Parlamentskorrespondenz Nr. 521 vom 14.05.2019

Zweite NR-Präsidentin Bures: Das gesprochene Wort soll verbinden, nicht spalten

Vorstellung "Alles kann passieren!" im Plenarsaal des Parlaments

Wien (PK) – Nach erfolgreichen Vorstellungen im Wiener Akademietheater und Burgtheater sowie einem Gastspiel in Luxemburg fand gestern die Vorstellung von "Alles kann passieren!" auf gemeinsame Einladung der Zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures und der Direktorin des Burgtheaters Karin Bergmann im Plenarsaal des Parlaments in der Hofburg statt. Der Ort sei nicht zufällig gewählt. Denn das Herz unserer stolzen Demokratie sei das Zentrum der politischen Auseinandersetzung und somit der Ort der Rede und der Gegenrede, und ganz besonders auch des Zuhörens, wie die Zweite Präsidentin es in ihrer Rede ausführte.   

Das Stück basiert zur Gänze auf tatsächlich gehaltenen Reden zeitgenössischer rechtspopulistischer Politiker in Italien, Polen, Ungarn und Österreich. Der Schriftsteller Doron Rabinovici und der Journalist Florian Klenk haben diese Reden montiert, die den Geist der neuen Rechten Europas verdeutlichen und die rhetorischen Strategien offenlegen sollen, mit denen die Angriffe auf die europäische Idee und liberale Ideale geführt werden. Vorgetragen wurde das Textmosaik an diesem Abend von den Schauspielerinnen Stefanie Dvorak, Sabine Haupt, Petra Morzé und Barbara Petritsch.

Bures: Zurückfinden zur Konsensdemokratie

Der Abend war dem Andenken an Rudolf Gelbard (1930–2018) und der Erinnerung an sein lebenslanges antifaschistisches Engagement gewidmet. Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures würdigte in ihrer Begrüßung Gelbard als wichtigen Zeitzeugen und aufrechten Humanisten, der sich stets in unverwechselbarer Klarheit für die Demokratie und den Rechtsstaat eingesetzt und vor den Folgen von Ausgrenzung und gesellschaftlicher Spaltung gewarnt hat. Viele Gespräche mit ihm und anderen ZeitzeugInnen hätten ihr gesamtes politisches Leben geprägt und sie bestärkt, sich für eine wehrhafte Demokratie und ein selbstbewusstes Parlament einzusetzen, sagte Bures. Die Zweite Nationalratspräsidentin erinnerte dabei daran, dass es nun an den Generationen der Nachgeborenen liegt, das Vermächtnis der Erinnerung, das die ZeitzeugInnen hinterlassen haben, weiterzugeben.

Nach wie vor gelte es, wachsam zu sein und den Anfängen zu wehren, betonte Bures. Für sie bedeute diese Forderung auch, wieder auf den Weg der Konsensdemokratie zurückzukehren, die die Zweite Republik positiv geprägt habe. Das heiße vor allem auch, darauf zu achten, dass das gesprochene Wort die Menschen verbindet und nicht spaltet. Es erfordere, für Menschenwürde und den Rechtsstaat, für Frauen- und Minderheitenrechte einzutreten und sich gegen alle Versuche einer Schwächung der Pressefreiheit oder demokratischer Institutionen zu stellen. "Ich bin überzeugt, dass unsere Demokratie stark ist, weil es genug Menschen gibt, die bereit sind, sie zu verteidigen", sagte Bures. Das stimme sie zuversichtlich, dass dem Auftrag der Überlebenden entsprochen wird und die demokratischen Werte tagtäglich mit Leben erfüllt werden. (Schluss) sox/red

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie auf der Website des Parlaments unter www.parlament.gv.at/aktuelles/mediathek/fotos.