Parlamentskorrespondenz Nr. 987 vom 21.09.2018

Anna Boyiazis erhält Alfred Fried Photography Award 2018 für das "Friedensbild des Jahres"

Die US-amerikanische Fotografin siegt mit einer Reportage über Selbstbestimmung von Frauen in Sansibar

Wien (PK) – Bereits zum sechsten Mal fand gestern Abend im Österreichischen Parlament die Auszeichnung der Gewinner des internationalen Fotowettbewerbs für das beste Friedensbild statt. Fünf Fotografinnen wurden heuer für ihre fotografischen Arbeiten mit der Alfred-Fried-Medaille ausgezeichnet. Die in Kalifornien geborene Fotojournalistin Anna Boyiazis erhielt außerdem für ihre Fotoserie "Finding Freedom in the Water" den mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis für das "Peace Image of the Year 2018". Boyiazis erzählt darin die Geschichte von Mädchen und Frauen auf der zu Tansania gehörenden Insel Sansibar, die sich darüber hinwegsetzen, dass in ihrer islamisch und patriarchal geprägten Gesellschaft das Schwimmen für Frauen verpönt ist. Im Projekt "Panje" erlernen sie gemeinsam das Schwimmen und erobern sich ein Stück Selbstbestimmung ("panje" bedeutet auf Swahili in etwa "großer Fisch").

Die Jury lobte an den Bildern, dass die Fotoreportage von Boyiazis mittels einer kleinen Geschichte etwas ganz Großes zeige, nämlich den Freiheitswillen und die Selbstbehauptung von Frauen in einem Teil der Welt, der üblicherweise nicht im Fokus der medialen Aufmerksamkeit steht.

Den mit 1.000 Euro dotierten Preis für das beste Einzelfoto erhielt die kanadische Fotojournalistin, Autorin und Tierrechte-Aktivistin Jo-Anne McArthur für ein Foto, das die Rettung eines Gorilla-Waisenkindes in Kamerun zeigt.

Zum zweiten Mal wurde heuer der ebenfalls mit 1.000 Euro dotierte Preis für das beste Friedensbild in der Kinder- und Jugendkategorie vergeben, dessen Schirmfrau die Menschenrechtsaktivistin Waris Dirie ist. Heurige Gewinnerin ist die 14-jährige Kaya Tasevska aus Skopje für ihr Foto "Daydreaming", das ihre Cousine Luna schlafend nach einem Skiausflug zeigt. Das kompositorisch sehr gelungene Bild bringt Frieden als einen Zustand von Geborgenheit und Ruhe zum Ausdruck.

NR-Präsident Sobotka: Pressefotografie ist Beitrag zur Wahrheitsfindung

"Gute Pressefotografie zeigt nicht nur oberflächliche Momentaufnahmen, sondern will von den Menschen und den Geschichten dahinter erzählen. Ihre Bilder leisten einen Beitrag dazu, die Wahrheit ans Licht zu bringen, und helfen uns bei der Meinungsbildung," sagte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka in seiner Begrüßung. Daher sei es für ihn eine besonders ehrenvolle Aufgabe, bei der Auszeichnung von Bildern mitwirken zu können, die den Frieden zum Inhalt haben. Es mache ihn sehr betroffen, dass Journalismus heute in vielen Ländern der Welt mehr denn je ein gefährlicher Beruf ist. Auch mitten in Europa mussten zuletzt JournalistInnen für ihre Wahrheitssuche mit dem Leben bezahlen, erinnerte Sobotka.

Fotografie, die dem Frieden ein Gesicht gibt

Über die gefährliche Situation von JournalistInnen in vielen Krisen- und Kriegssituationen der Welt, doch auch in Ländern, die im allgemeinen als friedlich gelten, sprach Beata Balogová, Chefredakteurin der Slowakischen Tageszeitung SME und Vorstandsmitglied von International Press Institute (IPI). Das gefährlichste Land für JournalistInnen und PressefotografInnen war im letzten Jahr Afghanistan, gefolgt von Mexiko.

Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch des erst kürzlich im 96. Lebensjahr verstorbenen Erich Lessing mit einer Schweigeminute gedacht. Der Initiator des Alfred Fried Photography Award, Lois Lammerhuber, würdigte den langjährigen Ehrenvorsitzenden der Jury des Alfred Fried Photography Award als einen der bedeutendsten zeitgenössischen Fotografen. Er habe ein reiches Erbe hinterlassen, dass es zu bewahren gelte, sagte Lammerhuber. Der Alfred Fried Photography Award 2018 zeige wieder einmal, welch großes Potenzial an guter Fotografie es weltweit gibt. Heuer wurden insgesamt 16.610 Bilder aus 137 Ländern eingereicht.

