Bundesrat Stenographisches Protokoll 615. Sitzung / Seite 140

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Meine Damen und Herren! Ich hätte mir erwartet, daß dieser Bericht zu aktuellen Problemen und Themen der Wald- und Forstwirte eine Aussage trifft: im Hinblick auf das Waldradfahren oder Mountainbiking. Es wurde heute angesprochen.

Meine Damen und Herren! Man braucht nur aus dem Bericht eine Facette herauszunehmen: den Bereich der Verbißschäden. Es wird in diesem Bericht dargelegt, daß Verbißschäden bei künstlich verjüngten Flächen 79 Prozent ausmachen und bei Naturverjüngungsflächen 84 Prozent.

Was heißt das, meine Damen und Herren? – Daß es unserem ressortverantwortlichen Minister nicht gelungen ist, die Jagd und die Forstwirtschaft zu koordinieren. Die Schäden bestätigen dies, und der Bericht legt Zeugnis darüber ab, daß dieses Einvernehmen nicht vorhanden ist.

Meine Damen und Herren! Es wurde angesprochen, daß der Bericht alt, antiquiert ist. Er zeigt keine Perspektiven auf. Nur die Hoffnung, daß für die Herstellung dieses Berichtes österreichisches Papier verwendet wurde, das ist für meine Fraktion zu wenig. Daher werden wir diesem Bericht unsere Zustimmung verweigern. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

19.31

Präsident Josef Pfeifer: Als nächster am Wort ist Herr Bundesrat Engelbert Schaufler.

19.31

Bundesrat Engelbert Schaufler (ÖVP, Niederösterreich): Herr Präsident! Herr Minister! Verehrte Damen! Geschätzte Herren! Ich darf mit einer Vorbemerkung beginnen. All jenen, die meinen, der Waldbericht 1994 sei zu spät vorgelegt, möchte ich schon ins Stammbuch schreiben, daß man bei der nachhaltigen Nutzung insgesamt, wenn man über Wald diskutiert, in Generationen zu denken hat. Das Entscheidende ist, daß ein Bericht umfangreich und informativ ist. Und ich darf feststellen: Er ist informativ. Daher darf ich ein Dankeschön an das Ministerium und die dortigen Mitarbeiter zum Ausdruck bringen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Vorerst doch noch einmal einige grundsätzliche Feststellungen. Österreich kann sich wirklich glücklich schätzen, zu den waldreichsten Ländern Europas zu gehören. Ich betone nochmals die 46 Prozent der Landesfläche – das sind 3,9 Millionen Hektar –, die mit Wald bestockt sind. Das heißt: Rein rechnerisch entfallen auf jeden Einwohner ein halbes Hektar Wald oder 426 Waldbäume.

Interessant ist dabei auch, daß die Waldfläche im Durchschnitt der letzten Jahre um 2 000 Hektar jährlich zunimmt. Darüber können wir Österreicher insgesamt glücklich sein, nicht nur die Forstbesitzer, denn Wald ist für viele ein besonderer Flecken Erde. Wenn ich sage, ich gehe in den Wald, dann ist das für mich so, daß ich eine Stätte betrete, wo ich Geruhsamkeit und Erholung vorfinde, wo ich aber auch schweigsam und nachdenklich werde. Wald ist für mich ein besonderer Flecken Erde.

So könnten wir insgesamt zur Auffassung gelangen, daß es bei dieser Wertschätzung, die nicht nur ich habe, sondern viele andere Menschen auch, dem Wald eigentlich gut gehen müßte und kaum Probleme vorhanden sein können. Dennoch gibt es viele Sorgen.

Dieser unser Wald ist nicht so gesund, wie er sein sollte. Er hat viele Belastungen, Beeinträchtigungen auszustehen. Es gibt einerseits unbeeinflußbare Fakten wie Windwurf, Schneedruck und daraus folgende Borkenkäferkalamitäten. Aber das ist nicht alles. Selbst bei der in Österreich seit vielen Jahrzehnten geübten nachhaltigen Nutzung des Waldes gibt es immer wieder eine Reihe von Menschen, die Probleme schaffen, die dann nicht gerne verantwortet werden. Diesen möchte ich mich zuwenden.

Vorerst aber noch ein paar Zahlen, die schon genannt wurden, nur der Vollständigkeit halber: 972 Millionen Kubikmeter Holz sind zu verzeichnen, jährlich wachsen 31,4 Millionen Kubikmeter zu, und etwa 20 Millionen Kubikmeter werden geschlägert. Diese jährliche Holzerntemenge entspricht damit nicht einmal 2 Prozent unseres Holzvorrates, würde aber dennoch, auf Eisenbahnwaggons geladen, eine Waggonlänge von Paris bis Moskau ergeben.


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