Bundesrat Stenographisches Protokoll 615. Sitzung / Seite 141

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Ich sage noch einmal: Alle schätzen den Wald, und dennoch gibt es Probleme durch Belastungen seitens der Industrie, durch Abgase der Haushalte und vieles mehr. Immer wieder findet man auch Mißbrauch durch wilde Müllablagerungen; das ist mir völlig unverständlich.

Eine Beeinträchtigung, der ich mich zuwenden möchte, ist gerade in dem Bereich, in dem der Wald Schwierigkeiten hat, zu überleben, im Kampfzonenbereich zwischen Wirtschaftswald und Schutzwald, die sogenannte Waldweide. Rund 10 Prozent der österreichischen Waldfläche, also etwa 395 000 Hektar, werden derzeit von Vieh beweidet. Dadurch kommt es zu einem Verbiß der Forstpflanzen und auch zu Trittschäden an Wurzeln und Boden. Das wirkt sich im ökologisch sensiblen Schutzwaldbereich besonders gravierend aus. Hier sind die Österreichischen Bundesforste – wie auch in anderen Bereichen – Schrittmacher, um dieses Problem zu lösen.

Waldweide ist eine historisch gewachsene Nutzungsform, deren Ablöse nur unter Wahrung der Rechte der Bauern und Viehbesitzer angestrebt werden kann. In diesen Bereichen können bereits Teilerfolge verzeichnet werden.

Natürlich möchte ich mich auch zum Thema Wald – Wild, Wild – Wald nicht verschweigen. Ich möchte aber meine Anmerkungen ganz klar unter den Titel stellen, daß der Wald nicht nur eine Erholungsfunktion zu erfüllen hat und einen Schutz für Ressourcen wie Wasser und gute Luft und ähnliches darstellt, sondern der Wald ist auch Heimat der Tiere, der Fauna, und muß es auch bleiben können. Doch ist in diesem Bereich mit Augenmaß zu handeln. Ich glaube, daß ich in der Frage mit meinem Kollegen und Freund Pramendorfer einer Meinung bin: Augenmaß ist notwendig. Es aus der rein einäugigen Sicht eines Jägers oder aus der rein einäugigen Sicht eines Holz-, Forstmannes zu betrachten, wäre falsch.

Verbißschäden sind in manchen Bereichen hoch, aber nicht nur aufgrund überhöhter Wildpopulationen, sondern auch – das muß einmal ganz klar gesagt werden – aufgrund der Einschränkungen der Lebensräume der im Wald lebenden Tiere.

Ein Beispiel: Wenn heute Rehe oder Rotwild auf der einen Seite des Berges ihren Einstand haben und das Gebiet durch eine Schipiste durchtrennt wird, dann kann das Wild seinen natürlichen, seit Jahrhunderten, Jahrtausenden gewohnten Wechsel nicht annehmen und ist gezwungen, im Einstand zu bleiben. Dort kommt es dann zu erhöhten Verbiß- und auch zu Schälschäden.

Wir müssen uns klar werden, daß es auch Bereiche geben muß, die vom Menschen unbeeinträchtigt bleiben. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, daß es bereits 42 Sportarten gibt, die im Lebensraum der Wildtiere ausgeübt werden. Wer schon einmal erlebt hat, mit welcher Panik beispielsweise Gamsen abspringen, wenn ein Paragleiter über sie hinwegschwebt, der muß doch auch darüber nachdenken, ob es Sinn macht, daß das Vergnügen eines einzelnen zur Gefährdung einer Tierart führt. Ich habe mir auch von Förstern berichten lassen, daß Gamsen in schneereichen Wintern durch diverse Sportarten in tief verschneite Gräben einspringen, in den Lockerschnee, dort hineinflüchten und nicht mehr durch eigene Kraft herauskönnen. Das kann nicht Sinn einer Sportausübung sein. Ich stehe aber dazu, daß der Wald als Erholungsraum den Menschen dienen soll und muß.

Der Mensch muß aber auch diesen Raum, diesen Erholungsraum, mit Überlegung nutzen. Am vieldiskutierten Beispiel der Öffnung des Waldes für Radfahrer möchte ich aufzeigen, daß eine generelle Freigabe unserem schon nicht mehr ganz gesunden Wald nur noch mehr Schaden zufügen würde.

Tatsache ist, daß der Wald kein Sportplatz sein und werden kann. Tatsache ist auch, daß Grundeigentum nicht ohne finanziellen Beitrag genutzt werden wird können.

Erst am Dienstag ist eine meines Erachtens zu wenig beachtete Meldung über den Rundfunk gekommen. Die Österreichischen Bundesforste haben die Öffentlichkeit mit einer guten Überlegung konfrontiert: Ein Teil der Forststraßen wird in Übereinkunft mit dem Handelsministerium für Mountainbiking freigegeben. Mit dem Handelsministerium konnte auch abgeklärt werden, daß die Haftungsfragen in Ordnung gebracht wurden und eventuelle Haftungen nicht mehr am


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