Parlamentskorrespondenz Nr. 377 vom 27.04.2020

Fundamente - Meilensteine der Republik: Künstlerische Installation am Heldenplatz zum Thema "75 Jahre Zweite Republik"

Ausstellung thematisiert drei große Jubiläumsschwerpunkte EU-Beitritt, Zweite Republik und Bundesverfassung

Wien (PK) – Unter dem Motto "Fundamente – Meilensteine der Republik" thematisiert am Wiener Heldenplatz die künstlerische Installation des Parlaments im Jahr 2020 drei große Jubiläen in drei Etappen: Den Auftakt machte zu Jahresbeginn das Thema "25 Jahre EU-Beitritt Österreichs". Zum Jubiläum "75 Jahre Zweite Republik" wurde die Installation am Donnerstag, 23. April 2020, erweitert. Im Oktober 2020 wird "100 Jahre Bundesverfassung" als dritter und letzter Meilenstein folgen.

"Heldenplatz als öffentlicher Raum der demokratischen Debatte"

"Wir müssen diesen Platz im Herzen Wiens zu einem Platz der Demokratie machen", sagt Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. "Die zweite Phase der künstlerischen Installationen rückt die österreichische Zeitgeschichte und das, was uns gemeinsam bewegt, in den Mittelpunkt." Damit wandle sich der Heldenplatz vom ausschließlich belasteten Erinnerungsort schrittweise zu einem "öffentlichen Raum der demokratischen Debatte", so der Nationalratspräsident abschließend.

Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures betont wichtige Errungenschaften der Zweiten Republik: "Österreich blickt heute auf 75 Jahre Erfolgsgeschichte zurück. Der Dank dafür gilt den Generationen vor uns, die an der Entwicklung unseres Landes und unserer Demokratie arbeiteten. Die Grundsäulen der Demokratie, Gewaltentrennung, Rechtstaatlichkeit und die Grund- und Freiheitsrechte sind keine Selbstverständlichkeiten, sondern müssen täglich verteidigt werden." Das gelte auch und insbesondere für die Herausforderungen der aktuellen Krise und ihrer Folgen.

An den Gedanken des Wiederaufbaus erinnert Dritter Nationalratspräsident Norbert Hofer: "Die Zweite Republik war der Neustart für unser Land nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs und signalisierte der Bevölkerung unserer Heimat Aufbruchsstimmung, die auch das Nationalbewusstsein unserer Mitmenschen gefördert hat. Die Ausstellung am Heldenplatz bietet eine vielfältige Übersicht über den Weg Österreichs in den letzten 75 Jahren – von einem Land in Trümmern hin zu einer stolzen und selbstbewussten Nation."

Für einen tatkräftigen Blick nach vorne spricht sich Bundesratspräsident Robert Seeber aus: "75 Jahre Zweite Republik, 25 Jahre Österreich in der Europäischen Union und 100 Jahre österreichische Bundesverfassung sind Meilensteine unserer Republik. Gerade die Gründungsväter der Zweiten Republik haben uns ein reiches Erbe hinterlassen – ein gefestigtes demokratisches System, eine solide Wirtschaft und einen festen Platz in der internationalen Staatengemeinschaft. Viele sagen, wir stehen derzeit in der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Ich denke, dieser Vergleich hält nicht stand. Im Gegensatz zu 1945 gibt es nämlich so vieles, auf das wir uns nun stützen können – auf die Fundamente unserer Republik. Gerade wenn das wirtschaftliche Fundament durch die Corona-Pandemie nun tiefe Risse bekommen hat, sollten wir an den Geist des Wiederaufbaus nach 1945 denken und nun die Ärmel aufkrempeln, um es rasch zu sanieren. Packen wir´s an!"

Beitrag zum kollektiven Gedächtnis der Republik

Das Leitsujet der Installation beruht auf den Flaggen-Farben der EU-Mitgliedsländer. Alle Farben wurden nach ihrer Häufigkeit gewichtet und zu einer temporären Flagge komponiert. So ergibt sich eine Wechselwirkung mit der derzeitigen künstlerischen Gestaltung der provisorischen Parlamentsgebäude. Die Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, die Installation am Heldenplatz mehrmals zu besuchen, um ihre stetigen Erweiterungen zu erleben.

Für Konzeption und Texte der zweiten Ausstellungserweiterung zeichnen Ernst Bruckmüller (Österreichische Akademie der Wissenschaften), Barbara Stelz-Marx (Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung Graz) und Barbara Schrank (Land Steiermark) verantwortlich.

Den Grundgedanken der Ausstellung fasst Barbara Schrank zusammen:

"75 Jahre sind vergangen, in denen Österreich in der Zweiten Republik aufgeblüht ist, sich entfaltet hat. Die Ausstellung verdeutlicht, welche Schicksalsstunden, Herausforderungen und Meilensteine Österreich geprägt haben. Sie soll dazu beitragen, die Fundamente unserer Republik im kollektiven Gedächtnis der Menschen zu verankern."

Mit einem sehr persönlichen Bezug zur Gründung der Zweiten Republik erinnert sich Ernst Bruckmüller: " Am 23. April 1945 – vier Tage vor der Unabhängigkeitserklärung  – erschien die erste Ausgabe des 'Neuen Österreich' - einer von damals allen drei Parteien – ÖVP, SPÖ und KPÖ – getragenen Tageszeitung. Chefredakteur war der Kommunist und ausgezeichnete Journalist Ernst Fischer. Zufällig wurde auch ich an diesem Tag geboren. Die Geschichte der Zweiten Republik wurde prägend auch für meine Biographie."

Die historische Verantwortung der Republik nach 1945 betont Barbara Stelz-Marx: "Am 27. April 1945 erklärte Karl Renner die Republik für wiedererrichtet und unabhängig. Er berief sich dabei auf die Moskauer Deklaration vom Oktober 1943, womit sich die 'Opferthese' etablieren konnte. Die Ausstellung beleuchtet Meilensteine und Fundamente der Zweiten Republik, darunter den Umgang mit der NS-Vergangenheit. Sie soll damit zugleich einen wichtigen Beitrag wider das Vergessen leisten." (Schluss) cke

HINWEIS: Fotos von der Ausstellungseröffnung finden Sie auf der Website des Parlaments.