Aber auch weitere Auswirkungen sehe ich. Ethanol kann aus nachwachsender Biomasse in Österreich gewonnen werden. Dies würde eine Reduktion im Bereich der globalen Kohlendioxidbelastung bewirken, und diese Maßnahme würde auch zu einer merklichen Verringerung der Energieabhängigkeit Österreichs vom Ausland beitragen. Natürlich würde sich dadurch auch die Außenhandelsbilanz positiv entwickeln können.
Nicht zu unterschätzen wäre die Ethanolproduktion auch für eine Reihe von landwirtschaftlichen Betrieben als eine Chance, in eine andere Produktion zu gehen. Ich weiß schon, es gibt zwei Argumente, die dieser Möglichkeit entgegengehalten werden: Das erste ist, daß die Ethanolproduktion und der Zusatz von Ethanol zum Treibstoff momentan ein sehr teures und unwirtschaftliches Verfahren ist. Ich glaube aber, man könnte hier, gerade von diesem Haus aus, die Rahmenbedingungen so setzen, daß es durchaus interessant wäre – vor allem im Hinblick auf die Argumente in Richtung einer neuen Umweltpolitik.
Das zweite Argument, das entgegengehalten wird, ist das moralische, nämlich ob man es sich leisten kann, daß man Nahrungsmittel zu Treibstoffen umwandelt, wenn es noch Hunger auf der Erde gibt.
Ich glaube, daß man diese moralische Dimension nicht einzeln und nicht isoliert sehen darf, sondern im Zusammenhang sehen muß. Jahrhundertelang hatte jeder Bauer mit seinem Haferfeld für die Pferde oder mit den Wiesen für die Ochsen eine Energiefläche. Erst seit Nutzung der fossilen Energie, speziell in der Landwirtschaft in den letzten 50 bis 80 Jahren, ist dieses Energiefeld für unsere Landwirtschaft nicht mehr notwendig. Ein Zurück zu dieser Situation, die wir über Jahrhunderte, wenn nicht sogar über Jahrtausende hatten, erscheint mir durchaus vertretbar.
Nun zu den flüchtigen organischen Kohlenwasserstoffen im Berichtszeitraum. Man kann auch bei diesen eine sinkende Tendenz – um etwa 7 Prozent – feststellen, wobei die stärkste Minderung in diesem Gebiet interessanterweise beim Verkehr eingetreten ist.
Auch beim Kohlenmonoxid waren die größten Reduktionen im Verkehrsbereich – mit einem Minus von 61 Prozent – zu verzeichnen. Ursache dafür waren in erster Linie strengere Abgasnormen, aber auch der steigende Anteil an Personenkraftwagen mit Katalysator. Wie man aus dem Bericht erfährt, waren im Jahr 1994 die benzinbetriebenen Autos mit Katalysator mit 52,3 Prozent bereits absolut in der Überzahl.
Weniger erfreulich ist – auch das sei hier offen ausgesprochen – die Situation beim bodennahen Ozon. Trotz deutlicher Abnahme der Ozonvorläufersubstanzen seit 1991 gibt es gerade in diesem Bereich keinen Trend zu einer deutlichen Abnahme der Ozonbelastung. Da müssen noch gewaltige Anstrengungen unternommen werden, um einen effektiven Schutz von Klima und Luftqualität zu erzielen.
Ich weiß schon, daß gerade in diesem Zusammenhang vor allem die klimatische Situation eine sehr wesentliche Rolle spielt. Es ist anzunehmen, daß die Ozonbelastung in diesem Jahr aufgrund des heurigen Sommers wahrscheinlich nie die zur Erreichung der Vorwarnstufe erforderliche Höhe erreicht hat.
Kollege Kapral sagte es bereits: Hinsichtlich des Kohlendioxids hat es im Beobachtungszeitraum dieses Berichtes eine Konsolidierung der Belastung gegeben. In den letzten Jahren hat sich der Kohlendioxidausstoß zwischen 55 Millionen und 64 Millionen Tonnen pro Jahr eingependelt. Wir liegen deutlich – da gebe ich Kollegen Kapral recht – über dem Toronto-Ziel. Das Toronto-Ziel hat ja eine Verringerung des Kohlendioxidausstoßes, Basis 1988, um 20 Prozent zum Ziel. Diese Reduktion um 20 Prozent bedeutet für Österreich eine maximale CO2-Abgabe von 45,15 Millionen Tonnen pro Jahr ab 2005.
Wir haben uns zum Toronto-Ziel bekannt. Wir haben dieses Toronto-Ziel ratifiziert. Jetzt geht es darum – darin unterscheide ich mich von meinem Vorredner Dr. Kapral –, die Möglichkeiten, die wir sehen, um dieses Toronto-Ziel zu erreichen, tatsächlich in Angriff zu nehmen.
Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite