Bundesrat Stenographisches Protokoll 625. Sitzung / Seite 26

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pauken, könnte man sagen, es ist eine hysterische Aktion. Wenn wir es wirklich im vollen Bewußtsein der uns auferlegten Verantwortung beraten könnten, dann könnten wir sagen, wir werden einer historischen Aufgabe gerecht.

Ein Direktor der Österreichisch-Albanischen Gesellschaft formulierte es vor geraumer Zeit so: Hand in Hand mit Italiens Kaufleuten und Industriellen können wir ein neues Land der Kultur erschließen, dem Wohlstand entgegenführen. Schauen wir die Dinge an, so wie sie sind, ohne rosaroten Optimismus, aber mit gesundem Vertrauen in die eigene Kraft, ohne leichtfertiges Hineinspringen, aber auch ohne gar zu ängstiges Zaudern. Packen wir die uns gestellte neue Aufgabe praktisch an. Es gibt Arbeit in Albanien in Hülle und Fülle, Arbeit, die auch lohnend ist, die gewinnbringend sein wird, die unserer Industrie große und sichere Absatzgebiete öffnen kann, wenn wir nur wollen. – Datum: 18. 3. 1914 im Haus der Industrie.

Meine Damen und Herren! Damit will ich nur aufzeigen, daß wir Österreicher diesen albanischen Bereich nie oberflächlich gesehen haben. Für die Unabhängigkeit Albaniens wurde uns auch von den Albanern stets sehr gedankt. Lord Byron, der 1818 Albanien bereiste, singt denn auch in "Harrold’s Pilgerfahrt": Ihr Zorn ist tödlich, ihre Freundschaft echt, wenn sie für Ehr und Treu geh’n in den Tod.

Und da will ich etwas anklingen lassen: daß dieser albanische Einsatz nicht ungefährlich ist aufgrund der Eigenschaften des albanischen Volkes, welches ein sehr beherztes, ein mutiges Volk ist, ein treues Volk ist, Eigenschaften, die aber, wenn es sich, zu Recht oder nicht, verletzt fühlt, umschlagen können in grenzenlosen Haß gegenüber jenen, die jetzt dort unten arbeiten sollen.

Erinnern wir uns doch, mit welchen Anstrengungen, mit wieviel Mühen die Österreicher, ja die Weltgemeinschaft überhaupt, am Balkan tätig waren. 1991 erobert die jugoslawische Volksarmee Kroatien. Vukovar liegt unter Artilleriefeuer. Ein Außenminister namens Michelis – ich glaube, er schaut jetzt die Welt durch Schwedische Gardinen an – wollte nichts davon gemerkt haben.

Zweitens: Das generelle Waffenembargo nimmt Kroatien und Bosnien-Herzegowina das Recht auf effektive Selbstverteidigung. Hier wurde ich damals, vor sechseinhalb Jahren, als ich die Möglichkeit der Selbstverteidigung gefordert habe, wie sie den Völkern dort genommen worden ist, von ÖVP-Seite als Kriegshetzer kritisiert. Heute wissen wir, wie falsch es war, diesen Leuten nicht die Waffen zu geben.

Ich erwähne diese bosnisch-herzegowinischen Auseinandersetzung, überhaupt diese jugoslawische Auseinandersetzung nur, weil heute schon mehrfach hier angesprochen worden ist, wie stark der Einfluß dieser Auseinandersetzungen auch auf die albanische Frage ist.

Drittens: Der stellvertretende bosnische Regierungschef Durajcic wird von serbischen Milizen in einem UNPROFOR-Fahrzeug erschossen. Man sieht, so leicht ist das Leben dort unten nicht, wenn die Leute losgelassen sind. Nicht einmal UNPROFOR war in der Lage, einen Regierungschef zu schützen. Er wurde aus dem gepanzerten Fahrzeug herausgezogen – Sie können sich vielleicht noch an die dramatischen Fernsehbilder erinnern –, und er wurde vor den Fernsehkameras, vor den UNO-Soldaten erschossen.

Das ist der "Feuerwehr"-Einsatz, den unsere Soldaten in Albanien leisten sollen!

Viertens: Die UNPROFOR ist untätig in Srebrenica, als serbische Eroberer Muslime massenweise erschießen.

Fünftens: Westliche Mächte belohnen den serbischen Aggressor mit der Hälfte von Bosnien-Herzegowina.

Hans Benedikter, ein Südtiroler, der das schreibt in "Die bitteren Früchte von Dayton", betont, daß diese Politik so ist, als hätte Hitler einen Teil der von ihm eroberten Gebiete behalten dürfen.


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