der sich einmal mit Energiepolitik beschäftigt hat, weiß, daß gerade Laufkraftwerke eine besonders umweltfreundliche Form der Kraftwerke sind, und jeder, der in Zeitgeschichte nicht sehr vergeßlich ist – und das bin ich nicht –, hat noch im Ohr, daß immer wieder gesagt worden ist: small ist beautiful. Es hat vor wenigen Jahren noch geheißen, daß man auch das allerkleinste Kraftwerk, auch wenn es sich gar nicht mehr rechnet, nicht auflassen soll, weil man vor allem das Kleine in der Energieerzeugung entsprechend würdigen sollte, was in Oberösterreich etwa auch mit Windkraftwerken, mit der Ausnützung der Geothermie, mit Wärmepumpen und vielem anderen mit Erfolg versucht wird.
Der Vorwurf, es sei ein relativ kleines Kraftwerk, das nur 17 000 Haushalte versorgen könne, verwundert mich, zumindest wenn ich ihn von Naturschützern höre. Es wurde sehr wohl in einem forstrechtlichen Verfahren geprüft, ob es noch vertretbar und mit der Umweltsituation des Landes noch vereinbar ist, wenn dort geschlägert und Wälder gerodet werden. Auch in diesem Fall wurde in einem strengen Verfahren dafür Sorge getragen, daß keine Verwüstung unseres Waldes stattfindet. Das steht ganz im Unterschied zu dem, was die Aubesetzer machen: So hat etwa ein Förster des Stiftes Lambach in einem langen Schreiben, einem offenen Brief an den Herrn Landeshauptmann, dargetan, welchen Forstfrevel es dort durch die Aubesetzer gibt. Man muß sich dies auf der Zunge zergehen lassen, denn es ist immer so, daß Kleinigkeiten wahre Einstellungen und Haltungen zu Tage fördern.
Es ist schwer, jemandem, der nicht in der Energiewirtschaft tätig ist und kein Fachmann ist, wie etwa der Herr Bundesminister, im einzelnen immer darzutun, inwieweit ein einzelnes Kraftwerk notwendig ist oder nicht. Aber ich glaube den Fachleuten der Energiewirtschaft, daß sie nicht aus lauter Jux, Übermut und Tollerei ein Kraftwerk planen und verwirklichen wollen. Welchen Grund sollte Herr Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer letztlich haben, um in ein Kraftwerk Lambach gewissermaßen verliebt zu sein? – Seine Fachleute, die maßgeblichen Stellen, die einschreitende Kraftwerksgesellschaft halten es für richtig und notwendig.
Ich glaube eben Fachleuten – so vorsichtig man da auch sein muß – doch mehr als Politikern, die so gerne ihr politisches Kleingeld münzen, die so gerne an nächste Landtagswahlen denken und die so gerne dem anderen etwas Dubioses anhängen, daß dann an seinem Ruf etwas Schäbiges, ein bißchen etwas Schmutziges und Eigensinniges hängenbleibt. Diese Tendenz ist gerade in diesem Fall so greifbar und augenscheinlich. Wenn die Medien plötzlich wieder ihr Umweltbewußtsein entwickeln, das sie in viel wichtigeren Dingen gar nicht zeigen, dann hört man förmlich, was hinter verschlossenen Polstertüren geflüstert wird, welche Anweisungen gegeben werden, welche kaufmännische Strategie dahinter steht. Ich verneige mich vor dieser kaufmännischen Strategie, aber nicht vor den Inhalten und vor der Unredlichkeit, die in unserem Staat die eigentliche Gefahr für die Existenz unserer Demokratie ist, nämlich die sich überall sozusagen einnistende Unredlichkeit und das ständige Hantieren mit Halbwahrheiten.
Meine verehrten Damen und Herren! Wenn wir für unseren Staat etwas tun wollen, dann müssen wir gerade diese Halbwahrheiten und dieses Ins-falsche-Licht-Rücken aus taktischen Gründen aufdecken und uns dagegenstellen.
Idealisten könnten sagen: Unsere Jugend, die jungen Menschen müssen zum Widerstand erzogen werden. Wenn wir künftige politische Katastrophen vermeiden wollen, dann brauchen wir den mündigen Bürger, der sich nicht gängeln läßt, der nicht gehorsam ist und vieles andere mehr. – Diesen kann man das sagen, was ich jüngst in einem lesenswerten Buch von Hermann Hesse gelesen habe, der diesen Gedanken vertritt: Bleib dir selbst treu! Habe Zivilcourage! Folge nicht dem Zeitgeist! Bleibe du selbst! Verwirkliche, wovon du überzeugt bist. – Das ist es, was man den Aubesetzern zurufen müßte. Aber man sollte ihnen nicht sagen: Laß dich für ein Trinkgeld, für ein kleines Gegengeschäft zu einer solchen kleinen Unredlichkeit verführen! – Dann das und nicht mehr ist es, wenn ich gegen Bezahlung demonstriere.
Demonstration war ein Recht, aus dem Versammlungsrecht resultierend, gemäß dem sich der Mensch in einem autoritären System artikulieren konnte. Das ist ein heißerkämpftes Recht, das aus den Vorgängen des Jahres 1848 resultiert, und dieses sollten wir auch in unserer Demokratie hochhalten!
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