Bundesrat Stenographisches Protokoll 610. Sitzung / Seite 77

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Um diesen Herausforderungen aber gerecht werden zu können, sind vor allem spezifische Maßnahmen, aber auch strukturelle Veränderungen unbedingt notwendig. Ich möchte mich hier auf ganz wenige Schwerpunkte konzentrieren.

Für uns ist es wichtig, daß es vor allem im Bereich der Infrastruktur, im Bereich der Bahn, der Umwelt, der Energie und der Telekommunikation zu wesentlichen und namhaften Investitionen kommt, weil diese Maßnahmen auch die Lebensqualität unserer Menschen in Österreich verbessern, aber auch den Wirtschaftsstandort Österreich attraktiver machen. Wir alle wissen, daß diese Investitionen in die Infrastruktur starke Auswirkungen auf die Bauwirtschaft haben und die Aktivitäten der Bauwirtschaft wieder starke Auswirkungen auf Beschäftigung in vielen anderen Wirtschaftsbereichen haben und auch für wesentliche Nachfrageimpulse – auch in Klein- und Mittelbetrieben – sorgen.

Wir sind auch dafür, daß vor allem auf europäischer Ebene der Bahnausbau und der Ausbau des Schienennetzes sehr zügig weiter vorangetrieben wird. Ich gehe davon aus, daß der Herr Bundeskanzler dies auch bei der kommenden Regierungskonferenz am 29. März in Turin ansprechen wird.

Ich meine auch, daß wir dafür Sorge tragen sollten, daß Österreich – so wie bisher – ein attraktiver Industriestandort bleibt. Die Produktivität der österreichischen Wirtschaft, im besonderen der Industrie, ist vom Jahre 1990 bis zum Jahre 1995 um 11,2 Prozentpunkte gestiegen. Leider war damit ein starker Rückgang der Zahl der beschäftigten Kolleginnen und Kollegen im Industriebereich verbunden, nämlich von 531 000 auf 450 000. Aber uns allen ist bewußt, daß die Industrie immer wieder wesentliche und unverzichtbare Impulse auch für Klein- und Mittelbetriebe aussendet, und daß auch das Gewerbe und der Dienstleistungsbereich davon profitieren. Klar gesagt: Die Industrie ist eine unverzichtbare Wirtschafts- und Konjunkturlokomotive.

Wir glauben auch, daß in der Exportförderung noch nicht alles getan ist. Auch hier sollte man die volle Ausschöpfung des vorhandenen Exportpotentials in Österreich forcieren, weil hier noch einige Beschäftigungsreserven vorhanden sind. Besonders sollten jene Bereiche in Industrie und Gewerbe gefördert werden, die zu exportieren bereit sind.

Ein besonderes Anliegen ist es uns, sich mit der Ausbildung auseinanderzusetzen. Der Herr Bundeskanzler hat es in seiner Regierungserklärung schon erwähnt, ein besonderer Schwerpunkt wird sein, die Ausbildungschancen der Jugend im dualen Ausbildungssystem zu forcieren. Er hat hier wesentliche Punkte angeführt, wie bessere Fremdsprachenausbildung. Ich darf hier hinzufügen beziehungsweise ergänzen: sich stärker mit Flächenberufen auseinanderzusetzen, eine verbindlichere und stärkere Förderung von überbetrieblichen Lehrwerkstätten durchzuführen und dafür Sorge zu tragen, daß sich Ausbildner und Berufsschullehrer ständig mit den neuen Gegebenheiten in der Branche und in der Wirtschaft auseinanderzusetzen haben. Ich darf wiederholen: Nach wie vor ist es für uns unverzichtbar und ist festzuhalten, daß es zu einem Lastenausgleich zwischen jenen Betrieben, die ausbilden, und jene Betrieben, die sich eigentlich vor der Ausbildung und vor der Weiterqualifizierung von jungen Arbeitnehmern bisher gedrückt haben und auch in Zukunft drücken wollen, kommt.

Ich möchte auch das unterstützen, was der Herr Bundeskanzler gesagt hat, nämlich daß es einen leichteren Zugang für Absolventen des dualen Ausbildungssystems zur Fachhochschule geben soll. Ich würde sogar noch weitergehen: Man sollte auch für jene, die die Absicht haben, eine qualitative Universitätsausbildung anzustreben, wesentliche und neue Vorbereitungsmaßnahmen anbieten. Es darf uns nämlich nicht passieren, daß das duale Ausbildungssystem in eine Bildungssackgasse gleitet und dort endet. Das würde nämlich dazu führen, daß die jungen Burschen und Mädchen immer weniger das duale Ausbildungssystem in Anspruch nehmen und wir dann gemeinsam einen Facharbeitermangel (Zwischenruf des Bundesrates Dr. Kaufmann ) – auch Sie von der Wirtschaft – zu beklagen haben. Ich würde auch nicht die Leistungen der Erwachsenenbildung in Österreich unterschätzen. In den meisten Regionen bietet sie das einzige realistische Angebot, um sich umzuschulen und weiterbilden zu lassen. Die Er


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite