Bundesrat Stenographisches Protokoll 608. Sitzung / Seite 9

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erstgereihten Vertreter dieses Bundeslandes ist diese Funktion eine sehr hohe Anerkennung und Auszeichnung.

Persönlich freue ich mich sehr, daß bei der heutigen Sitzung hohe politische Repräsentanten, aber auch Repräsentanten der burgenländischen Verwaltung anwesend sind, und ich erlaube mir, diese Gäste – Landtagspräsidenten Dr. Wolfgang Dax, Hans Sipöz, Georg Puhm, Klubobmann Dr. Peter Rezar sowie den höchsten Beamten, Landesamtsdirektor Dr. Robert Tauber, den Bürgermeister meiner Heimatgemeinde, Josef Thiess, mit seinen Gemeinderäten und unseren Herrn Pfarrer – besonders zu begrüßen. (Allgemeiner Beifall.)

Ihre Anwesenheit – und ich glaube, da im Namen aller Bundesrätinnen und Bundesräte zu sprechen – werte ich als Anerkennung für die gesamte Länderkammer.

Ich möchte es an dieser Stelle keinesfalls verabsäumen, meiner Vorgängerin, Frau Präsidentin Haselbach, die objektiv, menschlich und gepaart mit großem Fachwissen die Geschicke der Länderkammer geführt hat, für ihre Arbeit wirklich recht herzlich zu danken. (Allgemeiner Beifall.)

Es ist natürlich ein Zufall, daß in dem Jahr, in dem wir "1000 Jahre Österreich" feiern, das jüngste Bundesland ebenfalls einen Geburtstag, nämlich den 75., begeht. Im Rahmen dieser Jubliäen werden sich Historiker und Wissenschafter verstärkt auch mit der Rolle meines Bundeslandes im Konzert der österreichischen Bundesländer beschäftigen.

Dabei wird der 12. Juni 1994, der Tag der Abstimmung über den Beitritt zur EU, eine besondere Rolle spielen. An diesem Tag haben 75 Prozent der Burgenländerinnen und Burgenländer einen bedeutenden Schritt in die Zukunft gesetzt. Sie haben ein eindeutiges Ja zum Beitritt Österreichs zur Europäischen Union gesagt. Diese hohe Zustimmungsrate in einem Bundesland ist europaweit einmalig und herausragend.

Dieses Abstimmungsergebnis markierte aber nur den vorläufigen Höhepunkt einer steten Aufwärtsentwicklung, ist es doch schon bei den Beitrittsverhandlungen, die Österreich mit der EU geführt hat, gelungen, die Anerkennung als Ziel-1-Gebiet zu erreichen. Und schon in wenigen Jahren soll aus diesem Bundesland mit Mitteln, die auch die Europäische Union zur Verfügung stellt, eine zentraleuropäische, sich dynamisch entwickelnde Region werden, nicht nur auf dem industriell-gewerblichen, sondern auch auf dem touristischen und agrarischen Sektor.

Dem Burgenland kommt mit 395 Kilometern EU-Außengrenze aber auch eine wichtige Rolle als Bindeglied zum ehemaligen Osten zu. Neben der aktiven Mitwirkung an der Europäischen Integration wird es Ziel sein, die bereits traditionellen und gutnachbarlichen Kontakte zu Ungarn und der Slowakei zu pflegen und auszubauen. Während meiner Funktionsperiode werde ich mich auch bemühen, diese Kontakte zu intensivieren.

Meine Damen und Herren! Ich habe eingangs das besondere EU-Abstimmungsergebnis meines Bundeslandes erwähnt. Eine nur oberflächliche Analyse dieses Ergebnisses könnte vielleicht den Eindruck vermitteln, daß einzig und allein der Geldfluß für Ziel-1-Projekte in das Burgenland für diesen hohen Zustimmungsgrad ausschlaggebend war. Ein genauer Blick in die 75jährige Geschichte unseres Bundeslandes beweist, daß andere Faktoren eine fast genauso wichtige Rolle gespielt haben.

Als 1921 das ehemalige Deutsch-Westungarn als neues Bundesland mit dem Namen "Burgenland" zu Österreich kam, waren das einzelne Dörfer ohne besonderen Zusammenhalt. Das Fehlen einer eigenen Hauptstadt – Ödenburg verblieb, wie Sie ja wissen, bei Ungarn –, der Mangel an durchgehenden Verkehrsverbindungen und Strukturprobleme in der Landwirtschaft – einerseits Großgrundbesitz, andererseits durch Erbteilung hervorgerufene bäuerliche Kleinstbetriebe – erschwerten die emotionale Identifikation als eigenes Bundesland.

Dazu kamen noch die Sogwirkung der Bundeshauptstadt Wien und das daraus resultierende notwendige Pendeln zu den Arbeitsplätzen. Aber gerade dieses Pendlerschicksal brachte einen


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