setzt oder die Ausdehnung der neuerlichen Anwartschaft, die lange in Diskussion war, von 26 auf 28 Wochen. Wir hatten in diesem Bereich erst ein Jahr vorher eine Anhebung hinnehmen müssen, nämlich von 20 auf 26 Wochen, und das reicht.
Gerade in der Forstwirtschaft ist die Situation für Frauen oft so, daß sie aufgrund der geographischen und der Witterungsverhältnisse gar nicht mehr Arbeitszeit als eben ein halbes Jahr zusammenbringen können, dennoch sollen auch sie sozial abgesichert sein – und das bleibt auch so.
Zur nächsten Änderung, die wir heute beschließen werden, der Einführung eines Bonus-Malus-Systems. Auch das kann ich grundsätzlich nur begrüßen. Endlich ist es damit gelungen, eine präventive Maßnahme gegen die Freisetzung älterer Dienstnehmer zu schaffen. Mit diesem Bonus-Malus-System können Dienstnehmer über dem 50. Lebensjahr vor übereilten Kündigungen geschützt werden. Der Einstellungsbonus wird meines Erachtens den Anstieg der Arbeitslosigkeit bei älteren Dienstnehmern – also der über 50jährigen – doch etwas bremsen. Arbeitgeber haben geringere Lohnkosten von 1,5 beziehungsweise 3 Prozent bei über 55jährigen. Es ist also sicher eine interessante Angelegenheit, die Erfahrungswerte einer Fachkraft zur Verfügung zu haben und dabei auch noch Kosten zu sparen. Nach Berechnungen wird dieses Bonus-System etwa 11 000 Arbeitnehmer in Beschäftigung bringen, und das ist doch eine bemerkenswerte Zahl.
Über das Malus-System herrscht bei mir auch Freude, denn ich habe sowohl in meiner beruflichen als auch in meiner Funktionärstätigkeit zu oft erleben müssen, wie verletzt, wie hoffnungslos Arbeitnehmer waren, nachdem sie nach mehrjähriger Tätigkeit und Betriebszugehörigkeit hören mußten: Wir können Sie nicht mehr brauchen, jüngere Arbeitnehmer sind flexibler, sind billiger; das Unternehmen muß umstrukturieren, muß rationalisieren. – Dieses System ist ein vernünftig angelegtes Gegenmittel.
Manche meinen – ich glaube, es heute auch aus der blauen Reihe gehört zu haben –, die Arbeitgeber würden dann eben die 47- oder 49jährigen kündigen. Die Geschichte, geschätzte Kolleginnen und Kollegen der blauen Reihe, beweist, daß dem nicht so ist, denn 1979 und in den folgenden Jahren gab es die gleichen Befürchtungen bei der etappenweisen Einführung des allgemeinen Arbeiter-Abfertigungsgesetzes. – Nichts dergleichen ist geschehen, mit einigen wenigen Ausnahmen. Die Mehrheit der Dienstgeber handelte mit Augenmaß und sozialem Verständnis. Das soll doch auch einmal erwähnt sein. (Bundesrat DDr. Königshofer: Wer hat denn dagegen gesprochen? Die ÖVP!) Das war nicht so, das können Sie in den Protokollen nachlesen. Das brauche ich Ihnen von diesem Rednerpult aus nicht zu beweisen. (Bundesrat Mag. Langer: Herr Dr. Kaufmann kann das besser erklären, wie die Wirtschaft damals reagiert hat!) Es hat auch andere Meinungen gegeben, das ist natürlich und soll auch so sein. (Bundesrat Dr. Tremmel: Das war die mehrheitliche Meinung bei Ihnen!) Aber schlußendlich haben Unternehmer wie Arbeitnehmer in der ÖVP dieses Gesetz getragen.
Der Soziologe Professor Rosenmayr meint, das Schlagwort von der Arbeitsgesellschaft, der die durch Menschen verrichtete Arbeit ausgehen wird, sei sicher übergeneralisiert, weil in einer Reihe wichtiger Dienstleistungen, etwa im Tourismus oder in der Krankenpflege, der Bedarf an menschlicher Arbeit sogar markant anwachse. Woraus sich aber ebenfalls ein wachsendes Betätigungsfeld für ältere, erfahrene Arbeitskräfte ergibt – da bin ich völlig seiner Meinung –, ist der gravierende Mangel an gestandenen Handwerkern wie an Kunstspenglern, an Tischlern, die noch mit Einlegearbeiten umgehen können, an Fassadern, an Maurern, die ein Gewölbe zustande bringen. Und auch im gesamten Fachhandel gibt es drückende Not an waren- und anwendungskundigem Beratungs- und Bedienungspersonal.
Auch in anderen Unternehmungen, beispielsweise in vielen entwicklungsorientierten Unternehmen, gibt es viel zu wenig Forschungspersonal. Auch fehlt es im Umweltschutz an sensiblen und trotzdem professionellen Aktivisten. In so gut wie allen Behindertenheimen fehlt es an einfühlsamen Pflegern.
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