Parlamentskorrespondenz Nr. 493 vom 08.05.2019

NR-Präsident Sobotka: Zeigt nicht nur ein Frauenbild, sondern ein Demokratiebild, welches dem 21. Jahrhundert würdig ist

Das Symposium FRAUEN - Themen, [die] bildete den Abschluss der Veranstaltungsreihe 100 Jahre Frauenwahlrecht

Wien (PK) - Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und die Frauensprecherinnen luden gestern zur Abschlussveranstaltung  der Veranstaltungsreihe zu 100 Jahre Frauenwahlrecht. "FRAUEN – Themen, [die]" ins Parlament in der Hofburg. Frauenministerin Juliane Bogner-Strauss dankte in ihrer Eröffnungsansprache NR-Präsidenten Wolfgang Sobotka für den thematischen Schwerpunkt mit der Veranstaltungsreihe.

"Es ist wichtig, den Pionierinnen zu gedenken, die damals auf die Straße gegangen sind und für das Wahlrecht für Frauen gekämpft haben. Wir haben schon viel erreicht für die Frauen in Österreich, aber wir dürfen nie aufhören zu kämpfen. Wir müssen konsequent sein und für Gleichbehandlung und Gleichstellung eintreten," ist die Frauenministerin überzeugt.

"Für uns ist es selbstverständlich wählen zu gehen, aber das war nicht immer so. Auch in knapp drei Wochen ist wieder eine Wahl – ich sehe es als unsere Pflicht an, wählen zu gehen. Ich bin stolz auf die Frauen, die den Mut haben und sich der Wahl stellen. Manchmal ist Frauenpolitik ein Weg der kleinen Schritte. Was führt zum Gender-Pay-Gap und wie kann man die Pensionsschere wieder aufschließen? Gleichbehandlung bzw. Gleichstellung geht uns alle an. Gleichstellung beginnt zuhause", so Juliane Bogner-Strauss.

Der Ausgangspunkt der Veranstaltungsreihe "100 Jahre Frauenwahlrecht" ist das historische Ereignis - der geschichtliche Kontext der Gründung der Republik 1918. In der provisorischen Nationalversammlung vom 12. November 1918 wurde allen volljährigen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern das aktive und passive Wahlrecht zuerkannt.  Mutige und frauenpolitisch wachsame Pionierinnen, die zuerst und vor allem für die materielle Unabhängigkeit von Frauen und Mädchen gekämpft haben, sind nun Teil einer neuen demokratischen Gesellschaftsordnung. "Frauenthemen" werden sichtbar, politisch diskutiert und finden in der Gesellschaft Resonanz.

Die Veranstaltungen und Projekte im Frauenwahlrechtsgedenkjahr sollen keineswegs einen umfassenden Charakter haben, sondern sich fragmentarisch verschiedenen Aspekten annähern. So widmet sich die sechste und letzte Veranstaltung der Reihe "100 Jahre Frauenwahlrecht"drei Themenfeldern, die nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben: Aus dem Heute heraus sollen die Themen Frauen-Armut, Frauen-Migration und Frauen-Schönheitsideale mit Expertinnen in verschiedenen Panels diskutiert und reflektiert werden. Die Moderation übernahm Isabella Krassnitzer.

Panel 1: … Frauen – Integration, [die]

Der Integration von immigrierten Frauen, die sich um den Haushalt und die Kindererziehung kümmern, widmete sich Panel 1. Wie stellt sich die Situation der Migrantinnen vor dem Hintergrund von Gleichberechtigung und Frauenrechten dar? Welche Handlungsfelder eröffnen sich für die Politik, jene Frauen bei ihrer Integration in Österreich zu fördern? Der thematische Bogen spannte sich dabei von kulturellen und gesellschaftlichen Integrationsfragen bis hin zu Situationen von struktureller Benachteiligung, geringerer Erwerbsbeteiligung und Wege in Bildung und Beruf.

Im Panel Frauen und Integration  - moderiert von Sandra Szabo – standen Themen wie das Kopftuch und ein angedachtes Verbot, Religionsfreiheit, persönliche Erfahrungen und aktuelle politische Diskussionsprozesse im Vordergrund.

Panel 2: … Frauen – Schönheitsideale, [die]

Wenn Menschen aufgrund ihres Körpers diskriminiert, Frauen aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes abgewertet werden und beleidigende Kommentare bis hin zu gesundheitlichen Problemen führen, spricht man vom Phänomen des sogenannten Body-Shamings. Thema des Panel 2 war unter anderem die Frage, welchen Einfluss die sozialen Medien oder auch Werbung auf die Entwicklungen zu fragwürdigen bzw. gefährlichen Schönheitsidealen haben.

Alice Herzog, Moderatorin des Panel 2 Schönheitsideale, berichtete vom veränderten Ideal durch den Selfie-Wahn und dem Druck durch die sozialen Medien. Wie wichtig es sei, dass junge Menschen und auch PädagogInnen Medienkompetenz erlernen würden und ihren Selbstwert nicht über transportierte Bilder definiere.

Panel 3: … Frauen – Armut, [die]

Obwohl Österreich zu einem der reichsten Länder weltweit zählt, ist Frauenarmut nach wie vor ein Thema. Statistiken zeigen Anteile von Frauen mit Armutsgefährdung und Einkommen unter der Armutsgrenze auf - Prekäre Arbeitsverhältnisse betreffen vor allem Frauen. Auch die Altersarmut trifft großteils Frauen. Panel 3 widmete sich der Frage, mit welchen Maßnahmen die Politik hier gegensteuern kann.

Isabella Krassnitzer, Moderatorin des Abends sowie des dritten Panels zum Thema Armut, berichtete von den Ergebnissen der Diskussionen. Familienfreundliche Arbeitsmodelle seien wichtig. Rollenmuster sollten bereits in der Erziehung aufgelöst werden. Die Infrastruktur für die Alleinerziehenden und bessere Nachmittagsbetreuung zu schaffen, wären weitere wichtige Schritte in die richtige Richtung. Sie schloss mit den Worten: "Es gibt noch viel zu tun und wir Frauen werden weiter dran bleiben!"

NR-Präsident Wolfgang Sobotka dankte allen TeilnehemrInnen für ihr Engagement und ihre Bereitschaft, die Themen zu diskutieren. "Der Ort des Parlaments ist auch der Ort der Diskussion – nicht nur der parlamentarischen Debatten. Wir haben bereits seit Dezember 100 Jahre Frauenwahlrecht als Schwerpunkt und bereits mehrere Veranstaltungen zu diesem wichtigen Thema veranstaltet."  Er rief alle BesucherInnen auf, die Diskussion hinauszutragen – auf jeder Ebene sei dies wichtig, ob nun Gemeinde, Landtag, Europäisches Parlament, Schülerparlament usw. "Wir sind angehalten, überall dort nicht nur ein Frauenbild, sondern ein Demokratiebild zu zeigen, welches dem 21. Jahrhundert würdig ist." (Schluss) mar

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie auf der Website des Parlaments unter www.parlament.gv.at/aktuelles/mediathek/fotos.