Bundesrat Stenographisches Protokoll 622. Sitzung / Seite 33

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

nicht, ob Frau Dr. Riess heute die Absicht gehabt hat, über die Oppositionsgrenzen hinweg Solidargesinnung zu zeigen. Ich habe aber heute in Ihren Ausführungen Anklänge von Solidargesinnung gehört. Dafür danke ich Ihnen.

Ich danke auch allen drei Fraktionen, vor allem Kollegen Kone#ny, Frau Vizepräsidentin Haselbach und Herrn Vizepräsidenten Weiss, daß es möglich war, uns in einem eigenen Arbeitskreis zu treffen, der sich mit Bundesstaats- und Bundesratsfragen beschäftigt. Wir hoffen, ohne Zeitdruck, in Ruhe, gemeinsam auch mit dieser Bundesregierung einiges zustande zu bringen. Und bitte seien Sie nicht erstaunt, Herr Kanzler, wenn wir vielleicht in dem einen oder anderen unterschiedlicher Meinung sind, etwa hinsichtlich des Konsultationsmechanismus und so weiter. Wir wissen um die Grenzen unserer Möglichkeiten, aber man soll bitte nicht glauben, daß wir die Situation nicht real zu erfassen vermögen. Außerdem sage ich Ihnen: Wie schön der Konsultationsmechanismus auch sein mag – keinem Kanzler, keinem Minister wird die Ministerverantwortlichkeit abgenommen. Sie kann auch nicht mit einem Konsultationsmechanismus abgeschafft werden, auch jeder Landeshauptmann trägt seine Verantwortung.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! All das, was sich hier ereignet, ereignet sich in Solidargesinnung vor einer pluralen Gesellschaft. Ich bitte Sie, egal ob Sie manuell oder intellektuell tätig sind, selbständig oder unselbständig erwerbstätig: Würdigen wir doch auch in einem europäischen Zeitalter die Leistungen der Landwirte, die unsere Heimat für uns pflegen! Anerkennen wir doch bitte schön, welche Leistung es ist, wenn ein junger Mensch den Betrieb seines Vaters übernimmt, wenn er selbst einen Betrieb gründet. Ich bin jedesmal erstaunt, wenn ich in Niederösterreich zu Versammlungen fahre, wie sich auch in kleinen Tälern Unternehmerpersönlichkeiten entfalten – ich nenne nur das Triestingtal in meinem Heimbezirk Baden. Dort ist Großes geleistet worden.

Es ist heute schon auf das duale System hingewiesen worden, das eine Kraftquelle für das Österreich im größeren Europa ist. Die Frage der Lehrlingsausbildung müssen wir gemeinsam lösen, das ist die fortgesetzte, konkrete, soziale Partnerschaft. Wie immer die Kompetenzen bei der Forschung verteilt werden, es wird notwendig sein, die akademische auch mit der praktischen technologischen Forschung zu verbinden. Diesbezüglich ist Großes in den Betrieben geleistet worden.

Mein sehr verehrten Damen und Herren! Wir sollten uns mehr als bisher bemühen, all das zu verwirklichen. Das möchte ich Dr. Vranitzky auch noch nachsagen: Er hat sicherlich nicht alles tun können, was er wollte, aber er hat sich auf diesem Weg über die Fraktionsgrenze hinweg immer bemüht, all das, was er getan hat, mit einem bestimmten Maß an Kultur zu tun. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Meine Damen und Herren! In einer Zeit, in der die Formlosigkeit nur eine milde Form des Terrors ist – ich befürchte nicht, daß heute abend beim Opernball wieder Krawalle stattfinden, obwohl das nicht das größte Problem ist, es wird ohnehin nicht der Fall sein –, sollten wir uns bemühen, ein bestimmtes Maß an Kultur miteinzubringen. Denn es gibt eine Reihe von Leuten – Sie werden es in Ihren Sprechstunden oder bei Versammlungen bemerken –, die oft die eine oder andere Äußerung, die aus dem Zusammenhang gerissen ist, nach vielen anderen Dingen, die viel wichtiger sind, beurteilen, dann aber darüber hinwegsehen. Der Herr Bundeskanzler hat es schon gesagt: Wir sollten uns mehr als bisher bemühen, auf den Menschen zuzugehen.

Da der Präsident der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft in Wien, Manfred Mautner Markhof, heute – unter Anführungszeichen – unser "Geburtstagskind" ist, erlauben Sie mir, mit einigen Sätzen zu schließen, die Sie, meine Herren von der Regierungsbank, vielleicht schon gelesen haben, beziehungsweise wünsche ich mir, daß Sie sie in der Zukunft lesen werden.

Wenn Sie bei der St. Patriks Cathedral an der Fifth Avenue in New York zum Rockefeller-Center gehen, in dem man nicht mit dem Lift fahren kann, weil die Japaner das jetzt nicht mehr erlauben, dann können Sie die in Stein gehauenen Sätze des Rockefeller lesen: "I believe". – Ich nehme an, daß Sie alle viel besser Englisch können als ich, ich zitiere jetzt aber trotzdem auf


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite