Bis der Auwald sich selbst überlassen werden kann, sind noch viele Maßnahmen zu setzen. Manche Baumarten, die in den letzten 50 bis 100 Jahren in der Au gepflanzt wurden, passen nicht wirklich in eine Au, welche sich in Richtung naturnahen Urwald entwickeln soll. In den nächsten 10 bis 30 Jahren werden die betroffenen Waldteile umzuwandeln sein, das heißt, es werden Kanadapappel, Robinie und Götterbaum im Laufe der Jahre entnommen, und auf diesen Standorten sollen standortgerechte Waldgesellschaften mit Hilfe der natürlichen Verjüngung aufgebaut werden. Danach sind in den Naturzonen die forstlichen Maßnahmen auf die Sicherung der Wege und auf die Freihaltung der Wiesen beschränkt.
Einzelne Waldteile sind auch weiterhin für die Sicherung der Brennholzversorgung in der Region reserviert. Dort werden die Bestände nach den traditionellen Methoden genutzt.
Hinsichtlich seines Artenspektrums wird der Nationalpark Donau-Auen ein Lebensraum, welcher in seiner Vielfalt durchaus mit einem tropischen Regenwald vergleichbar ist. Allein die Flora umfaßt 623 höhere Farn- und Blütenpflanzenarten. Zur Fauna des zirka 11 500 Hektar großen Gebietes östlich von Wien gehören rund 5 000 Tierarten mit über 40 Säugetier- und mehr als 100 Brutvogelarten, darunter auch der Seeadler, sowie 20 Amphibien- und Reptilien- sowie mehr als 50 Fischarten, im besonderen die Sumpfschildkröte oder der Biber, um nur einzelne Arten zu nennen.
All diese Tierarten werden in dem letzten bestehenden Auwald Mitteleuropas ideale Voraussetzungen und Bedingungen vorfinden. Die Einrichtung des Nationalparkes Donau-Auen nützt also den dort ansässigen vielfältigen Lebensformen, der Natur und selbstverständlich auch dem Menschen.
Die Donau-Auen zählen darüber hinaus auch noch zu den hochwertigsten Trinkwasserreserven Österreichs. Durch den Nationalpark Donau-Auen können diese Trinkwasserreserven auch in Zukunft gesichert werden, ohne daß bestehende Nutzungen und insbesondere die Ziele eines Nationalparks beeinträchtigt werden.
Das nun begonnene Vorhaben zur Umsetzung des Nationalparkes Donau-Auen kennt keinen Fertigstellungstermin. Die Nutznießer des Nationalparkes Donau-Auen werden weniger wir selbst als vielmehr unsere Kinder und Enkel sein. Es bedeutet sehr viel, wenn in unserer dichtest genutzten Landschaft der Natur- und Landschaftsschutz einmal etwas großzügiger wirken kann.
Wien wird die einzige Hauptstadt Europas sein, innerhalb deren Grenzen ein international anerkannter Nationalpark beginnt. Seine derzeitige Fläche umfaßt bereits 9 300 Hektar. Ziel ist es, eine Gesamtfläche von 11 500 Hektar Nationalpark zu schaffen. Dazu gehören 7 100 Hektar Wald, 800 Hektar Wiesen, 500 Hektar Äcker, die Donau mit 1 600 Hektar und 450 Hektar Augewässer.
Die im Nationalpark insgesamt zur Verfügung gestellten Flächen werden zu 53 Prozent vom Bund, nämlich 6 100 Hektar, zu 24 Prozent von der Stadt Wien, 2 800 Hektar, fast zu 7 Prozent durch niederösterreichische Gemeinden, 800 Hektar, und 3,5 Prozent durch die Forschungsgemeinschaft Auenzentrum Petronell mit 400 Hektar sowie 12 Prozent von Privaten beziehungsweise Agrargemeinschaften mit 1 400 Hektar eingebracht.
Bereits heute ist der Nationalpark ein Naturerlebnis besonderer Art. Die Weltnaturschutzunion IUCN hat die internationale Anerkennung dieses Nationalparkes gemäß der Kategorie II in Aussicht gestellt. Mit dieser Anerkennung verbunden ist der Schutz einer besonders schönen und einmaligen Landschaft, zu welcher die letzte freie Fließstrecke der Donau in Österreich mit einem Auwald, das größte intakte Auensystem dieser Art in Mitteleuropa, ein wertvoller Lebensraum für gefährdete Arten, der natürliche Speicher für hochwertiges Trinkwasser und ein wichtiger Klimafaktor als "grüne Lunge" der Region zählen. Damit können wir aber auch die ökologische Unversehrtheit eines Ökosystems für künftige Generationen erhalten, deren Bewahrung von weltweiter Bedeutung ist.
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