Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, daß bei den Angeboten für Studierende, für wissenschaftliche Fachkräfte und für Facharbeiter den regionalen und sachlichen Prioritäten besondere Beachtung geschenkt wird. Denn mit den installierten Bildungseinrichtungen kann nur dann die größtmögliche Wirkung erzielt werden, wenn sie den spezifischen Anforderungen und Bedürfnissen der jeweiligen Partnerländer angepaßt sind.
Der Entwicklungshilfeausschuß DAC der OECD hat die Liste der Empfängerländer und -gebiete überarbeitet. Dieses Projekt wurde im Vorjahr finalisiert. Das neue Konzept spiegelt vor allem zwei Faktoren wider: erstens den Erfolg der Entwicklungsprozesse in einer wachsenden Anzahl von Entwicklungsländern und zweitens die Bedeutung der neuen Empfängerländer in Mittel- und Osteuropa, in den neuen, unabhängigen Staaten der ehemaligen Sowjetunion. In diesem Zusammenhang ist es außerordentlich interessant, daß die EU in ihrem diesbezüglichen Programm 50 Prozent ihrer Entwicklungshilfe für die Ostländer, die zentralasiatischen Staaten und den mediterranen Raum vorsieht.
Dazu eine persönliche Anmerkung: Ich meine, daß auch wir auf dem Gebiet der Entwicklungshilfe darauf achten sollten, den Schwerpunkt unserer Aktivitäten in Gebieten zu setzen, die uns historisch, kulturell oder geographisch näher stehen als vielleicht andere. Als ein gutes Beispiel dafür möchte ich die österreichische Unterstützung beim Ausbau der Wasserversorgung der Stadt Mukachevo unweit von Lemberg nennen, eine Umgebung in der heutigen Ukraine, die uns Österreichern nicht ganz fremd sein soll. Der Grund hiefür ist nicht, daß wir anderen Staaten gleichgültig gegenüberstehen, sondern daß man meines Erachtens diejenigen besser unterstützen kann, die man besser kennt. Bestmögliche Hilfe bedeutet nämlich auch, daß man sich in die Gedankenwelt des anderen versetzen und ein Gespür für die andere Kultur und Mentalität entwickeln kann. Die Effektivität von Unterstützungsmaßnahmen und von Projekten ist nämlich umso größer, je besser sie an die lokalen Rahmenbedingungen angepaßt sind. Die zahlreichen erfolgreichen Projekte, an denen Österreich beteiligt ist, beweisen dies. Deshalb meine ich, daß es außerordentlich wichtig ist, die internationale Kooperation im Bereich der Entwicklungshilfe auch unter diesem Aspekt zu betrachten und abzustimmen.
Nehmen wir einmal die Europäische Union als Beispiel: Jeder EU-Mitgliedstaat hat seine eigenen traditionellen Verbindungen zu anderen Staaten, und diese jeweilige spezielle Kenntnis anderer Staaten und Völker sollte auch auf dem Gebiet der Entwicklungszusammenarbeit noch viel stärker genützt werden, als dies ohnehin bereits der Fall ist.
Kooperation innerhalb der EU sollte in erster Linie bedeuten, daß jeder seine speziellen Stärken und sein Know-how einbringt. Eine Aufgabenteilung unter diesem Gesichtspunkt erscheint mir ein erfolgversprechender Weg zu sein, um wirklich Hilfestellung leisten zu können.
Meine Damen und Herren! Zum Abschluß meiner Ausführungen möchte ich nicht verabsäumen, darauf hinzuweisen, daß die Unterstützung von Entwicklungsmaßnahmen zu außergewöhnlichen Errungenschaften im Bereich des wirtschaftlichen und sozialen Wohlergehens beigetragen hat.
Wie aus dem vorliegenden Bericht hervorgeht, können weit über 2 Milliarden Menschen ihr Einkommen und ihre Lebenserwartungen erhöhen und ihre Ausbildung sowie ihren Zugang zu den wesentlichen Dienstleistungen verbessern. Darüber hinaus hat die Entwicklungszusammenarbeit auch zur Entstehung neuer wirtschaftlicher Partnerschaften geführt, die eine zunehmend dynamische Rolle spielen. (Vizepräsident Dr. Schambeck übernimmt den Vorsitz.)
All dies, meine Damen und Herren, sollten wir beachten, wenn wir über die Bereitstellung finanzieller Mittel für die Entwicklungshilfe diskutieren.
Im Sinne des vorliegenden Berichtes möchte ich meine persönlichen Präferenzen nochmals präzisieren: Erstens stelle ich die Hilfe für Katastrophenfälle einmal außer Streit. Ferner sollten wir bei der Berufsausbildung, bei welcher Österreich enorm viel zu bieten hat, den Ländern den Vorrang geben, die uns geographisch, kulturell und wirtschaftlich vielleicht noch etwas ferne stehen. Hingegen sollte direkte und substantielle Entwicklungshilfe – wie das Beispiel Mukachevo augenscheinlich zeigt – primär dort geleistet werden, wo es möglicherweise alte oder
Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite