Bundesrat Stenographisches Protokoll 615. Sitzung / Seite 132

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

18.45

Bundesrat Andreas Eisl (Freiheitliche, Salzburg): Hohes Haus! Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Der Waldbericht 1994 kann keinesfalls als aktuell angesehen werden. Eine frühere Behandlung – so haben uns die Experten im Ausschuß mitgeteilt – war nicht von ihnen aus unmöglich, sondern eine solche war von seiten des Präsidiums des Bundesrates nie auf die Tagesordnung gesetzt worden.

Damit ist eine genaue Standortbestimmung für den Waldzustand nicht möglich. Dies hat zur Folge, daß zwar Zahlen in großem Ausmaß vorhanden sind, welche sich jedoch kaum verändert haben in den abgelaufenen zwei Jahren. Die wirtschaftliche Situation hat sich hingegen wesentlich verschlechtert. Aufgrund der bestehenden Liberalisierung des Holzmarktes wurden Importe aus den östlichen Ländern weiterhin genehmigt. Dazu kam auch noch die Öffnung der Europäischen Union, deren Mitglieder dadurch natürlich auch ein leichteres Importfeld gefunden haben. So konnte nicht verhindert werden, daß es einen weiteren Preisverfall gegeben hat. (Bundesrat Ing. Penz: Holz ist aber liberalisiert!) Herr Kollege Penz! In den Jahren 1985 bis 1990 hat sich der Holzpreis laut Bericht um 20 Prozent erhöht. In den Jahren 1990 bis 1994 sind die 20 Prozent an Erhöhung leider wieder verlorengegangen. Laut Bericht wurden im Jahre 1994 trotz Preisrückgangs immerhin noch 14,36 Millionen Festmeter Rundholz ohne Rinde aus den österreichischen Wäldern entnommen. Das sind plus 12 Prozent gemessen am Durchschnitt der vorangegangenen zehn Jahre.

Die Waldfläche Österreichs beträgt derzeit 3,88 Millionen Hektar, das sind 46,5 Prozent des gesamten Bundesgebietes. Somit ist Österreich eines der reichsten Waldländer Europas. Von dieser Gesamtfläche sind 78,5 Prozent Wirtschaftswald, 19,1 Prozent sind Schutzwald mit einer wichtigen Funktion. Immerhin haben wir bundesweit noch einen jährlichen Zuwachs an Waldfläche von 2 000 Hektar. Aus dem Ertragshochwald werden jährlich zirka 20 Millionen Festmeter genützt, das sind 63 Prozent des gesamten Jahreszuwachses. Der Rundholzexport nahm in den Jahren 1994 um 444 000 Tonnen – das sind plus 12,5 Prozent – zu.

Der Import hingegen nahm im selben Wirtschaftsjahr um 727 000 Tonnen – das sind 14,4 Prozent – zu. Das ist ein Marktverlust für die österreichische Forstwirtschaft von 283 000 Tonnen oder 2 Prozent. Besonders aus den Ostländern wurde laut Bericht um zwei Drittel mehr importiert. Weiters stieg der Schnittholzimport gegenüber 1993 um 24 Prozent, also um nahezu ein Viertel, auf 988 000 Kubikmeter. Davon entfallen auf die Bundesrepublik Deutschland 171 000 Kubikmeter und auf die osteuropäischen Länder 519 000 Kubikmeter. Der Wert der Schnittholzeinfuhr betrug im Berichtsjahr 2,75 Milliarden Schilling.

Obwohl Holz als umweltfreundlicher Nachwuchsrohstoff und Energieträger gilt, ist mittelfristig im Hinblick auf die Mengenangebote auf dem Weltmarkt real mit keinem gravierendem Absatz zu rechnen. Somit sind auch keine Preissteigerungen zu erwarten. Im Wettbewerb hat der Rohstoff Holz eine günstige Ökobilanz. Daher ist aus volkswirtschaftlichen Gründen der Wettbewerb mit den anderen Baustoffen wie Stahl, Beton, Aluminium oder fossilen Energieträgern aufzunehmen.

Nicht vergessen dürfen wir auf die Erholungsfunktion des Waldes. Es kann jedoch nicht wie im Forstgesetz 1975 die gesetzliche Öffnung des Waldes zum Nulltarif erfolgen. Es kann auch nicht so vor sich gehen, wie kürzlich, als ohne Absprache mit den betroffenen Servitutsberechtigten die Freigabe der Bundesforste erfolgte, indem die Bundeswirtschaftskammer die Kosten übernahm, um so den Fremdenverkehrsglauben zu unterstützen. Auch die Erholung suchenden Spaziergänger haben Anspruch auf ihre Erholungsflächen. Mit dieser Vorgangsweise sind wir daher nicht einverstanden.

Weiters sollte ursprünglich der Katastrophenfonds gänzlich aufgelöst werden. Derweil wurde er um 15 Prozent gekürzt. Das ist eine Kürzung, die in Hinblick auf den Schutzwald und die Pflegemaßnahmen desselben große Fragen aufwirft. Aber auch die weitere Wildbach- und Lawinenverbauung könnte mit dieser Kürzung in Frage gestellt werden.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite