Parlamentskorrespondenz Nr. 588 vom 19.05.2021

Aus- und Weiterbildung: Erstmalige Zuordnung von nicht-formalen Qualifikationen im Nationalen Qualifikationsrahmen

Arbeitsbericht gibt einen Überblick über das Jahr 2020

Wien (PK) – Um Transparenz in die Vielzahl von Qualifikationen und Bildungsabschlüssen zu bringen, trat 2016 das Gesetz zum Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) in Kraft. Der NQR ermöglicht es, Qualifikationen des österreichischen Bildungssystems in acht Qualifikationsniveaus einzuordnen, und fördert damit zum einen die Orientierung im österreichischen Bildungssystem und zum anderen die Vergleichbarkeit von nationalen Qualifikationen in Europa. Der OeAD, Agentur für Bildung und Internationalisierung, ist als NQR-Koordinierungsstelle (NKS) die zentrale Verwaltungs-, Koordinations- und Informationsstelle für den Nationalen Qualifikationsrahmen in Österreich.

Nach zahlreichen Zuordnungen aus dem formalen Bildungsbereich gelang es 2020 erstmals, nicht-formale Qualifikationen aus dem Aus- und Weiterbildungsbereich zuzuordnen, wie aus dem Bericht hervorgeht (III-305. d.B.) Dadurch nehme Österreich, so Jakob Calice, Geschäftsführer des OeAD, eine Vorreiterrolle in Europa ein: Erstmals sei es möglich, formale und nicht-formale Qualifikationen samt ihren Lernergebnissen miteinander zu vergleichen. Die NKS erhielt im Jahr 2020 folgende acht Zuordnungsersuchen von einbringenden Stellen aus dem nicht-formalen Bereich, die zugeordnet und veröffentlicht wurden: WIFI Diplom-Küchenmeister/in, zertifizierte/r Erwachsenenbildner/in, EBC*L Betriebswirtschaft, EBC*L Certified Manager, Jugendleiter/in des Österreichischen Alpenvereins, Familiengruppenleiter/in des Österreichischen Alpenvereins, Lehrgang Alpinpädagogik, Duale Akademie (DA) Professional – Mechatronik-Automatisierungstechnik.

NQR-Koordinierungsstelle in Kooperation mit den Servicestellen

Die NQR-Koordinierungsstelle verantwortet die Zuordnung von Qualifikationen zum NQR und fungiert für den nicht-formalen Bereich als Clearingstelle. Sie unterstützt in dieser Funktion den Zuordnungsprozess und die Zusammenarbeit zwischen NQR-Servicestellen und Qualifikationsanbietern aus dem nicht-formalen Bereich sowie die Abstimmung auf europäischer Ebene bei internationalen Qualifikationen. Zudem trägt die NKS zur nationalen und internationalen Vernetzung bei, insbesondere durch Beteiligung am europäischen Netzwerk der nationalen Koordinierungsstellen und die allfällige Entsendung in die EQF Advisory Group, das zentrale Gremium auf europäischer Ebene. 2019 wurden sechs NQR-Servicestellen durch das BMBWF ermächtigt. Diese beraten und unterstützen Qualifikationsanbieter aus dem nicht-formalen Bildungsbereich, fungieren als Schnittstelle zur NKS, reichen Zuordnungsersuchen für Qualifikationsanbieter ein und verantworten deren Qualität und Validität gegenüber den NQR-Gremien.

Zunehmende Bekanntheit des NQR

Die NQR-Koordinierungsstelle führt ein Onlineregister (www.qualifikationsregister.at ), in dem zugeordnete Qualifikationen abrufbar sind. Die Informationen umfassen neben der Bezeichnung der Qualifikation, ihrer Zuordnung zu einem NQR-Qualifikationsniveau und dem Namen des Qualifikationsanbieters auch eine Beschreibung der Qualifikation und ihre wesentlichen Lernergebnisse. 2020 seien Maßnahmen gesetzt worden, um die Benutzerfreundlichkeit der Website zu erhöhen und eine gute Lesbarkeit sowie die Barrierefreiheit der Nutzung zu gewährleisten. Die zunehmende Bekanntheit des NQR, die steigenden Zahlen der zugeordneten und im NQR-Register veröffentlichten Qualifikationen sowie die steigende Zahl der Zeugnisse mit Angabe des NQR-Niveaus hätten dem Bericht zufolge zu einer deutlichen Zunahme der Zugriffsraten im Vergleich zum Vorjahr geführt. Vor allem sei durch die erstmalige Zuordnung von nicht-formalen Qualifikationen ein neues Nutzersegment gewonnen worden.

Validierung als Schwerpunkt im Jahr 2021

Das kommende Jahr werde im Zeichen der Lernergebnisorientierung als zentrales Konzept im NQR verstärkt auch das Thema Validierung in den Fokus rücken. Dazu wurde das aus EU-Mitteln finanzierte Projekt "Validation of transversal skills across Europe (TRANSVAL-EU)" ins Leben gerufen. Der Schwerpunkt liege dabei auf der Validierung transversaler Kompetenzen von niedrig qualifizierten Erwachsenen in der Berufsbildung. Zu transversalen Kompetenzen zählten jene, die nicht explizit einem konkreten Beruf, einer Aufgabe oder einem Wissensbereich zugeordnet werden könnten, sondern in einer großen Heterogenität von Situationen und Arbeitskontexten zur Anwendung kämen, wie beispielsweise kritisches und innovatives Denken, interpersonale Kompetenzen oder Analyse- und Informationskompetenz, wie es im Bericht heißt. Ziel des Projekts sei es, innovative Ansätze zur Validierung transversaler Kompetenzen im nicht-formalen und informellen Lernen zu entwickeln und diese in fünf Ländern – Belgien, Italien, Litauen, Österreich und Polen – zu pilotieren. In der nationalen Dimension stehe die Schaffung eines umfassenden, übergreifenden Systems von Validierung, die Förderung der Durchlässigkeit im Bildungssystem sowie Einsatzmöglichkeiten über unterschiedliche Berufsbereiche hinweg im Fokus. (Schluss) abe

Themen