Bundesrat Stenographisches Protokoll 626. Sitzung / Seite 87

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Meine Damen und Herren! Sprechen Sie einmal mit einem Vertreter eines exportierenden Unternehmens, was Währungsschwankungen für ein Unternehmen bedeuten. Dafür gibt es genug Beispiele. Aber nicht nur die exportierenden Unternehmungen profitieren von einer europäischen Währung. Ich erinnere nur an den deutlichen Rückgang an italienischen Gästen im heimischen Fremdenverkehr, als sich der Kurs der italienischen Lira seinerzeit im Sturzflug befand. Laut EU-Berechnungen sind den Volkswirtschaften in den Europäischen Union allein im Jahr 1995 400 Milliarden Schilling durch Währungsschwankungen abhanden gekommen, das ist eine stattliche Summe. Außerdem sind auch noch die Wechselkosten zu berichtigen, die in der EU jährlich 200 Milliarden Schilling ausmachen. – Die soeben genannten Zahlen sprechen eine außerordentliche deutliche Sprache, auch unter Berücksichtigung der Tatsache, daß die Einführung des Euro Umstellungskosten verursacht.

Meine Damen und Herren! Gestatten Sie mir ein paar Worte zu den Sparkursen europäischer Regierungen im allgemeinen und zum Sparkurs unserer Regierung im besonderen. Es war schon höchste Eisenbahn – wenn ich das so salopp formulieren darf –, die Sanierung der Staatsfinanzen in Angriff zu nehmen, mit oder ohne Euro. Denn nicht die geplante Einführung des Euro ist Ursache dafür, daß Einsparungen bei Staatshaushalten vorgenommen werden müssen, sondern das jahrelange Über-die-Verhältnisse-Leben. Die geplante Währungsunion ist nun endlich jener Ansporn, der längst fällig war, daß die seit langen notwendigen Schritte auch durchgeführt werden.

Abgesehen vom soeben Gesagten ist die Schaffung der Währungsunion auch die logische Vollendung des Binnenmarkts. Wir haben uns mit großer Zustimmung der Bevölkerung für den Gemeinsamen Markt entschlossen. Ich meine, daß ein gemeinsamer Markt allerdings erst dann als solcher zu bezeichnen ist, wenn er auch über eine gemeinsame Währung verfügt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zum Abschluß meiner Ausführungen möchte auch ich es nicht verabsäumen, mich bei all jenen Damen und Herren zu bedanken, die an der Erarbeitung des Berichts über die Situation der kleinen und mittleren Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft 1995 mitgewirkt haben. Ich bin sicher, daß dieser Bericht noch oftmals als informative Quelle genutzt werden wird, und auch deshalb werden wir unsere Zustimmung dazu geben. – Ich danke. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

14.56

Vizepräsident Jürgen Weiss: Als nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Gottfried Jaud. Ich erteile es ihm.

14.56

Bundesrat Gottfried Jaud (ÖVP, Tirol): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Hoher Bundesrat! Meine Damen und Herren! Bei der Diskussion über diesen Bericht der kleinen und mittleren Unternehmen ist mir aufgefallen, wie vielfältig doch die Facetten der Wirtschaft sind. Und gerade das ist wahrscheinlich der Grund dafür, daß für uns Selbständige die Arbeit so interessant und niemals langweilig ist.

Praktisch 100 Prozent aller österreichischen Betriebe sind Klein- und Mittelbetriebe, und nur 0,16 Prozent sind Großbetriebe, also Betriebe mit mehr als 500 Beschäftigten. Letztere beschäftigen etwas mehr als ein Fünftel der unselbständig Beschäftigten. Fast 80 Prozent der unselbständig Beschäftigten arbeiten in Klein- und Mittelbetrieben. An diesen Zahlen zeigt sich ganz eindeutig die Bedeutung – wie auch meine Vorredner bereits gesagt haben – dieser Unternehmensgröße für Österreich.

Ich bin mit meinem Kollegen Kraml nicht ganz einer Meinung, daß das Lehrlingsproblem ein solch besonderes Problem in unserem Lande ist. Ich persönlich versuche bereits seit einem halben Jahr, für eine Tischlerei einen Lehrling zu bekommen, es ist mir jedoch nicht gelungen, obwohl wir nicht besonders heikel in der Auswahl der Lehrlinge sind: Er sollte wenigstens die dritte oder vierte Hauptschule geschafft haben, dann würde er schon genommen werden. Offenbar sind die entsprechenden Lehrlinge aber nicht vorhanden.


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