Bundesrat Stenographisches Protokoll 626. Sitzung / Seite 41

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11.19

Bundesrat Dr. DDr. h. c. Herbert Schambeck (ÖVP, Niederösterreich): Frau Präsidentin! Frau Landeshauptfrau! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Hoher Bundesrat! Die Güte einer menschlichen Beziehung und einer Begegnung im privaten oder öffentlichen Leben spürt man dann, wenn man sich nachher anders fühlt als vorher. Und ich glaube, daß wir alle, ganz gleich, welcher Fraktion wir angehören, heute, nach dem Erleben der Landeshauptfrau der Steiermark, nach ihren Ausführungen ein anderes Gefühl haben als vorher.

Die Bundesräte der Österreichischen Volkspartei, die die Frau Landeshauptfrau Klasnic seit vielen Jahren kennen, haben ein bestätigendes, bereicherndes Gefühl, und diejenigen, die nicht ihrer Fraktion angehören, haben vielleicht das Gefühl, mit jemandem, der Verantwortung trägt, im Gespräch zu stehen, denn Verantwortung tragen verlangt Antwort geben, und in ihrem Schlußwort hat die Landeshauptfrau jedem eine Antwort auf all die Fragen, die er aufgrund seiner Verantwortung hier, sei es als sozialdemokratischer Bundesrat, sei es als freiheitlicher Bundesrat oder sei es als Bundesrat der Österreichischen Volkspartei, gestellt hat, gegeben. Das ist, glaube ich, der Weg, den wir brauchen, um im Miteinander für die Bürger Österreichs da zu sein. Man kann es nicht oft genug sagen: Es interessiert niemanden, wer mit wem streitet, sondern vielmehr, wer für jemanden da ist.

Ich erinnere mich noch sehr gut an meine Begegnung mit der Landeshauptfrau Klasnic in Neuberg – das war das erste Mal, als ich sie in ihrer jetzigen Funktion erlebt habe –, daran, daß eine Vielzahl von jüngeren und älteren Menschen mit ihren Sorgen zu ihr gekommen ist, darunter auch ein Familienvater mit drei Kindern, daß sie vom Tisch des Bundespräsidenten aufgestanden ist und sich ihnen zugewandt hat. Man hat ganz deutlich gemerkt, daß der genannte Familienvater danach mit der Gewißheit weggegangen ist, daß da jemand da ist, der für seine Sorgen aufgeschlossen ist.

Meine sehr Verehrten! Wir alle als Mandatare, die den Eid auf die Republik Österreich geleistet haben, haben damit auch den Eid für die Weiterentwicklung und für die Bewahrung der Ordnung geleistet. Wir müssen alle gemeinsam dafür sorgen, daß sich kein Mensch ausgegrenzt fühlt und genötigt ist, sich in Grenzsituationen, in Grenzgruppierungen zu begeben, um gegen den Staat aufzustehen. Es ist sehr wichtig, zu repräsentieren und zu integrieren, und wir durften dies heute bei Waltraud Klasnic erleben.

Ich möchte diese Gelegenheit, weil sie sich in meinem Leben nicht mehr bieten wird, auch dazu wahrnehmen, zu sagen, daß ich die Frau frühere Bundesrätin und jetzige Landeshauptfrau Klasnic, als sie diesem Haus angehörte, einige Jahre erlebt habe. Ich war damals schon Fraktionsobmann. Ich war mir in meinem ganzen Leben bewußt, daß man eigentlich immer auch ein Fackelträger ist: Jeder hat einen Teil der Verantwortung zu tragen, und diese hat er dann weiterzugeben. Ich habe mich im Hinblick auf meine beruflichen und politischen Aufgaben immer gefragt: Was ist, wenn mir etwas passiert, wer kann dann meine Aufgaben übernehmen? Ich habe auf akademischem Gebiet dafür Vorsorge getroffen. Ich sage es heute ganz ehrlich: Es war nach der Tagung in Maria Trost, wo wir alle mit den ÖVP-Bundesräten beisammen gewesen sind, als ich bei mir zu Hause in bezug auf den politischen Bereich deponiert beziehungsweise gesagt habe: Sollte mir etwas passieren und solltet ihr euch überlegen, wer nach mir – damals war noch keine Rede davon, daß der feministische Zug bei einigen eintrifft oder daß man die Gleichbehandlung nötig hat – kommen soll, dann bitte ich euch, an Waltraud Klasnic zu denken.

Der Weg, den die ehemalige Bundesrätin Klasnic dann gegangen ist, war ein anderer. Ich darf sagen: Ich bin auf die Steiermark nicht eifersüchtig. Vielmehr bin ich stolz darauf, daß gerade die Grüne Mark jenes Bundesland ist, das die erste weibliche Landesobfrau stellt. Nach einem beispiellosen Weg als Landtagsabgeordnete, als Mitglied des Präsidiums des Landtages und als Landesregierungsmitglied ist die ehemalige Bundesrätin Klasnic nun Landeshauptfrau.

Meine Damen und Herren! Wir haben uns, und zwar alle drei Fraktionen, oftmals in diesem Haus geradezu in einem Wettstreit befunden, wie wir den Verpflichtungen in bezug auf ein gemeinsames Europa nachgehen können. Ich war heute sehr beeindruckt – ich konnte das als Präsident vom Präsidium aus nicht sagen, aber jetzt darf ich mich dazu äußern – von den


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