Der diesjährige Jury-Vorsitzende Lars Boering, der zugleich Managing Director des World Press Photo in Amsterdam ist, erinnerte an die JournalistInnen und PressefotografInnen, die derzeit für ihre Suche nach der Wahrheit im Gefängnis sitzen. Der Award sei mehr als ein Wettbewerb, denn er stelle die wichtige Frage "Wie sieht der Frieden aus?". Mit diesem Motto sei er auch ein sehr optimistisches Unternehmen, das zu einer besseren Welt beitragen will.

Die Jury des Alfred-Fried-Awards macht es sich auch stets zur Aufgabe, neben der Erinnerung an die wichtige Arbeit des Namensgebers des Preises auch den aktuellen TrägerInnen des Friedensnobelpreises ein Forum zu geben. Diesmal sprach Nadja Schmidt, Direktorin & Co-Initiatorin von ICAN Austria, für die Organisation, die den Friedensnobelpreis 2017 erhalten hat. Die "International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN)" erhielt die Auszeichnung für ihre Arbeit zur Ächtung von Atomwaffen mit dem Ziel ihrer vollständigen Abschaffung. Schmidt erinnerte in ihrer Festrede an die vielen Menschen, die bereits durch Atomwaffen, sei es durch ihren Einsatz oder Atomwaffentests, gelitten haben. ICAN wolle der Verleugnung und Verdrängung der Gefahren, die immer noch von Atomwaffen ausgehen, entgegenwirken. Die Menschen aus mehr als hundert Ländern, die in der Kampagne zusammengefunden haben, sind überzeugt, dass die Menschheit nur in einer atomwaffenfreien Welt langfristig eine Zukunft haben kann, erklärte Schmidt.

Die weiteren PreisträgerInnen der Alfred-Fried-Photography-Award-Medaille 2018

Neben der Trägerin des Hauptpreises wurden vier PreisträgerInnen für ihre bemerkenswerten Fotoserien mit der Alfred-Fried-Medaille 2018 ausgezeichnet. 

Die niederländische Fotografin Selma van der Bijl erhielt die Auszeichnung für ihre Reportage "Lucky". Sie zeigt Momentaufnahmen des Glücks von Flüchtlingsfamilien im Augenblick ihrer Wiedervereinigung.

Die Teheranerin Maryam Firuzi wurde für ihre kunstvollen Inszenierungen von lesenden Frauen in den Straßen der Stadt gewürdigt. Die iranische Fotografin und Filmemacherin versteht ihre märchenhaft anmutenden Bilder als ein Plädoyer für die völkerverbindende Bedeutung des Lesens. Besonders Gedichte können zu einer besseren Welt beitragen, ist sie überzeugt.

Die in Deutschland geborene, in Schweden lebende Fotografin Nora Lorek schuf eine Porträtserie "Patterns of Home", die Frauen vor den bestickten Bettlaken zeigt, die Teil ihres Hab und Guts sind, das sie auf der Flucht aus dem Südsudan nach Uganda retten konnten. Sie wolle mit den "Patterns of Home" nicht nur ein Symbol für den Verlust von Heimat zeigen, sondern auch daran erinnern, dass auch sehr arme Länder große Zahlen von Flüchtlingen aufnehmen, erläuterte die Fotografin.

Die argentinische Fotografin Constanza Portnoy zeigt in ihrer einfühlsamen Fotogeschichte "Ángeles: What love can save" das Leben einer Familie, in der beide Elternteile aufgrund einer Krankheit schwer körperlich behindert sind. Mit Liebe, Respekt und Zuversicht schafft es das Paar, ihrer Tochter Ángeles ein geborgenes Zuhause zu bieten.

Der Alfred Fried Photography Award wird in Kooperation der Photographischen Gesellschaft (PHG), der Edition Lammerhuber, der UNESCO, des Österreichischen Parlaments, der Vereinigung der ParlamentsredakteurInnen, des International Press Institute (IPI), des Deutschen Jugendfotopreises und mit Unterstützung von World Press Photo vergeben. (Schluss) sox

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie auf der Website des Parlaments unter www.parlament.gv.at/aktuelles/mediathek/fotos .