festhalten, daß ich aufgrund der derzeitigen Gesetzeslage im Sinne der Zielvorstellungen des Bundesgesetzes vom 5. April 1991 verpflichtet bin, die Bundesanteile an der Creditanstalt-Bankverein zu den bestmöglichen Konditionen zu veräußern. Das Verfahren und die ordentliche Analyse dazu habe ich Ihnen schon erläutert. Die Ausschreibung erfolgte am 21. Oktober 1996.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Haben Sie bitte Verständnis dafür, daß es mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich ist, ein abschließendes und endgültiges Ergebnis bekanntzugeben. Außerdem habe ich beim derzeitigen Stand des Verfahrens auf die Interessenlage und die berechtigten Vertraulichkeitserwartungen der einzelnen Bieter Bedacht zu nehmen.
Ich möchte daher zu den in den letzten Stunden nach Stellung dieser Anfrage mir gegenüber mehrfach geäußerten Meinungen, daß durch diese Anfrage das sachliche und objektive Verfahren beeinflußt werden könnte, nicht Stellung nehmen.
Sie werden aber Verständnis dafür haben, daß aus all diesen Überlegungen eine konkrete abschließende Beurteilung zum jetzigen Zeitpunkt unprofessionell wäre. Ich werde mich aber bemühen, ein objektives, sachliches und umfassendes Bild der derzeitigen Entscheidungssituation zu geben.
Zur zweiten Frage: Verhandlungen zur vollständigen Privatisierung der Bank Austria. Ich habe gemeinsam mit Kollegen Farnleitner – Kollege Farnleitner hat sehr kooperativ gemeinsam mit mir diesen Entschluß erwirkt – festgehalten, daß die Anteile des Bundes an der Bank Austria an das "Special-purpose-vehicle", wie ich es bezeichnen würde, an die Postbeteiligungsgesellschaft übertragen werden, um von ihr im ersten Halbjahr 1997 unverzüglich an private Interessenten abgegeben zu werden.
Über einen allfälligen Verkauf von Anteilen der AVZ an der Bank Austria haben grundsätzlich deren Organe zu befinden. Aber ich weiß, daß die Bereitschaft besteht, daß im Rahmen der möglichen, aber auch nötigen Kapitalerhöhungen der Bank Austria die AVZ ihre Anteile an der Bank Austria schrittweise und, wie ich auch glaube, entscheidend reduzieren wird.
Zur Frage 3 bezüglich BAWAG: Verstehen Sie bitte, daß ich zu den Aussagen der BAWAG keine Stellungnahme abgebe, aber ich kann Ihnen schon sagen, daß natürlich jeder der drei potentiellen Käufer wirtschaftlichen Nutzen, Synergien aus dieser Transaktion ziehen muß. Daher ist es klar, daß bei jedem der drei potentiellen Käufer Restrukturierungen und Restrukturierungsschritte erforderlich sind. Welche Auswirkungen das auf die Konkurrenten auf dem Markt hat, müßten diese selbst beurteilen.
Zur vierten Frage: Ertragsrückgang im Kreditapparat. Ich habe schon erwähnt, daß Österreich – und das stellt jede Rating-Agentur fest – in besonderen Regionen, insbesondere in den Ballungszentren, ein überaus dichtes Filialnetz im europäischen Vergleich hat. Daß diese Überkapazitäten im Benchmarking, im Außenvergleich, im Vergleich mit den Wettbewerbern in anderen Ländern natürlich schrittweise und mittelfristig abgebaut werden müssen, ist unbestritten. In jedem Falle muß das so sein, um die Wettbewerbsfähigkeit des österreichischen Bankwesensektors auch zu sichern.
Internationale Beispiele zeigen uns, daß bei Bankübernahmen die Kosten langfristig gesenkt werden können. Das ist auch ohne forcierten Mitarbeiterabbau möglich. Die Umsätze bleiben bei den internationalen Beispielen im Regelfall nahezu konstant. Insgesamt würden dadurch die Erträge bei den betroffenen Banken und somit auch im Kreditapparat steigen.
Zur Frage 5: Verlust von Arbeitsplätzen. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich glaube, daß für uns die Lehren, die wir aus den Fällen Traiskirchen, Semperit, Continental zu ziehen haben, relativ klar sind. Wir wollen – und das ist erklärtes Ziel auch der Bundesregierung – ohne falschen Chauvinismus – ich bin sehr froh darüber, daß viele internationale Konzerne sehr erfolgreich in Österreich tätig sind. Wir hätten Zehntausende hochqualifizierte Arbeitsplätze in Österreich nicht, wenn nicht eine große Zahl von internationalen Konzernen – von Philips angefangen über Sony, General Motors, Chrysler und Siemens und wie sie alle heißen mögen – in Österreich tätig wären.
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