Bundesrat Stenographisches Protokoll 621. Sitzung / Seite 40

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Die Gesamtzahl hat gegenüber 1995 um 7 Prozent zugenommen. Demgegenüber ist ein Rückgang der Anzahl der vollversicherten Beschäftigten um 27 000 zu verzeichnen, und die Anzahl der geringfügig Beschäftigten in absoluten Zahlen stieg um 10 000.

Bereits 15 Prozent der Beschäftigungsverhältnisse bei Arbeiterinnen sind geringfügig. Bei den weiblichen Angestellten ist die Situation etwas besser, da sind es nur 4 Prozent. Im nächsten Jahr werden wir allerdings auch hier eine andere Berichterstattung mit höheren Zahlen vornehmen müssen, weil sich, wie gesagt, die Ladenöffnungszeiten und die damit verbundenen Beschäftigungsverhältnisse – entweder Teilzeit oder geringfügig – massiv auswirken werden.

Ein gravierender Umstand in diesem Zusammenhang: Die Hälfte aller geringfügig Beschäftigten ist nur geringfügig beschäftigt, hat also ein Einkommen in Höhe von 3 600 S. Ich möchte mich hier wirklich jeder gesellschaftspolitischen Bewertung enthalten, es ist ein Faktum. Während es sich beim Großteil der männlichen geringfügig Beschäftigten um Personen handelt – es sind vorwiegend Studenten oder Pensionisten –, für die das wirklich ein Zubrot ist, handelt es sich bei den Frauen vielfach um Wiedereinsteigerinnen. Das wird auch durch die Tatsache untermauert, daß der stärkste Anstieg im Bereich der geringfügig Beschäftigten ungefähr um das 30. Lebensjahr erfolgt.

Ich habe jetzt von "Wiedereinsteigerinnen" gesprochen, und auch das ist ein weiteres typisch frauenspezifisches Problem auf dem Arbeitsmarkt. Die Gefahr für den Arbeitsplatz besteht darin, daß eine Berufsunterbrechung – bei Frauen eben meistens die Babypause, also die Zeit nach dem Karenzurlaub – dann meistens zu einem Urlaub auf Lebenszeit wird, denn rund 30 Prozent aller Frauen, die ihre Erwerbstätigkeit aus diesen Gründen unterbrochen haben, fassen auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr Fuß.

Das ist durchaus verständlich – damit Sie mir nicht unterstellen, ich hätte überhaupt kein Verständnis für Arbeitgeber; wir kennen die Probleme, ich gebe auch zu, daß ich mit einem langjährigen Karenzurlaub nie sehr glücklich war –, denn die rasante technische Entwicklung und die Veränderungen der Arbeitsmittel und -organisation machen es Arbeitnehmerinnen natürlich immer schwieriger, auf dem laufenden zu bleiben, und ich glaube, es ist richtig, hier Überlegungen anzustellen – im Bereich der ÖGB-Frauen tun wir das –, wie wir diese Pause inhaltlich besser überbrücken können.

Es führt diese Tatsache also nicht nur zu einem Karriereknick, zu einem Knick im finanziellen Berufsverlauf. Nach meinen eigenen Berechnungen – ich stelle diese Behauptung auf – erlebt eine Frau durch den Karenzurlaub eine finanzielle Unterbrechung, die einem Stillstand von fünf Jahren entspricht.

Es ist auch das Verständnis der Arbeitgeber für den Wiedereinstieg nicht immer vorhanden. Ich gebe aber durchaus zu, daß es problematisch ist, wenn man für zwei Jahre einen Ersatz eingestellt hat, mit diesem Ersatz zufrieden ist und dann wieder eine Änderung herbeiführen soll.

Wichtig ist es – ich habe gesagt, ich werde keine Forderungen aufstellen, und auch diese Forderung ist nicht an den Sozialminister zu richten, sondern an die Sozialpartner, wobei die Gesetzgebung dann durchaus die Finalisierung vorzunehmen hat –, die vier Wochen Kündigungsschutz nach dem Karenzurlaub auszudehnen, weil die 26 Wochen, die wir fordern, die Voraussetzung dafür bedeuten würden, einerseits wieder Anschluß an die vorher ausgeübte Tätigkeit zu finden oder andererseits im schlimmsten Fall, wenn das nicht mehr möglich ist, mit 26 Wochen einen weiteren Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung zu erwerben.

Wiedereinsteigerinnen haben aber auch, wie uns allen bekannt ist, mit den fehlenden Kinderbetreuungseinrichtungen zu kämpfen, und dort, wo sie in ausreichender Zahl vorhanden sind, sind sie nicht immer bedarfsgerecht. Ich glaube daher, es ist gemeinsam mit den Trägern dieser Einrichtungen nach einer weiteren Finanzierungsmöglichkeit zu suchen. Es kann bei den derzeitigen Beträgen ganz einfach nicht bleiben.


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