Parlamentskorrespondenz Nr. 981 vom 09.10.2019

Enquete des Bundesrats: Dezentralisierung im Lichte der demographischen Entwicklung Österreichs

Marik-Lebeck: Große regionale Unterschiede bei demographischen Prozessen in Österreich

Wien (PK) – Die demographischen Prozesse innerhalb Österreichs laufen regional sehr unterschiedlich ab, betonte Stephan Marik-Lebeck von der Statistik Austria in seinem Beitrag zum demographischen Wandel in Österreich bei der Enquete des Bundesrats zum Thema Dezentralisierung. Der Gegensatz zwischen Ballungsräumen und peripheren Gebieten werde anhand der unterschiedlichen Bevölkerungsstruktur sichtbar. Während sich die jüngere Bevölkerung in den Städten konzentriere und die Bevölkerungsdichte durch internationale Zuwanderung steige, verbleibe die ältere Bevölkerung überproportional in Abwanderungsgebieten. Die TeilnehmerInnen der Enquete setzten sich für den Erhalt der Infrastruktur im ländlichen Raum ein, wobei auch die Dezentralisierung von Behörden eine wichtige Rolle spiele.

Österreichs Bevölkerung steigt

Seit dem Jahr 2000 ist Österreichs Bevölkerung um ungefähr 800.000 Personen gestiegen. Der Großteil davon aufgrund von Zuzügen nach Österreich. Zusätzlich gab es um 40.000 Geburten mehr als Sterbefälle, informierte der Experte der Statistik Austria. In Österreich seien große regionale Unterschiede der Bevölkerungsentwicklung zu verzeichnen.

Nicht nur Zuzüge aus dem Ausland, auch Gesellschaftswanderungen innerhalb Österreichs wirken sich auf die Zusammensetzung der Bevölkerung aus. Daran seien bestimmte Bevölkerungsgruppen signifikant beteiligt. Einerseits ziehe es junge Erwachsene für die Bildung in größere Städte, andererseits gebe es eine Suburbanisierung bei Familiengründungen, außerdem wirken sich Ruhestandswanderungen in die Herkunftsbezirke markant aus.

Alterungstrend trifft alle Gemeinden

Klar ist für Marik-Lebeck: Die österreichische Bevölkerung altert. Dieser Trend bestehe seit 1972 und betreffe nach der Reihe alle Gemeinden, abgesehen von größeren Städten. Zudem kommen die geburtenstarken Jahrgänge von Mitte 1950 bis 1970 in den nächsten Jahren ins Pensionsalter, sagte er.

Während der Anteil der über 65-Jährigen zunehme, sinke der Anteil der unter 20-Jährigen, wobei die Gesellschaft im Westen Österreichs jünger sei als im Osten. Im Vergleich mit den Nachbarländern, aber auch innerhalb der EU schreite die demographische Alterung in Österreich etwas langsamer voran, sagte der Experte. Der Anteil der 65-Jährigen und Älteren liege hierzulande niedriger als im EU-Durchschnitt und nehme etwas langsamer zu. Aber auch der Anteil der unter 20-Jährigen sei niedriger als im EU-Schnitt. Im unmittelbaren Vergleich habe Deutschland eine etwas ungünstigere Altersstruktur als Österreich, die Schweiz hingegen eine günstigere mit höheren Geburtenüberschüssen und stärkeren Migrationsgewinnen.

Durch Dezentralisierung von Bundeseinrichtungen Infrastruktur stützen

Durch Ansiedlung von Bundes- sowie Landeseinrichtungen im ländlichen Raum soll mehr Fairness geschaffen werden, so der Tenor in der anschließenden Diskussion. Städte und Länder sollten miteinander statt gegeneinander agieren, wobei die Bedürfnisse der Menschen im Vordergrund stehen und auch die Geschlechterperspektive bedacht werden sollte. Aktuelle Zentralisierungen wie bei den Sozialversicherungen und Finanzämtern stießen in der Diskussion auf wenig Gegenliebe. Ein Mindestmaß an Infrastruktur im ländlichen Raum sei zu gewährleisten, wozu Ärzte, Banken, Postämter, Einkaufsmöglichkeiten und der öffentliche Verkehr gehören. Österreich habe ein Problem mit Doppelstrukturen, erörterte ein Vertreter der Europäischen Kommission, der Hilfe bei Koordinierung und Finanzierung anbot. (Fortsetzung Enquete) gla

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Die Enquete des Bundesrats kann auch via Live-Stream mitverfolgt werden und ist als Video-on-Demand in der Mediathek des Parlaments unter www.parlament.gv.at/aktuelles/mediathek/ verfügbar.