Parlamentskorrespondenz Nr. 869 vom 08.09.2020

Kongressband "Mut statt Wut" im Parlament präsentiert

Ehrenamt, Freiwilligkeit und bürgerschaftliches Engagement als Handlungsfelder zwischen Staat und Zivilgesellschaft

Wien (PK) – "Wutbürger" können die Welt weiterbringen, wenn sich Wut zu Mut wandelt. Die emotionale Kraft als konstruktiven Beitrag einzusetzen, den Mut zum Dienen und zum Unterordnen aufzubringen und oftmals auch Arroganz und Narzissmus zu überwinden – all das fordert eine ehrenamtliche Tätigkeit. Es sind "Wagnisbereiche", in die sich der Mensch begibt, er muss sich in kritischen Situationen oft seines Verstandes bedienen, denn für Risikoabschätzung gibt es kein Handbuch. Gestern Abend wurde im Parlament der Kongressband "Mut statt Wut – Ehrenamt, Freiwilligkeit und bürgerschaftliches Engagement als Handlungsfeld zwischen Staat und Zivilgesellschaft" vorgestellt. HerausgeberInnen sind Maria und Michael Dippelreiter.

Ehrenamt, so Maria und Michael Dippelreiter, brauche Strukturen, Rechtssicherheit müsse gegeben sein und die Verantwortungsbereiche müssten klar sein. Der gesellschaftliche Blick muss geschärft werden für das, was teilweise ausschließlich durch das Ehrenamt besser funktioniert. Grundsätzlich, so die Herausgeber, muss der Boden aufbereitet werden für den Wandel von traditionellem zu neuem Ehrenamt. Das ziehe aber nicht notwendigerweise grundlegende Veränderungen nach sich.

Österreich ist europaweit Spitzenreiter bei der Ehrenamtlichkeit: Mehr als 3 Millionen Österreicherinnen und Österreicher über 15 Jahre leisten pro Jahr rund 720 Millionen Stunden ehrenamtliche Tätigkeit. Das sei rekordverdächtig, lobte der ÖVP-Sprecher für Ehrenamt und Gemeinnützigkeit, Nationalratsabgeordneter Andreas Hanger, in seiner Eröffnungsrede in Vertretung von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. Ohne Ehrenamt gebe es keine funktionierende Gesellschaft.

Mitmachen ist "Ehrensache"

Die 18 Beiträge des Kongressbandes basieren nicht nur auf der Selbstreflexion der unterschiedlichen Referentinnen und Referenten. Sie belegen die Reichweite und das gesellschaftliche Ausmaß von ehrenamtlichem Engagement. Die Bandbreite reicht von politischen Gruppen und Untergruppierungen über Hilfsvereine wie die Bergrettung bis hin zu Umweltorganisationen sowie sozialen, kirchlichen und kulturellen Vereinigungen. Die Beiträge ermöglichen tiefe Einblicke in die Arbeit dieser Vereine – eine Mischung aus Dokumentation und Selbstdarstellung, Reflexion und Analyse, Momentaufnahme und Ausblick.

Alle Autoren aus diesen unterschiedlichen Organisationen belegen, wie sie selbst von ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit profitieren. Die Wertschöpfung durch das Ehrenamt ist ein zentrales Thema in diesem Band. Das Buch enthält auch Begriffsdefinitionen und eine Systematisierung der Motivationen ("Heilige sind selten"), die Darstellung einzelner Positionen von der Horizonterweiterung über den Faktor Leidenschaft zur Notwendigkeit von menschlichen Beziehungen und der Beziehung des Individuums zur Gesellschaft. Mitmachen ist oft "Ehrensache" – und gemeinsames Tun hält eine Gesellschaft zusammen. (Schluss) ibe

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie auf der Website des Parlaments.