Bundesrat Stenographisches Protokoll 618. Sitzung / Seite 47

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11.43

Bundesrat Josef Rauchenberger (SPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hoher Bundesrat! Ein Vierteljahrhundert nach ersten Plänen, zwölf Jahre nach der denkwürdigen Besetzung der Stopfenreuther Au, nach Jahren von Teilerfolgen und Rückschlägen um die Donau-Auen herrscht nun also Grund zur Freude. Am 27. Oktober wurde zwischen dem Bund und den Ländern Niederösterreich und Wien eine Vereinbarung gemäß Artikel 15a Bundes-Verfassungsgesetz "zur Errichtung und Erhaltung eines Nationalparks Donau-Auen" unterfertigt.

Die Liste all jener, die sich dabei Verdienste erworben haben, ist ebenso lang wie jene der zahlreichen Hürden auf dem Weg zu diesem Nationalpark Donau-Auen. Bereits 1978 stellt Wien die Lobau unter Naturschutz und unterwirft sich den Regelungen für Biosphärenreservate der UNESCO. Seit dieser Zeit wird das gesamte Gebiet bereits nach diesen strengen Kriterien betreut. Große Teile der Waldbestände wurden außer Nutzung gestellt, bei der Verjüngung von Waldbeständen wurde – um die Naturnähe der Lobau zu sichern – streng auf die standortgerechte Pflanzenwahl geachtet. Wander- und Orientierungswege wurden errichtet und Lehrpfade eingerichtet.

Ebenfalls 1978 nennt ein Bericht der niederösterreichischen Naturschutzabteilung Lobau, Schüttelau, Schönauer Hafen und Untere Marchauen als mögliche Nationalparkgebiete.

1979 wird das gesamte Gebiet der Donau-March-Thaya-Auen als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.

Im Jahre 1983 unterstellt Österreich die Donau-March-Auen und die untere Lobau als Schutzgebiet der Ramsar-Konvention, einem internationalen Feuchtgebieteübereinkommen, mit der Verpflichtung, dieses Feuchtgebiet besonders zu schützen. Parallel laufen Planungen für das Wasserkraftwerk Hainburg.

Im Oktober 1984 stellt der WWF das Projekt eines Auen-Nationalparks östlich von Wien vor.

Im Dezember 1984 besetzen Tausende die Stopfenreuther Au, um den Bau des Kraftwerkes Hainburg zu verhindern.

Bernd Lötsch wird 1986 durch Umweltminister Franz Kreuzer mit der Nationalparkplanung beauftragt.

1989 beginnt der WWF mit der Aktion "Natur freikaufen". 120 000 Menschen kaufen symbolisch Anteilscheine und erwerben so 411 Hektar Auwald.

1990 werden die Marchfeldkanal-Betriebsgesellschaft und deren Leiter Reinhold Christian mit der Nationalparkplanung beauftragt.

1993 kommt im Zuge dieser Planungen eine Kosten-Nutzen-Analyse zum Ergebnis, daß volkswirtschaftlich der Nationalpark günstiger abschneide als ein Kraftwerk.

Ende 1995 beschließen Wien und Niederösterreich ihre Nationalparkgesetze. Die Bundesregierung verabschiedet ihr prinzipielles Ja zum Projekt.

Jahre der Prüfungen, Abwägungen und Planungen sind also vorbei. Das heurige Jahr wurde zur Schaffung der gesetzlichen Grundlagen, der Organisationsform und insbesondere zur Festlegung der Zonierungen des Nationalparkes genutzt.

Der Wiener Landtag hat das Wiener Nationalparkgesetz im heurigen Frühjahr, die Wiener Landesregierung die dazugehörige Verordnung im Sommer beschlossen. Die Lobau ist seit 1. Oktober 1996 Teil des Nationalparkes Donau-Auen.

Nationalpark – wozu eigentlich? – Die Lobau ist seit 1745 im Besitz der Stadt Wien, wurde vor fast 20 Jahren zum Naturschutzgebiet erklärt. Was soll der Nationalpark also Neues bringen?


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