Bundesrat Stenographisches Protokoll 626. Sitzung / Seite 86

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

zu schaffen, das die Österreicherinnen und Österreicher dazu ermuntert, ihre Ideen und ihre gute Ausbildung dafür einzusetzen, sich selbständig zu machen und ein Unternehmen zu gründen. (Vizepräsident Weiss übernimmt den Vorsitz.)

Das beginnt schon einmal bei der Bürokratie. Natürlich muß alles seinen geregelten und rechtlich einwandfreien Ablauf haben, aber das darf nicht dazu führen, daß eine Betriebsgründung zu einem bürokratischen Spießrutenlauf ausartet.

Das betrifft im übrigen nicht nur Betriebsgründungen, sondern die schwerfälligen Behördenwege bremsen auch die Vorhaben bestehender Unternehmen. In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine Untersuchung hinweisen, die von der Wirtschaftskammer vor zwei Monaten präsentiert wurde. Demnach ziehen sich Genehmigungsverfahren für Betriebsanlagen in Österreich im Durchschnitt über mehr als ein Jahr hin, konkret über 409 Tage. Der Vergleichswert in Deutschland, das auch über eine eher ausgeprägte Bürokratie verfügt, liegt bei 210 Tagen, also deutlich darunter.

Daß es durchaus auch anders geht, zeigt etwa das Beispiel Grieskirchen, wo es mittels Optimierung organisatorischer Abläufe gelungen ist, die Dauer von Genehmigungsverfahren von zehn auf drei Monate zu verkürzen.

Ich möchte aber wieder auf das Thema Unternehmensgründungen zurückkommen: Ein zentrales Anliegen in diesem Konnex ist sicherlich auch eine Verbesserung der Eigenkapitalausstattung. Das ist ein Bereich, um den es in Österreich generell nicht zum allerbesten bestellt ist. Die Tatsache, daß der Bereich Risikokapital in Österreich stark unterentwickelt ist, ist nämlich auch ein wesentlicher Hemmschuh auf dem Weg zur Unternehmensgründung.

Last but not least möchte ich auf einen Punkt zu sprechen kommen, der in den Bereich der Mentalität hineinführt: auf die Risikobereitschaft. Den Menschen in unserem Land muß wieder das Gefühl gegeben werden, daß sich Risiko lohnt. Unternehmertum und Selbständigkeit bedeuten Risiko, da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Leider ist aber hierzulande festzustellen, daß einem Unternehmer, der einen Fehlschlag erleidet, kaum mehr Chancen für einen weiteren Versuch eingeräumt werden, mehr noch: Nach einem Fehlschlag ist sein Ruf ruiniert.

Meine Damen und Herren! Nehmen wir uns ein Beispiel am diesbezüglichen Denken in den USA: Dort wird einem Menschen, wenn er über eine gute Idee verfügt, auch nach einem gescheiterten Versuch eine Chance gegeben. Dort herrscht die Einstellung, daß der Betroffene nach dem Fehlschlag aus seinen Fehlern gelernt haben sollte. Bitte verstehen wir uns nicht falsch: Ich möchte keineswegs Betrügern das Wort reden, die auf Kosten anderer das schnelle Geld machen wollen. Was ich sagen will, ist, daß wir unser Verhalten gegenüber Menschen ändern müssen, die bereit sind, Risiko auf sich zu nehmen, dann aber aus Pech einen Fehlschlag erleiden. Wenn wir dazu nicht bereit sind, dürfen wir uns nicht wundern, wenn junge Menschen jegliches unternehmerisches Risiko scheuen und ihre berufliche Idealvorstellung in einer Pragmatisierung sehen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der vorliegende Bericht behandelt in einem großen Kapitel auch ausführlich die Rahmenbedingungen für die österreichischen kleinen und mittleren Unternehmungen in der EU und hält dabei unter anderem fest, daß der Binnenmarkt den kleinen und mittleren Unternehmungen verhältnismäßig mehr Vorteile bietet als den größeren Unternehmungen.

Meine Damen und Herren! Ich möchte nun aber nicht auf die in diesem Bericht des Wirtschaftsministers angeführten Details eingehen, sondern im Zusammenhang mit der EU auf das Thema Euro zu sprechen kommen. Auch oder, besser gesagt, gerade für die kleinen und mittleren Unternehmen ist die Einführung des Euro von großer Bedeutung. Gerade die kleinen und mittleren Unternehmen, kurz KMU genannt, leiden unter den starken Wechselkursschwankungen. An dieser Stelle möchte ich einfügen, daß im vorliegenden Bericht des Wirtschaftsministers unter der Überschrift: "Die Exporttätigkeit von KMU" folgendes festgestellt wird. – Ich darf zitieren: "Die Zunahme der direkten Exporte, aber auch der indirekten Exporte durch Zulieferungen an exportierende Großbetriebe bewirkt ein relativ starkes Wachstum der Wertschöpfung".


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite