Bundesrat Stenographisches Protokoll 626. Sitzung / Seite 116

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mäßig. Es haben sich in den letzten zehn Jahren gerade bei internationalen Kongressen die Voraussetzungen ganz wesentlich verändert. Vor einem Jahrzehnt war der überwiegende Teil von Kongressen so organisiert, daß irgend jemand bezahlt hat, man einen Kongreß abgehalten hat, dort wahrscheinlich sehr gescheite Ergebnisse produziert hat und man dann wieder nach Hause gefahren ist. Im zunehmenden Maße benutzt man jetzt Großkongresse, etwa der Radiologen, aber auch im Technologiebereich, bei denen Tausende Persönlichkeiten aus ganz Europa und aus der ganzen Welt zusammenkommen, auch dazu, um in Form von Ausstellungen, Produktpräsentationen und sonstigen, durchaus im Marketingbereich angesiedelten Operationen die Möglichkeit zu entsprechenden Präsentationen wahrzunehmen.

Sehr geehrter Herr Bundesrat Gudenus! Daher ist etwa eine auf den Quadratmeter bezogene Rentabilitätsberechnung ein wenig zu kurz gedacht. Denn eine internationale Konferenz kann man heute nicht mehr nach dem Raum für die Sessel beurteilen, auf denen die Teilnehmer sitzen, sondern man muß auch jene Flächen in Betracht ziehen, auf denen sich zum Teil ganz wichtige Sponsoren, die den Kongreß überhaupt erst ermöglichen – das ist selbstverständlich auch ein marktwirtschaftlicher Faktor! –, präsentieren können.

Unter diesem Aspekt bestand daher überhaupt keine Frage, daß der Konferenzstandort Wien und Österreich den großen Radiologenkongreß verloren hätte. Ich könnte Ihnen den Briefwechsel durchaus darlegen. Ihr Kollege Trattner ist im Besitz desselben, weil ich ihm die entsprechenden Unterlagen zur Verfügung gestellt habe. Gemäß diesen ist die Entscheidung, daß der internationale Radiologenkongreß in Österreich bleiben wird und auch für die nächsten zehn Jahre fünf Kongresse garantiert und diese bereits durch seine Organe beschlußmäßig abgesichert werden, davon abhängig gemacht worden, daß im Jahr 1999 die zusätzlichen Ressourcen tatsächlich bereits zur Verfügung stehen.

Ich glaube, daß man diese Umwegrentabilitäten nicht einfach von der Hand weisen kann. Denn nach den Berechnungen von Professor Otruba ergibt sich jedenfalls folgender finanzieller Umfang – das ist das zweite Entscheidungskriterium –: Der Kongreß bringt etwa 10 000 Teilnehmer und Aussteller nach Wien, die Tendenz ist steigend. Entsprechende Auslastungen der Hotellerie im Nebensaisonmonat März sind entscheidend. Allein dem Radiologenkongreß entsprechen etwa 286 Ganzjahresarbeitsplätze und Steuereinnahmen in der Höhe von insgesamt 39 Millionen Schilling. Davon entfallen 24 Millionen auf eindeutige Bundessteuern, 4,8 Millionen auf steuerliche Einnahmen für die Stadt Wien, rund 11 Millionen Schilling auf gemeinschaftliche Bundesabgaben. Man kann also mit Fug und Recht sagen, daß auch andere Gebietskörperschaften am Konferenztourismus in Wien partizipieren.

Und auch das dritte Kriterium halte ich für nicht ganz unbedeutend: Wien ist eine der drei UNO-Städte der Welt. Wien ist darüber hinaus die einzige UNO-Stadt innerhalb der Europäischen Union. Das halte ich für einen ganz besonderen Faktor, gerade dann, wenn man tatsächlich an die Zukunft der Europäischen Union glaubt, und ich glaube daran. Es kann von einem ganz gewaltigen Vorteil gesprochen werden, wenn wir im internationalen Bereich in Anbetracht dessen, daß Wien dritte UNO-Stadt und einzige UNO-Stadt innerhalb der Europäischen Union ist, jene Ressourcen entwickeln.

Ich glaube, dies wird der internationalen Reputation unserer Stadt guttun. Wir liegen im Herzen Europas. Wir bieten uns für vielerlei Dialoge an, und zwar in offensiver Form. Denn ich glaube, daß offensive internationale Politik die beste Friedenssicherung ist, die es überhaupt gibt. – Ich danke schön. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

17.14

Präsident Dr. DDr. h. c. Herbert Schambeck: Hoher Bundesrat! Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Bitte, Herr Dr. Königshofer.

17.14

Bundesrat DDr. Franz Werner Königshofer (Freiheitliche, Tirol): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Über die Argumentation der Österreichischen Volkspartei


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