Bundesrat Stenographisches Protokoll 614. Sitzung / Seite 24

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621/M-BR/96

Was unternehmen Sie, um Programme zur Gesundheitsförderung und zur Vorsorge zu forcieren?

Präsident Johann Payer: Frau Bundesministerin, bitte.

Bundesministerin für Gesundheit und Konsumentenschutz Dr. Christa Krammer: Herr Bundesrat! Herr Präsident! Nach den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation ist Gesundheitsförderung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die vor allem im unmittelbaren Lebens- und Arbeitsbereich der Menschen ansetzen soll.

Da zentrale Programme nach internationalen Erfahrungen diese Anforderungen nur schwer erfüllen können, hat mein Ressort in den letzten Jahren eine neue Strategie entwickelt. Zu den einzelnen Themenbereichen werden Netzwerke eingerichtet, die dann unmittelbar vor Ort, in Städten, Schulen, Krankenhäusern und Betrieben Programme anregen, die speziell auf die gesundheitlichen Probleme, auf die Arbeits- und Lebenssituation der Zielgruppe eingehen. Es sind dies die Netzwerke der "Gesunden Städte", der "Gesundheitsfördernden Schulen", der "Gesundheitsfördernden Krankenhäuser". Ein Netzwerk zur "Betrieblichen Gesundheitsförderung" ist im Aufbau begriffen. Diese Netzwerke stehen in direktem Erfahrungsaustausch mit den jeweiligen internationalen Netzen der Weltgesundheitsorganisation und der EU.

Ergänzt wird diese Arbeit durch flankierende Maßnahmen zum bundesländerübergreifenden Informations- und Erfahrungsaustausch, wie etwa die Errichtung einer österreichischen Datenbank für Gesundheitsförderungsprojekte durch den Fonds "Gesundes Österreich".

Im Bereich der Aids-Prävention ist auch eine Verbindung zwischen zentralen Informationselementen wie zum Beispiel Kampagne und Broschüren von meinem Ressort und einer dezentralen Aufklärungsarbeit durch die Aids-Hilfen gegeben. Außerdem ist Österreich in das auf breiter Basis durchgeführte Aids-Bekämpfungsprogramm der EU eingebunden. All das bedeutet Gesundheitsförderung.

Präsident Johann Payer: Wird eine Zusatzfrage gewünscht? – Bitte.

Bundesrat Gottfried Jaud: Frau Bundesministerin! Die Vorsorgeuntersuchungen nach dem Mutter-Kind-Paß wurden bisher an die Auszahlung der Geburtenbeihilfe gebunden. Diese Auszahlung ist inzwischen weggefallen. Was unternehmen Sie als Gesundheitsministerin, um diese wichtigen Untersuchungen zur Gesundheitsförderung möglichst lückenlos durchzuführen?

Präsident Johann Payer: Frau Bundesministerin, bitte.

Bundesministerin für Gesundheit und Konsumentenschutz Dr. Christa Krammer: Soweit es in unserem Möglichkeitsbereich steht, appellieren wir an die Mütter, die im Mutter-Kind-Paß vorgeschriebenen, empfohlenen Untersuchungen auch wahrzunehmen. Denn eines sei auch festgehalten: Die Untersuchungen, die im Mutter-Kind-Paß vorgeschrieben sind, sind nach wie vor kostenlos. Und das fällt ein bißchen unter den Tisch. Man sagt: Da es diese Geburtenprämie nicht mehr gibt, werden die Mütter nicht mehr untersuchen gehen. Ich bin selbst Mutter und Großmutter, und ich kann Ihnen versichern, mir wäre nie eingefallen, nur weil ich kein Geld dafür bekommen hätte, mit meinen Kindern nicht zur Untersuchung zu gehen.

Jeder Mutter und jedem Vater ist es – das traue ich mich zu sagen – ein Anliegen, gesunde Kinder zu haben. Und wenn ihm dazu der Staat eine kostenlose Untersuchung anbietet, dann werden die Mütter und Väter diese Untersuchung, denke ich, wahrnehmen. Natürlich tut es weh, wenn man an finanziellen Mitteln weniger bekommt. Das ist uns schon klar. Aber ich würde das Kind nicht mit dem Bad ausschütten und sofort fürchten, daß nun niemand mehr zur Untersuchung geht.

Präsident Johann Payer: Wünschen Sie eine zweite Zusatzfrage, Herr Bundesrat? – Bitte.


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