie ist ein Verzeichnis aller bestehenden und geplanten Infrastrukturen, die für Telekommunikationszwecke geeignet sind, mit dem Ziel, eine Informationsdrehscheibe für Telekommunikationsnetzbetreiber zu schaffen.

Weniger Schlichtungsfälle gesamt, Anstieg bei Paketdiensten und Medien

Neben der Verwaltung des österreichischen Rufnummernraums und der Schaffung zeitgemäßer rechtlicher Rahmenbedingungen mittels Verordnungen sind Arbeitsschwerpunkte der RTR etwa auch Schlichtungsverfahren. Erneut deutlich gesunken ist dabei im Jahr 2016 die Anzahl der von EndkundInnen bei der RTR eingebrachten Schlichtungsfälle, sie lag bei 1.996 Fällen. Die RTR führt dies unter anderem darauf zurück, dass die Kulanzbereitschaft der Telekom-BetreiberInnen weiterhin zugenommen hat bzw. unangenehme Überraschungen auf der Telefonrechnung immer seltener möglich sind. Um 78% auf 159 Schlichtungsanträge gestiegen sind jedoch Beschwerden über Paketdienste, am häufigsten über Zustellprobleme. Auch Schlichtungsverfahren im Medienbereich befinden sich demnach auf einem Allzeithoch, oft handelt es sich um vertragliche Probleme mit Pay-TV.

Etwa zur Weiterentwicklung des Notrufwesens möchte die RTR auch weiterhin aktiv beitragen und bietet sich an, künftig eine noch stärkere Rolle einzunehmen. Enthalten sind im Bericht zudem die Zusammenfassung der Tätigkeiten der KommAustria, der Telekom-Control-Kommission (TKK) und der Post-Control-Kommission (PCK), etwa über die Regulierungsaufgaben in ihren jeweiligen Bereichen, sowie eine Zusammenstellung der Fonds- und Förderungsverwaltung.

Die RTR steht zu 100% im Eigentum des Bundes, das Geschäftsjahr 2016 wurde mit einem ausgeglichenen Ergebnis abgeschlossen. (Schluss) mbu