Parlamentskorrespondenz Nr. 1324 vom 24.11.2021

Doris Bures: Gewaltschutz ist Fundament einer freien und zivilisierten Gesellschaft

16 Tage gegen Gewalt an Frauen als Anlass für Rückschau und Analyse

Wien (PK) - Vor 40 Jahren wurde im Jahr 1981 der 25. November im Gedenken an drei ermordete Schwestern in Kolumbien erstmals als Gedenktag für die Opfer von Gewalt an Frauen und Mädchen ausgerufen. Die Vereinten Nationen ernannten ihn schließlich zum internationalen Gedenktag. Seit 30 Jahren werden die 16 Tage vom 25. November bis zum Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember zum Anlass genommen, Gewalt gegen Frauen und Mädchen in den Fokus zu rücken und in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen.

"Keine Frau soll Angst vor Gewalt – egal in welchen Form – haben müssen!", so die Zweite Präsidentin des Nationalrats Doris Bures, die auch Vorstandsmitglied der Wiener Frauenhäuser ist. "Gewaltschutz ist ein essenzielles Fundament einer wahrlich freien und zivilisierten Gesellschaft und ein Eckpfeiler der Emanzipation", so Bures weiter.

In den letzten Jahrzehnten hat sich aufgrund gesetzlicher Änderungen viel für Frauen in unserem Land verbessert. "Es wirkt fast absurd, was Frauen früher zugemutet wurde: Sie mussten bis in die 70er Jahre Ihre Ehemänner um Erlaubnis bitten arbeiten gehen zu dürfen, wobei ihr Gehalt dann in dessen Besitz überging. Und bis ins Jahr 1989 war Vergewaltigung in der Ehe nicht strafbar." Österreich war das erste europäische Land, das ein Gewaltschutzgesetz erlassen hat. Dieses trat 1997 in Kraft und enthielt erstmals Bestimmungen über das Betretungsverbot, die Wegweisung sowie proaktive Hilfe für Opfer durch die Einrichtung von Interventionsstellen in allen Bundesländern. Nach einer einstimmig beschlossenen Novelle im Jahr 2009 erhielt Österreich vom Weltzukunftsrat im Jahr 2014 sogar den "Future Policy Award" für seine "innovativen Lösungsansätze zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen und Mädchen".

Ganz wichtig sind neben den gesetzlichen Weiterentwicklungen im Gewaltschutz auch immer die erfolgreiche und wertschätzende Einbindung von zivilgesellschaftlichen Organisationen und ExpertInnen aus Gewaltschutzeinrichtungen, Justiz, Soziologie und Psychologie. Sie sind eine unschätzbare Quelle, um Lücken aufzuzeigen, Nachbesserungsbedarf sichtbar zu machen und die Umsetzbarkeit verschiedener Maßnahmen einzuschätzen und rückzumelden. Deshalb ist es wichtig, sie zu Wort kommen zu lassen und Ihnen genau zuzuhören.

Andrea Brem, Geschäftsführerin der Wiener Frauenhäuser: "Prävention von Gewalt gegen Frauen muss an erster Stelle stehen. Aber der Schutz von Frauen, die von ihren Männern misshandelt wurden, darf auch nach einer Verurteilung des Mannes nicht enden. Frauen, die schwer verletzt wurden, dürfen nicht durch Obsorge-Entscheidungen gezwungen werden, weiterhin Kontakt mit dem Gewalttäter halten zu müssen. Dadurch sind sie nämlich in Folge auch weiterhin seinen Demütigungen, seiner Kontrolle und seiner Übergriffigkeit ausgesetzt. Auch Kinder müssen vor gewalttätigen Eltern geschützt werden: daher plädieren wir für Aussetzung von Besuchskontakten bei Gewalt – jedenfalls, wenn die Kinder keinen Kontakt möchten."

"Man darf nicht den Fehler machen, den Gewaltschutz mit proaktiver Frauenpolitik zu verwechseln; er ist lediglich Teil davon. Proaktive Frauenpolitik im Sinne der Gleichstellung von Frauen und Männern muss anstreben, die Einkommensschere zu schließen, Frauen in der Gesellschaft zu stärken, Frauen- und Männerbilder neu zu überdenken und überkommende Rollenklischees zu überwinden. Wir wollen in einer Gesellschaft leben, in der nicht überkommenes Patriarchat und Chauvinismus oder toxisches männliches Besitzdenken unser Zusammenleben bestimmen, sondern das Zusammenleben von Gleichberechtigung, von Partnerschaft geprägt wird. Wenn Frauen überall in allen Betrieben auf allen Ebenen und in allen Institutionen gleichwertig vertreten sind, wird es einzelnen Männern auch immer schwerer werden, sie zu Objekten und Besitzständen zu degradieren", so die Zweite Präsidentin des Nationalrats Doris Bures. (Schluss) red

Rückfragen:

Harald Stockbauer

Büro der Zweiten Präsidentin des Nationalrats Doris Bures

Pressesprecher

Tel. +43 1 401 10-2221

Mobil: +43 676 8900 2221

E-Mail: harald.stockbauer@parlament.gv.at