Bundesrat Stenographisches Protokoll 620. Sitzung / Seite 118

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digkeit, Unternehmensgrößen zu schaffen, die im globalen Wettbewerb nicht nur bestehen können, sondern auch eine Art Lokomotivenfunktion einnehmen können. Aktuellster Fall für die Schaffung eines Megaunternehmens – allerdings nicht in Europa – ist ja der Zusammenschluß der beiden Flugzeuggiganten Boeing und McDonnell Douglas, was nebenbei bemerkt auch enorme Auswirkungen auf den europäischen Airbus haben wird.

Auf der einen Seite gibt es also sehr große Unternehmen, die als Global Players auftreten, und auf der anderen Seite gibt es kleine Unternehmen, die aufgrund ihrer Spezialisierung oder aufgrund einer durchdachten Nischenpolitik und nicht zuletzt auch aufgrund ihrer Wendigkeit, Flexibilität und Kundennähe erfolgreich agieren können.

Und dann, meine sehr geehrten Damen und Herren, gibt es schließlich noch Unternehmen mittlerer Größenordnung. Ob diese im europäischen Maßstab klein bleiben oder in die Liga der Großen aufrücken können, wird die Entwicklung in der nächsten Zeit zeigen.

Aber nun zu Österreich. Es ist ja kein Geheimnis, daß viele österreichische Unternehmen über eine nicht allzu gute Eigenkapitalausstattung verfügen, um nicht zu sagen, es herrscht in etlichen Bereichen eine offensichtliche Kapitalschwäche vor.

Was nun den Sektor der österreichischen Geldinstitute betrifft, steht sicherlich außer Zweifel, daß wir Einrichtungen brauchen, die mit europäischen Größenordnungen mithalten können. Ein ganz wesentlicher Punkt, meine Damen und Herren, ist dabei auch, daß für Österreichs Wirtschaft und Industrie solche Einrichtungen vor Ort zur Verfügung stehen. Allerdings müssen diese Einrichtungen auch wirtschaftsgerecht konstruiert sein. Damit meine ich vor allem den äußerst wichtigen Aspekt der Unabhängigkeit.

Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang auf die USA hinweisen, genauer gesagt auf den Banking Act aus dem Jahre 1933. Dieser Banking Act hindert amerikanische Banken daran, größere Pakete an Firmen zu halten, um eine Gerechtigkeit zwischen den Kundeninteressen und den Eigeninteressen der Bank zu schaffen.

Meine Damen und Herren! Diesen Gedanken weiterführend meine ich, daß es auch, und zwar nicht nur aus der Sicht der Wirtschaft, höchst erstrebenswert ist, wenn eine Bank über eine breit gestreute Eigentümerstruktur verfügt, denn damit wird die Verfolgung bestimmter Eigeninteressen, die im Gesamtzusammenhang gesehen eher kontraproduktive Wirkung haben, von vornherein weitgehend verhindert.

Wir in Österreich stehen jetzt vor einer Situation, in der wir die Gelegenheit haben, zu beweisen, daß wir die Zeichen der Zeit erkannt haben. Wie nie zuvor haben wir nun die Gelegenheit, eine Institution oder Institutionen zu schaffen, die die von mir soeben genannten Voraussetzungen erfüllen, aber gleichzeitig die Möglichkeit schaffen, im Orchester der Größeren mitspielen zu können.

Diese Chance, meine sehr geehrten Damen und Herren, sollten wir auch noch aus einem anderen Grund nützen. Immer dann, wenn es darum geht, größere Summen aufzubringen, heißt es: Wer kann das schon bei uns? – Das können doch höchstens diejenigen Institutionen, die mehr oder minder in einem Nahverhältnis zur öffentlichen Hand stehen.

In dieser Situation scheinen wir uns in bezug auf die Kausa Creditanstalt und Bank Austria zu befinden. Nach Anbotlegung der Interessenten an der CA wird es der Finanzminister sicher nicht leicht haben, eine EU-konforme und doch österreichische Lösung für diesen Fall, für diesen Problemkreis zu finden, und zwar speziell dadurch, daß möglicherweise, nach beschlossener totaler Rücknahme des Staatseinflusses auf die CA, dieser Einfluß in ähnlicher Form durch eine Kommune ersetzt werden könnte. Nun, das kann nicht im Sinne des Erfinders sein!

Demgegenüber möchte ich gerne in Erinnerung rufen, daß die Österreicherinnen und Österreicher in Summe bekanntlich über enorme Sparguthaben verfügen, wie gerade vorhin ausgeführt wurde. Diese Sparguthaben liegen nach wie vor in einem sehr hohen Ausmaß auf dem guten alten Sparbuch. Es genügt daher nicht, wenn wir immer wieder beklagen, in welch ge


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