Bundesrat Stenographisches Protokoll 617. Sitzung / Seite 54

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

ist eine Persönlichkeit, die von der sozialistischen Seite her kam. Otto Heller hatte Österreich schon vor der Zeit des Dollfuß und Schuschnigg verlassen, zu denen er – verständlich – gegensätzlich stand. Als gutem Patrioten, der in Freud und Leid unseres Landes immer zu Österreich stand, gilt ihm mein Respekt. Otto Heller ist in Sao Paulo auch wirtschaftlich erfolgreich geworden, und zwar sehr erfolgreich. Als ich im Jahre 1976 – um mein Geld – meine erste Südamerikareise unternahm – ich bedanke mich heute noch bei Generalsekretär Dr. Alois Reitbauer, der mich damals wertvollst unterstützte, obwohl ich auch nicht seiner "politischen Blutgruppe" angehöre –, lernte ich Otto Heller kennen. Vorher kam ich nach Peru und fuhr nach Bolivien. Ich erinnere mich noch genau, es war am Titicasee in Puna – den Ort gibt es wirklich –, dort war soviel Ungeziefer, daß ich nicht richtig schlafen konnte. In der Früh, als ich mir am Titicasee den Sonnenaufgang ansah, traf ich einen Herrn, der sich als deutscher Botschafter herausstellte – später wurde ich mit ihm befreundet –, es war der spätere Ministerialdirektor Horst Röding, der zu mir sagte: Wenn Sie jetzt nach Sao Paulo kommen, treffen Sie einen der großartigsten Repräsentanten ihres Landes an, Otto Heller. – Ich lernte ihn auch dort kennen, und wir sind seit damals Freunde geworden. Welche Bedeutung er für Österreich und welche Wertschätzung er bei der SPÖ hat – da brauchen Sie nur den früheren Herrn Wiener Vizebürgermeister und Landtagspräsidenten Pfoch oder Bürgermeister Zilk zu fragen!

Otto Heller hatte leider das Pech, daß in letzter Zeit der Zugeteilte an der österreichischen Botschaft in Brasilia Herr Dr. Brezovsky war, dessen Vater ein bedeutender Landesrat der SPÖ in Niederösterreich war, dem mein Respekt gilt. Das niederösterreichische Gesundheitswesen hat Dr. Brezovsky viel zu danken. Nur der junge Mann – ich kenne ihn persönlich nicht, habe auch nicht das Bedürfnis, habe aber von seiner Tätigkeit in Brasilien gehört und die Ergebnisse möchte ich in den Raum stellen – hat nicht den richtigen Ton und den richtigen Kontakt mit Otto Heller gefunden, der sicherlich keine einfache Persönlichkeit ist, aber eine ideenreiche, voll Idealismus und Patriotismus sowie einem Engagement an Menschlichkeit. Außerdem muß ich ehrlich sagen, wer Großes leistet – und das tat Otto Heller, der auch für sein kulturelles Wirken den Berufstitel "Professor" bekam –, hat mehrere Dimensionen. Dafür hatte besagter österreichischer Diplomat nicht den Takt und das Verstehen, und es ist zu starken Zerwürfnissen gekommen, die dazu geführt haben – weil man diese Situation von Wien aus nicht bewältigt hat, ich habe selbst um mein Geld x-mal nach Sao Paulo telefoniert –, daß Otto Heller seine Funktion zurückgelegt hat.

Ich möchte jetzt nicht diese Entschuldigung hören, Professor Heller ist über 80, denn wer Otto Heller in den letzten Wochen erlebt hat, sah, daß er so munter ist, daß mancher Junge mit seiner Dynamik nicht mitkommt. Otto Heller hat sein Amt also zurückgelegt. Wir haben heute in Sao Paulo über 40 000 Paßösterreicher – Herr Sektionsleiter Dr. Moser wird das Problem sicherlich kennen, wir haben auch ein paar Mal darüber geredet –, aber wir sind heute – und können es gar nicht – nicht in der Lage, sie entsprechend zu vertreten, wobei ich Generalkonsul Helige in Rio und seinem Vorgänger Mayer meinen Respekt zolle, wie sehr sie sich bemüht haben. Ich habe aber Botschafter Dr. Ortner, als er bei mir seinen Abschiedsbesuch gemacht hat, deutlich darauf aufmerksam gemacht, welches Problem dort aufgrund des fehlenden taktvollen Kontaktes zwischen diesem jungen Mann und Generalkonsul Heller zu bewältigen ist, wobei ich sagen muß, leider ohne Erfolg! Man muß sich wirklich überlegen, wenn man einen Dienst versieht, daß man den Generalkonsul, noch dazu, wenn er so tüchtig ist wie Heller, nicht übergeht, den nötigen Kontakt hält und den richtigen Ton findet. Denn, meine Damen und Herren, jetzt zitiere ich meinen Vater, der mir einmal, als ich 14 Jahre alt war, bei der letzten Mahnung sagte: Es kommt nicht darauf an, wie es der eine meint, sondern darauf, wie es der andere aufnimmt. – Das war nicht möglich. Da wäre es aber wertvoll, wenn der Jüngere das so macht, daß es der Ältere verstehen kann – das wäre auch für Österreich gut.

Otto Heller hat auf seine Funktion verzichtet, hat sich zurückgezogen, und das ist außerordentlich bedauerlich, denn er könnte sie heute noch erfüllen. Ich hoffe, daß sich solche Fälle, wie dieser tragische Fall zwischen Herrn Dr. Brezovsky und Herrn Generalkonsul Professor Heller, nicht wiederholen. Im Durchschnitt der Fälle ist das auch nicht der Fall, das darf ich ehrlich sagen, weil ich in vielen Gegenden sehe, wie die Dinge laufen.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite