Parlamentskorrespondenz Nr. 413 vom 18.04.2019

Prävention neuer Formen des Antisemitismus: ExpertInnen erarbeiten im Parlament Bildungsmaßnahmen

Demokratie in Bewegung künftig mit Antisemitismus-Schwerpunkt

Wien (PK) – Auf Basis der Ergebnisse der vom Parlament in Auftrag gegebenen Antisemitismus-Studie ortete Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka unmittelbaren Handlungsbedarf. Daher sollen von "Demokratie in Bewegung" ab Herbst auch SchülerInnen-Workshops zum Thema Antisemitismusprävention mit besonderem Fokus auf neue Formen des Antisemitismus angeboten werden.

"Antisemitismus und Rassismus muss in einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung begegnet werden. Die Bewusstseinsbildung bei jungen Menschen ist hierbei einer der Schlüsselfaktoren. Bildung schützt vor radikalen Tendenzen, die zu einer antidemokratischen Haltung führen", so Sobotka. "Das entschlossene Auftreten gegen jede Form von Antisemitismus und Rassismus ist Teil der österreichischen Identität und auch unserer historischen Verantwortung geschuldet."

Dazu fand heute das erste ExpertInnentreffen im Hohen Haus und eine Bestands- und Bedarfsaufnahme bestehender didaktischer Unterlagen und Formate zum Thema Antisemitismus und Rassismus statt. Bei der Startveranstaltung tauschten sich verschiedene Stakeholder aus, darunter VetreterInnen des Mauthausen Komitees und Mauthausen Memorials, der Plattform erinnern.at, des Bildungsministeriums, des Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus, des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Wiederstands (DÖW) sowie des Österreichischen Integrationsfonds und des Vereins für Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit (ZARA). In Folge weiterer Zusammentreffen soll ein konkretes Konzept für Schulungsmaßnahmen zur Prävention neuer Formen des Antisemitismus entstehen, das sodann in Form eines neuen Moduls SchülerInnen der 8. und 9. Schulstufe sowie Lehrlingen durch "Demokratie in Bewegung" nähergebracht werden soll.

Demokratie in Bewegung

Unter dem Titel "Demokratie in Bewegung – das Parlament kommt zu dir" geht das Hohe Haus bereits seit Anfang des Jahres 2017 auf Tour durch Österreichs Schulen. In Kooperation mit dem Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum werden in ganz Österreich für SchülerInnen und Lehrlinge mobile Workshops zu den Themen Demokratie und Parlamentarismus abgehalten. Ab Beginn des neuen Schuljahres im Herbst 2019 soll es zusätzlich ein neues Bildungsangebot zum Thema Antisemitismus und Rassismus geben, das im Zuge der Bildungsinitiative mit den ExpertInnen erarbeitet wird.

Hintergrund: Studie zeigte Indizien für manifesten und latenten Antisemitismus in Österreich

Eine vom Nationalratspräsidenten in Auftrag gegebene und im März 2019 gemeinsam mit dem IFES präsentierte Studie hatte zum Ziel, die bestehende Forschungslücken im Hinblick auf Status und Entwicklung antisemitischer Tendenzen in Österreich zu schließen sowie eine Orientierung für weitere Schritte im Bereich Antisemitismusprävention zu liefern – insbesondere angesichts der Debatte über neue Formen des Antisemitismus durch Zuwanderung. Die Studie ergab, dass Antisemitismus in Österreich immer noch ein Problem ist. Die Daten belegen, dass der manifeste Antisemitismus mit einem Anteil von rund 10% der Bevölkerung quantifizierbar ist und sich vor allem im Bereich des rassistischen Antisemitismus und der Holocaustleugnung zeigt. Bei 30% der Befragten gibt es eindeutige Indizien für einen latenten Antisemitismus, etwa auf Israel bezogen. Ein besorgniserregend antisemitisches Potential zeigt sich laut der Ergebnisse bei bereits länger in Österreich ansässigen Arabisch und Türkisch sprechenden Menschen.

Die Ergebnisse der Studie sind auf www.antisemitismus2018.at inklusive Downloads und Hintergrundmaterial abrufbar. (Schluss) fan