Bundesrat Stenographisches Protokoll 621. Sitzung / Seite 41

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Die Hälfte aller erwerbstätigen Frauen in Österreich hat Kinder unter 15 Jahren zu versorgen, und bei den Alleinerzieherinnen ist diese Situation natürlich ganz prekär, wenn man davon ausgeht, daß deren Anzahl 115 000 beträgt.

Kinderbetreuungseinrichtungen sind also eine Grundvoraussetzung, um die Situation für die Frauen auf dem Arbeitsmarkt und in der Arbeitswelt zu verbessern. Übrigens: Nur 18 Prozent dieser Alleinerzieherinnen sind teilzeitbeschäftigt. Daraus resultiert auch, daß es richtig ist, zu behaupten, daß gerade für Alleinerzieherinnen die Abhängigkeit von Kinderbetreuungseinrichtungen eine ganz besondere ist.

Noch eine Zahl, die Sie vielleicht auch kennen: Der Europavergleich bei Kinderkrippen – also die Versorgung von Kindern unter drei Jahren – fällt für Österreich nicht gerade sehr positiv aus. Dänemark ist mit 48 Prozent versorgt und – um nur eine Zwischenzahl zu nennen – in Italien und Spanien, beides Länder, in denen man eigentlich eine konservative Einstellung zur Frau voraussetzen könnte, sind es immerhin 5 Prozent, während es in Österreich nur 2,4 Prozent sind. Noch dazu ist auch die regionale Verteilung dieser Möglichkeiten eine sehr problematische, weil es, wenn vorhanden, Kleinkinderbetreuungseinrichtungen eher im städtischen Bereich gibt. Im ländlichen Bereich sind Frauen nach wie vor fast ausschließlich auf die Hilfe der Familie angewiesen.

Eine ähnliche Situation haben wir auch bei den Kindergärten: Frankreich 95 Prozent, Italien 85 Prozent – ich schenke mir diese lange Liste –, in Österreich sind es 61 Prozent. Es ist die Situation hier sicher besser, aber auch nicht ausreichend. Wir sind also ein – wenn Sie so wollen – Schlußlicht in der Reihe der europäischen Versorgung, und ich hoffe, daß es uns gelingt – nicht nur dem Sozialminister allein –, gemeinsam diese Aufgaben zu bewältigen.

Ich habe schon darauf hingewiesen, daß die 26 Wochen Behaltefrist ein ganz wesentlicher Umstand für den Wiedereinstieg sind. Diese Bereitschaft muß jedoch die Wirtschaft an den Tag legen, denn die Wirtschaft kann nicht einerseits ihre Bedürfnisse in den Vordergrund stellen, und die Erfüllung dieser Bedürfnisse hat dann die öffentliche Hand über den Gesetzgeber zu erledigen. So, meine Damen und Herren, wird die Geschichte nicht funktionieren. Ich denke, wir müssen als Politiker ehrlich genug sein, unsere Kräfte auch dort wirksam werden zu lassen, wo wir als Mandatare nicht unmittelbar gefordert sind. Sozialpartner werden zwar immer ein bißchen als die Verhinderer positiver Regelungen im Parlament angesehen, aber dort entsteht das, worauf dann der politische Mandatar aufbauen und seine gesetzgebende Stimme erheben kann.

Ein weiteres Problemfeld für Frauen auf dem Arbeitsmarkt entsteht durch das zugegebenermaßen noch immer merkliche Nachhinken der Frauen bei ihrer Ausbildung. Obwohl das Bildungsniveau in den letzten 20 Jahren enorm gestiegen ist, konnte das Defizit bis dato nicht wirklich beseitigt werden.

In Österreich hat sich der Anteil der Frauen, die keine über die Pflichtschule hinausgehende Ausbildung haben, von 73 auf 51 Prozent verringert. Trotzdem hat in Österreich noch immer ein Viertel der 20- bis 25jährigen Frauen lediglich Pflichtschulausbildung. Im Durchschnitt der OECD-Länder sind das nur 9 Prozent. Ich denke, daß bereits im Bereich der Lehrausbildung – auch mit Überwinden traditioneller Vorstellungen – ein wichtiger Ansatz liegt, eine Grundlage für eine bessere Situation für Frauen in der Arbeitswelt zu schaffen, da es eben um die Fragen der Ausbildung geht.

Der Anteil der arbeitslos gemeldeten Frauen, die keinen oder nur einen Pflichtschulabschluß haben – hier habe ich nur eine Wiener Zahl – liegt in Wien bei 50 Prozent. Ich denke, daß das doch ein Umstand ist, dem besonderes Augenmerk zu schenken ist. Und wieder sei darauf hingewiesen, daß das auch eine Aufgabe der Wirtschaft ist, denn Lehrlingsausbildung zu forcieren, qualitativ hochstehende Lehrlingsausbildung zu forcieren, ist Aufgabe der Wirtschaft, wobei die Unterstützung durch die öffentliche Hand zum Teil bereits vorhanden ist und alles darangesetzt wird, sie auch zu geben. Ich erinnere nur etwa daran, daß man bezüglich der Sozialversicherungsbeiträge bei Lehrlingen Erleichterungen schaffen will, daß es Ausbildungs


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