Bundesrat Stenographisches Protokoll 617. Sitzung / Seite 55

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Hingegen war es anerkennenswert, daß unter anderem Herr Vizekanzler Dr. Schüssel Herrn Professor Heller einen sehr anerkennenden Brief geschrieben und ihm für alles Geleistete gedankt hat – auch in der Zeit des Sektionsleiters Dr. Moser.

Es wäre ohneweiters möglich, daß man an einem Ort wie Sao Paolo einen Berufskonsul hat, und ein anderer ist auch Honorargeneralkonsul. Das könnte man mit Otto Heller in Sao Paulo machen, weil das haben wir erfolgreich zum Beispiel in New York. Da haben wir einen Berufsgeneralkonsul, Herrn Dr. Greinert, und einen Honorargeneralkonsul. Ähnliche Fälle gibt es auch an anderen Orten!

Meine Damen und Herren! Damit komme ich auch konkret auf die Situation einer Gruppe zu sprechen – ich bin nämlich ein christlicher Gewerkschafter und schaue mir immer die Leute an, die etwas tun, wobei auch jene auf Arbeitgeberseite sehr viel tun, aber in dem Fall meine ich die Arbeitnehmerseite –, nämlich auf die der öffentlich Bediensteten. Ich muß Ihnen ehrlich sagen, es ist das eine Mode geworden, immer über die öffentlich Bediensteten herzufallen, als wären diese der Buh-Mann. Als im Mittelalter ein schlechtes Wetter oder eine Epidemie gekommen ist, dann hat man die Hexen verbrannt und hat geglaubt, es wäre jetzt besser. Jetzt ist die Mode so mit dem öffentlichen Dienst. Nachdem ich meine Tätigkeit als akademischer Lehrer nachweislich unentwegt ausübe – ich bin gestern um 5.50 Uhr schon nach Linz zu meinen Vorlesungen gefahren, meine sehr Verehrten –, darf ich Ihnen sagen, wir müssen uns auch mit der Situation des diplomatischen Dienstes beschäftigen. Ich bedanke mich bei Herrn Vizekanzler und auch den Zuständigen im Außenministerium. Ich freue mich, daß Sie auch entsprechend zahlreich heute hier vertreten sind. Die soziale Lage des diplomatischen Dienstes soll uns auch zu denken geben, weil es kommt darauf an – meine Vorredner haben schon treffend darauf hingewesen, wo wir überall Vertretungen brauchen, wer also helfen soll –, daß wir auch in Zukunft den nötigen Nachwuchs bekommen.

Meine sehr Verehrten! Als Folge der Mobilität dieses öffentlichen Dienstes, der ständigen Rotation von Verwendungen zwischen In- und Ausland sowie der sich daraus ergebenden Probleme für die Familiengründung und die Berufsfähigkeit des Ehepartners liegt der Anteil von alleinverdienenden Familienerhaltern ebenso wie jener der Singlehaushalte im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten weit über dem österreichischen Durchschnitt. Die Zahlenangaben sind jeweils nach der Volkszählung 1991 unter den Berufstätigen von 20 bis 60 Lebensjahren: Im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten betrug der Anteil der Singlehaushalte mit Stand Dezember 1995 30,6 Prozent, der Österreich-Durchschnitt beträgt 8,1, der Anteil der Alleinverdiener 57,7 und in Österreich 25,9. Dadurch können Sie auch deutlich sehen, daß der auswärtige Dienst vielfach an Attraktivität verliert.

Mein Respekt und mein Dank gilt vielen Diplomatengattinnen, die, ohne öffentlich Bedienstete zu sein, für die Republik Österreich da sind und die Großartiges leisten. Ich würde jedem empfehlen, der ins Ausland fährt und unseren auswärtigen Dienst erlebt, danke zu sagen. Es ist traurig, daß manche das als Selbstverständlichkeit nehmen, aber das ist es nicht. Ich kenne eine Reihe von Damen, wie etwa die Frau des Herrn Dr. Kubesch, der Generalkonsul in Berlin ist. Seine Gattin war eine von ihren Fähigkeiten her glänzende Dame im Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes. Frau Dr. Kubesch hat auf eine Karriere verzichtet, um an der Seite ihres Gatten und neben der Familie im auswärtigen Dienst auch für den Staat da zu sein – in einer Zeit, meine sehr Verehrten, in der auch der Diplomat in seinem Leben gefährdet ist und seine Umstände nicht immer die allersichersten sind.

Eine weitere Folge, meine Damen und Herren, des faktischen, unumgänglichen Berufsverzichtes vieler Ehepartner ist die Schwierigkeit, in Österreich Beitragsjahre für die eigene Pension zu erwerben. Das Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten – dafür danke ich, Herr Vizekanzler, das hat schon Dr. Mock versucht, und Dr. Schüssel setzt das fort, und ich danke auch den Zuständigen in der Sektion – bietet die Möglichkeit, für Ehepartner eine eigene Pensionsvorsorge durch die Übernahme der Prämien für eine freiwillige Selbstversicherung zu schaffen. Bisher war dies aber vorwiegend wegen finanzieller Bedenken nicht möglich.


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