Parlamentskorrespondenz Nr. 923 vom 21.07.2021

Verkehrstelematikbericht 2021 zu Fortschritten im Ausbau intelligenter Verkehrssysteme liegt vor

BMK berichtet über Erneuerung der technischen Grundlagen und Ausbau der Vernetzung von Verkehrsinformationssystemen

Wien (PK) – Die Begriffe "Verkehrstelematik" und "intelligente Verkehrssysteme" (IVS) beziehen sich auf digitale Anwendungen zur Steuerung und Optimierung des Verkehrssystems. Die Plattform der österreichischen IVS-Akteure, unter denen auch die öffentliche Hand eine zentrale Rolle einnimmt, ist die ITS Austria. Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) wird in der ITS Austria über die Agentur AustriaTech aktiv, die jeweils zur Jahresmitte einen Tätigkeitsbericht an das Parlament zu erstellen hat. Wie die Berichte der letzten Jahre orientiert sich auch der aktuelle Bericht (III-356 d.B. und III-754-BR/2021 d.B.) an den Schwerpunkten des Arbeitsprogramm der ITS Austria, das im Oktober 2018 veröffentlicht wurde.

Im Vorwort zum Verkehrstelematikbericht 2021 verweist Bundesministerin Leonore Gewessler auf eine Reihe von fertig umgesetzten oder derzeit in Ausrollung befindlichen Projekten. Bei der Bereitstellung multimodaler Reiseinformationsdienste liegen laut Gewessler die aktuellen Schwerpunkte in der Überarbeitung des Zugangs zu Buchungs- und Ticketingsystemen sowie bei der Standardisierung, der Berücksichtigung von Personen mit besonderen Bedürfnissen und im Bereich Radfahren.

Erneuerung der technischen Grundlagen von Verkehrsinformationen

Neben der Vernetzung der einzelnen physischen Komponenten des Mobilitätssystems liegt ein weiterer Aspekt der Verkehrstelematik in der Vernetzung der vorhandenen Verkehrsinformationsdienste mittels möglichst offener und einfach zu handhabender Standards. Im Rahmen der Projekte "LinkingAlps" und "OJP4Danube" wurde das Prinzip der Verlinkung von Mobilitätsservices über eine OJP-Schnittstelle (Open Journey Planner) umgesetzt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Einbindung des Bahn- und Radverkehrs. Mit dem Projekt "OJP4Danube", an dem Österreich intensiv beteiligt ist, habe sich erstmals zeigen lassen, dass sich der Einsatz des OJP-Standards für einen grenzüberschreitenden und dezentralen Informationsaustausch bewährt, heißt es dazu im Bericht. Nachfolgende Projekte schließen an die dabei erzielten Ergebnisse und Erkenntnisse an.

Den wesentlichen Hebel in der Digitalisierung des Verkehrsbereichs stellt laut der AustriaTech die Graphenintegrationsplattform (GIP) mit den daraus erzeugten Datenprodukten dar. Die GIP ist der digitale Verkehrsgraph der öffentlichen Hand für ganz Österreich. Die Plattform umfasst sowohl den öffentlichen Verkehr als auch den Individualverkehr, sei es Radfahren, Zufußgehen oder der Autoverkehr. Seit dem Jahr 2017 wird intensiv an der technischen Erneuerung der mittlerweile über zehn Jahre alten GIP-Software gearbeitet. Diese Arbeiten wurden auch 2020 weiter vorangetrieben, teilt die AustriaTech mit.

Das Projekt "GIP4Radrouting" soll laut Verkehrsministerin Gewessler die digitale Radverkehrsinfrastruktur auf eine neue Stufe heben. Aufbauend auf einem Pilotversuch in Tirol wurden die dort gesammelten Erfahrungen dazu verwendet, um für ganz Österreich eine hochqualitative Aufnahme des Radwegnetzes in das digitale Verkehrsnetz Österreichs der GIP durchzuführen, teilt sie in ihrem Vorwort zum Bericht mit. Parallel dazu werde aktuell der Radroutingdienst der Verkehrsauskunft Österreich (VAO) erweitert, um der breiten Öffentlichkeit Zugang zu Verkehrsinformationen auf Basis dieses neuen Datenbestands zu geben.

Einen weiteren Schwerpunkt im Bereich der Digitalisierung stellt die Bereitstellung von Echtzeit-Verkehrsinformation für das untergeordnete Straßennetz aus dem Projekt EVIS dar. Wesentlich an Bedeutung hat 2020 das Umweltzonenmanagement im Mobilitätssystem gewonnen. Durch UVARs (Urban Vehicle Assess Restrictions) können beispielsweise positive Effekte zur Reduktion von Emissionen erzielt werden, hält das BMK fest.

Vernetzte Systeme ermöglichen neue Mobilitätskonzepte

Als eine zukunftsweisende Form der Regelung von Mobilitätsangeboten und des Zugangs gelten Konzepte, die unter dem Begriff "Mobilität als Service" (MaaS) zusammengefasst werden. Der Verkehrstelematikbericht verweist auf die Leitprojekte ULTIMOB und DOMINO, mit denen innovative Mobilitätskonzepte, unter anderem im Bereich der MaaS, in Pilotversuchen umgesetzt werden.

Der Bericht nennt als weiteres Zukunftsthema die kooperativen ITS-Dienste (C-ITS), bei denen vernetzte Fahrzeuge untereinander und mit der Infrastruktur Daten und Informationen austauschen. 2020 wurden wichtige Schritte für die Markteinführung von C-ITS gesetzt. Unterdessen sind erste C-ITS-fähige Serienfahrzeuge am Markt erhältlich. Die Europäische Kommission hat bereits eine öffentliche Sicherheitsinfrastruktur zur Absicherung der C-ITS-Datenkommunikation aufgebaut.

Die Verkehrsministerin verweist in ihrem Vorwort zum Bericht vor allem auf die erste straßenseitige Ausrollung von C-ITS-Diensten am Autobahnnetz, die den ersten Baustein zur Etablierung von CCAM-Diensten in Österreich bilden sollen. CCAM steht für "Cooperative, Connected and Automated Mobility", also für ein kooperatives, vernetztes und automatisiertes Mobilitätssystem. Laut dem Verkehrstelematikbericht wurde in Österreich eine EU-weite Ausschreibung der ASFINAG zur Ausstattung des hochrangigen Straßennetzes mit C-ITS-Infrastruktur erfolgreich abgewickelt. Bis zu 575 Straßenstationen sowie eine zentrale C-ITS-Station sollen die Ausrollung von C-ITS-Diensten ermöglichen. Parallel dazu wurden in drei österreichischen Städten (Wien, Salzburg, Graz) erste urbane C-ITS-Dienste definiert, unter anderem als interne Services für den öffentlichen Verkehr, und sind bereits 2021 in Pilotversuchen zu Anwendung gelangt.

Ausführlich werden im Bericht auch Forschungsprojekte zur Entwicklung nachhaltiger Mobilität vorgestellt, die unter anderem vom BMK unterstützt werden. Dazu gehört etwa GÜMORE, ein Güterverkehrsmodell für die Ostregion, die von ITS Vienna Region koordiniert und durch BMK und FFG im Rahmen des Programms "Mobilität der Zukunft" gefördert wurde und bis Mitte 2021 lief. Laut Verkehrstelematikbericht wurde mit dem Projekt GÜMORE "ein realistisches, handlungssensitives und prognosefähiges Güterverkehrsmodell für die Vienna Region" entwickelt, das bislang einzigartig ist und international als Referenzprojekt gilt. (Schluss) sox