Parlamentskorrespondenz Nr. 1200 vom 28.10.2021

Zukunft Europas aus der Sicht der Jugend des Westbalkans

Diskussionsveranstaltung im österreichischen Parlament im Rahmen der EU-Zukunftskonferenz

Wien (PK) – In den Parlamenten in Österreich und Frankreich kommen Jugendliche aus Westbalkanstaaten im Rahmen je einer Diskussionsveranstaltung zur "Konferenz zur Zukunft Europas", die europaweit im Mai 2021 gestartet ist, zu Wort. In den beiden Zusammentreffen wird auf Einladung des EU-Unterausschusses des Nationalrats und des Europaausschusses der französischen Nationalversammlung jeweils gemeinsam mit Abgeordneten und österreichischen bzw. französischen Jugendlichen das Thema "Die Zukunft Europas aus der Sicht der Jugend des Westbalkans" beleuchtet. Die erste Diskussionsveranstaltung fand heute im Parlament in der Hofburg in Wien statt; die zweite Veranstaltung soll in Frankreich abgehalten werden.

Zur Debatte mit den jungen TeilnehmerInnen aus den Westbalkanstaaten, an der auch Parlamentsabgeordnete aus Österreich und aus Frankreich teilnahmen, stand heute etwa, was die Europäische Union beitragen kann, um starker Abwanderung der Jugend aus den Westbalkanländern entgegen zu steuern. Außerdem wurde erörtert, worin Jugendliche die größten Herausforderungen für ihre Heimatländer sehen, um die EU-Beitrittschancen zu beschleunigen. Thema waren auch die Erwartungen an die Mitgliedstaaten der EU und an die EU-Institutionen.

In seinen Begrüßungsworten hob der Obmann des EU-Unterausschusses des Nationalrats Reinhold Lopatka hervor, dass in der Begleitung der EU-Zukunftskonferenz das österreichische Parlament insgesamt sehr auf die Jugend setze. So finden fünf Workshops mit Jugendlichen aus Österreich in der Demokratiewerkstatt des Parlaments statt, zu denen je ein Parlamentsklub die "Patenschaft" für ein EU-Zukunfts-Thema übernommen hat. Ebenso wie die Ideen aus diesen Workshops sollen auch die Ergebnisse der heutigen Veranstaltung in die Debatte zur Konferenz zur Zukunft Europas auf europäischer Ebene einfließen, so Lopatka. Die jungen TeilnehmerInnen aus den Westbalkanstaaten leben oder studieren ihm zufolge derzeit in Österreich. Was die Beziehungen zum Westbalkan betreffe, habe Österreich darauf immer einen Schwerpunkt gelegt. Lopatka betonte, für die heutige Diskussion sei es nicht vordergründig, aus welchem Nationalstaat man komme, wenngleich die Nationalstaaten große Bedeutung für die EU haben.

Zukunftsfragen aus der Sicht der Westbalkan-TeilnehmerInnen

Was ein Gegensteuern zur Abwanderung der Jugend aus den Westbalkanländern betrifft, wurde seitens der jungen TeilnehmerInnen unter anderem das Thema Bildung angesprochen. So wurde etwa Bildung als Schlüssel bezeichnet, auch, um das Wissen über die Beitrittsverhandlungen zu vertiefen. Als positiver Ansatz wurde hervorgestrichen, dass es in Österreich möglich sei, zu studieren und gleichzeitig zu arbeiten, um selbst Geld verdienen zu können. Auch eine Harmonisierung der Bildungssysteme wurde als Anliegen vorgebracht.

Im Sinne der Motivation wäre eine proaktive Unterstützung für Beitrittsverhandlungen seitens der EU positiv, meinte eine Teilnehmerin. Angeregt wurde auch eine Schaffung von Kommunikationsbrücken zwischen Einheimischen in Westbalkanländern und jenen, die bereits emigriert sind. Auch die Gesundheitssysteme in den Westbalkanländern seien ein wichtiger Aspekt, wenn es darum gehe, der Abwanderung gegenzusteuern. Insgesamt bräuchten Jugendliche Möglichkeiten für eine dynamische Entwicklung. Aufgeworfen wurde auch ein sogenannter "Brain-Drain", also eine Abwanderung hochqualifizierter Kräfte, dem es mit Strategien und Maßnahmen gegenzusteuern gelte.

Ein Teilnehmer thematisierte, dass in der Diskussion zur Zukunft des Westbalkans die Entwicklung nachhaltiger grüner Energieformen leider fast keine Rolle spiele. Es brauche außerdem gleiche Chancen für alle, etwa im Hinblick auf Arbeitsplätze. Neben Themen wie Korruption gelte es, auch über Menschenrechte und Minderheitsrechte zu diskutieren. Eine Teilnehmerin würde sich verstärkte Möglichkeiten für Praktika in der EU wünschen, mit der Option, sich dann auch dort weiterentwickeln zu können. Aufgeworfen wurde auch, dass es mehr Unterstützung für junge Menschen und für die entsprechenden Jugendorganisationen brauche.

Als weiterer Aspekt wurde genannt, dass die Stimme der Jugend gehört werden sollte, um sich mehr auf die Gemeinsamkeiten der Länder zu beziehen. Auch die regionale Kooperation zu verstärken wurde thematisiert. Ein Teilnehmer bezeichnete eine europäische Zukunft als alternativlos; es brauche aus seiner Sicht eine starke europäische Präsenz auf dem Westbalkan und eine proaktive Rolle der EU im Verhandlungsprozess. Er hielte es für sinnvoller, die Westbalkan-Länder individuell zu bewerten als im "Paket". Aufgeworfen wurde in einem Statement auch, dass sich junge Menschen ein Zusammengehörigkeitsgefühl mit der EU erwarten.

Weichenstellungen zur Zukunft Europas

Die "Konferenz zur Zukunft Europas " diskutiert unter Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern Weichenstellungen der Zukunft des Kontinents. Eine Reihe von Ländern des Westbalkans sind EU-Beitrittskandidaten bzw. solche, die einen EU-Beitritt anstreben. Sowohl in Frankreich als auch in Österreich leben Gemeinschaften der Diaspora aus diesen Ländern.

Im Anschluss an die Themenrunde der Jugendlichen nahmen Abgeordnete des österreichischen und des französischen Parlaments Stellung zu den Statements. Die Diskussionsveranstaltung wurde auf dem YouTube-Kanal des österreichischen Parlaments OeParl in drei Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch) live übertragen. (Fortsetzung Jugendveranstaltung) mbu

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie auf der Website des Parlaments.